CFP 15.03.2017

Trajectoires, No. 11: Le refus

Eingabeschluss : 19.03.2017

Daniel Rakovsky, Freiburg

[version française ci-dessous]

Trajectoires, No. 11

NON! NEIN!
FORMEN UND ÄUßERUNGEN DES VERWEIGERNS

Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Achills Rückzug in sein Zelt, den Meutereien von 1917, Francos Aufstellen einer Armee um ein rechtmäßig amtierendes Regime zu stürzen, den geheimen Arbeiten des glänzenden Wissenschaftlers Victor Klemperer an seinem LTI, Brechts erfolgreiche Bemühungen um die Befreiung des Theaters von aristotelischen Zwängen, Hippie- Kommunen und Edward Snowdens Enthüllungen über das Ausmaß des US- Überwachungssystems? Sie alle waren Ausdruck einer Verweigerung gegenüber dem eigenen Schicksal oder der Welt.

Nein sagen, etwas verweigern, etwas abschlagen – das sind so übliche und alltägliche Handlungen, dass wir uns eine definitorische Abgrenzung fast ersparen könnten. Aber der Blick auf die mit dieser Handlung verbundene Lexik erlaubt schon einen ersten Befund: ablehnen, absagen, abweisen, ausschlagen, verbieten oder auch zurückweisen sind alles mögliche Alternativen zum Verb verweigern, das wir im Titel dieses Call for Papers vorgeschlagen haben. Sofort sind wir hier mit der Polysemie des Begriffs und der Vielfältigkeit seiner Ausdrucksformen in der Praxis sowie in der Sprache konfrontiert. Insofern liegt die Frage nahe: Was bedeutet verweigern?

Kleine Kinder und Jugendliche machen diese Erfahrung schnell: Die Verweigerung ist eine Möglichkeit, sich zu festigen, seine Unabhängigkeit durchzusetzen und sich durch Abgrenzung zu behaupten. Der Prozess des Nein-Sagens geht Hand in Hand mit der Formierung des Selbstbewusstseins. Man positioniert sich, indem man opponiert. In den westlichen Ursprungserzählungen ist es ein Gründungsakt der Zivilisation: Adam und Eva, die sich über das göttliche Verbot hinwegsetzen, nicht die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu kosten, oder Prometheus, der das alleinige Anrecht der Götter aufs Feuer in Frage stellt. Auf epistemologischer Ebene gehört das Verweigern zur Methode des Erkenntnisgewinns, denn durch das Infragestellen eines Theorems, einer Theorie oder einer Exegese und durch das Dekonstruieren eines Mythos oder einer überlieferten Vorstellung kann die Wahrheit ans Licht gelangen. Zu denken ist hier beispielsweise an Nikolaus Kopernikus, der das geozentrische Weltbild in Frage stellte.

Folglich erscheint das Verweigern als ein konstituierendes Element des freien Denkens, ja sogar des Denkens selbst. Bedeutet denken nicht, die vorgefertigten Modelle in Frage zu stellen, die Dogmen und Zwänge abzulehnen und jede Form bedingungsloser Zustimmung zurückzuweisen (Gutleben, 2012)? Camus schreibt: „Wenn wir unsere Gabe des Verweigerns preisgeben, dann wird unser Einverständnis unvernünftig und gerät aus dem Gleichgewicht. Geschichte wird zur Knechtschaft.“ (Camus, 1951). Die logische Alternative von Ja und Nein ist mit dem moralischen Dilemma der Zustimmung und der Verweigerung verzahnt. Erstere wird verstanden als das passive Annehmen dessen, was sich jedem Individuum bietet, Letztere erscheint wie die aktive Ablehnung dessen, was inakzeptabel geworden ist (Mattei, 2011). Das mit der Ablehnung vorgebrachte „Nein“ ist Ausdruck des Willens, sich dem vorgeblich Normalen und Zulässigen zu widersetzen. Wo diese Verweigerung andere Schicksale mit einschließt, wird sie zum Widerstand.

Was für die Individuen gilt, trifft auch für die Gesellschaften, Kulturen und Zivilisationen zu, die sich regelmäßig über die Verweigerung oder Ablehnung ihrer Vorgänger definieren.

Das bevormundende Erbe der Väter abzulehnen, ist charakteristisch für Identitätskonstruktion und Modernität, aber auch für die Behauptung der eigenen Freiheit.

Man kann die Verweigerung daher nicht mit einer rein negativen Geste gleichsetzen oder mit einem Nein vergleichen, das ausschließlich auf Ablehnung zielt. Verweigerung kann einen schöpferischen Zweck haben. Das „Nein“ der Verweigerung ist nicht nur das Gegenteil des „Ja“ der Annahme, der Zustimmung oder des Einverständnisses, sondern es ist auch das Gegenteil des resignierten Schweigens und des Verzichts. Verweigern heißt also nicht nur „Nein“ sagen, sondern eine Frage verneinen, die noch nicht gestellt wurde – eine Alternative benennen, wo es bisher keine gab. Verweigern bedeutet, einen zuvor inexistenten Oppositionsraum zu schaffen.

Auch wenn das Verweigern eine Handlung ist, die aus Verneinung oder Ablehnung entsteht, so existiert sie doch nur insoweit, als sie als solche vom Individuum oder der Gesellschaft wahrgenommen, bemerkt und bezeichnet wird. Je nachdem, ob das Verweigern sich auf individueller oder kollektiver Ebene, spontan oder organisiert äußert, ob es im Inneren bleibt oder öffentlich zum Ausbruch kommt, können wir mehrere Ausdrucksformen unterscheiden. Sie reichen vom Schweigen bis hin zum öffentlichen Aufschrei, von der Demonstration bis zum Rückzug, von der Disziplinlosigkeit bis zum Widerstand, vom Protest bis zum Aufstand, von der Desertion zur metaphorischen Flucht, von der Verteilung von Flugblättern bis zum Verfassen von Utopien etc. Das elfte Themenheft von Trajectoires untersucht diese verschiedenen Äußerungen und Formen des Verweigerns. Wie werden diese unterschiedlichen Formen von Negativität formuliert, angesehen und in Praktiken, Haltungen, Handlungen und Darstellungen übersetzt? Auch die Objekte der Verweigerung sind ein mögliches Thema. So ist das offensichtliche und direkte Objekt des Verweigerns nicht immer auch seine Finalität: Verweigerte Wilhelm Tell es, sich vor einem Hut zu verbeugen – oder vor der willkürlichen Herrschaft eines Fremden? Lehnte Rosa Parks es ab, ihren Platz im Bus aufzugeben – oder das Opfer einer diskriminierenden und rassistischen Gesetzgebung zu sein? Auch wird deutlich, dass man eine bestimmte etablierte Ordnung ebenso ablehnen kann wie auch einen Wandel, eine Entwicklung oder eine Veränderung. Verweigern ist nicht immer Synonym für Rebellion, sondern kann auch Ausdruck eines reaktionären Verhaltens sein. In dieser Perspektive erscheint es sinnvoll, die gleichbleibenden Mechanismen des Verweigerns herauszuarbeiten, die man sowohl bei progressiven als auch bei konservativen Bewegungen findet.

Für die Beiträge schlagen wir vier verschiedene Zugangsweisen vor, mit denen wir aber keinen Anspruch auf eine vollständige Erfassung des Begriffs erheben, sondern Möglichkeiten für weitere Fragestellungen offen lassen wollen.

1) Von der Verweigerung zum Aufstand
Auch als individuelles Reden und/oder Tun kann die Verweigerung einen kollektiven Protest nach sich ziehen. Dieser Zugang legt besonderes Augenmerk auf politische und gesellschaftliche Bewegungen; hier könnten namentlich der Moment des Übergangs vom simplen „Nein“ zu einer argumentierenden Kritik, des Wechsels vom individuellen zum kollektiven Agieren oder die notwendige Sichtbarmachung der Ablehnung thematisiert werden. Diesbezüglich wäre die bildliche Inszenierung und Ikonographie der Verweigerung ein möglicher Gegenstand, der bislang nur wenig von den Spezialisten der kollektiven Handlungen untersucht worden ist (Dézé, 2013), ebenso wie die Entwicklung der Formen des Protests im digitalen Zeitalter. Man kann die Verweigerung ebenfalls in eine Dialektik einordnen und sich fragen, wohin Verweigerung führt. Ein „Nein“ geht oftmals einher mit einem „Ja“. In diesem Fall schließt die Ablehnung eine Tür, um sogleich eine andere zu öffnen; sie versperrt einen Weg und eröffnet einen anderen. Daher kann man sich die Frage stellen, ob dieses „andere“, zu dem eine solche Ablehnung führt, Gegenteil des Abgelehnten ist – oder einfach eine Alternative. Die Frage stellt sich auch für eine Ablehnung, der keine Taten folgen. Auch kann man sich Gedanken darüber machen, inwiefern Aneignungsstrategien eine ursprünglich verweigernde Haltung zu einer „sterilen“ Ablehnung werden lassen, die nur noch eine Identifikationspose ist.

2) Von der Verweigerung zur Erneuerung
An dieser Stelle soll die kreative und konstruktive Dimension der Ablehnung thematisiert werden, die entsteht, wenn sie sich von ihrer ursprünglichen Negativfunktion löst und eine Heterodoxie hervorbringt, eine Alternative anbietet, die über ein „Nein“ hinausreicht. Beiträge können sich zum Beispiel auf die Fruchtbarkeit negativer Momente als Impulse der Geschichte, für das Schaffen eines Werks oder für den Verlauf einer individuellen Biographie konzentrieren. Umgekehrt kann die Erstellung von (Meister)Erzählungen beleuchtet werden, die im Nachhinein solche negativen Momente rechtfertigen. Als Objekte können hier Utopien – politischer oder ästhetischer Art – dienen, avantgardistische Manifeste oder Erfindungen, die aus einer klar benennbaren und benannten Ablehnung entstanden sind. (Dabei soll aber vermieden werden, alle ästhetische Modernität mit prinzipieller Ablehnung gleichzusetzen.)

3) Von der Verweigerung zum Rückzug
Verweigerung kann sich andererseits auch ausschließlich auf der individuellen Ebene bewegen, oder zumindest keinen öffentlichen Ausdruck finden. Dadurch kann die physische Unversehrtheit oder moralische Integrität gewahrt werden, die bedroht sind. Das Individuum entwickelt angesichts der ihm unerträglich erscheinenden Realität Fluchtstrategien, die für sein Überleben unverzichtbar sind. Zweifelsohne hat dieser Typus der Ablehnung die verschiedensten Ausprägungen: neben den pathologischen Formen der Katatonie, der Realitätsverweigerung oder der Verdrängung können hier genannt werden: Zynismus, Schweigen des Intellektuellen, Rückzug in die Einsiedelei oder in den „Garten“ wie in Voltaires Candide, Tagträumerei oder „künstliche Paradiese“. Abschließend sei bemerkt, dass jene Ablehnung des Anderen auch zur Exilierung, der Anorexie oder dem Selbstmord führen kann. Zwei Fragerichtungen scheinen hier besonders einschlägig. Die eine bestünde im Fragen nach den Grenzen der Verweigerung: Bis zu welchem Grad kann Verweigerung im Stillen erfolgen, ohne dabei ihren oppositionellen Charakter einzubüßen? Und: Wäre dies eine nicht-subversive Ablehnung insoweit, als sie die etablierte Ordnung nicht bedroht?

4) Von der Verweigerung zur Ausgrenzung
Ablehnung muss nicht allein das subversive „Nein“ einer Minderheit sein, des Unterdrückten gegenüber der Mehrheit oder der Herrschaft. Sie kann auch vom Stärkeren oder von etablierten Institutionen ausgehen und sich gegen einen oder mehrere Akteure richten, die dadurch marginalisiert werden. In diesem Falle dient Verweigerung der Hervorhebung ihres Ausschlusses, wie zum Beispiel im Falle der Verweigerung des Sakraments für diejenigen, die sich öffentlich zum Jansenismus bekannten (Farge, 1992), oder um im Gegenteil etwas Beschämendes zu verbergen, wie beispielsweise im Falle der Verweigerung der Bestattung für Selbstmordopfer (Guillemain, 2012). Hier können die Strategien untersucht werden, welche die Abgelehnten ergriffen – man denke zum Beispiel an den Salon des Refusés –, aber auch die Beweggründe der Herrschenden für ihre Verweigerungshaltung. Ist eine Ablehnung die Bestätigung der Deutungs- und Entscheidungshoheit oder im Gegenteil das erste Anzeichen der Schwäche desjenigen, das (oder der) nicht mehr einhellig unterstützt wird?

Dieser call for papers für das Themendossier der Zeitschrift Trajectoires richtet sich an NachwuchsforscherInnen (DoktorandInnen, PostDocs, gegebenenfalls MasterstudentInnen) der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften; er lädt zur Bearbeitung des Themas Verweigerung in interdisziplinärer Perspektive ein. Arbeiten, die sich der Ausdrücke der Verweigerung auf einer empirischen Basis nähern, sind besonders willkommen. Da Trajectoires sich vor allem der Erforschung des deutsch- und französischsprachigen Raumes widmet, freuen wir uns insbesondere über die Einsendung vergleichender Studien.

Beitragsvorschläge können auf Deutsch oder Französisch verfasst sein (max. 5000 Zeichen inkl. Leerzeichen) und sollen die Fragestellung, gewählte Methode, Quellen und Gegenstand ebenso klar benennen wie die Kernelemente der Argumentation und den deutsch-französischen Bezug. Wir bitten um die Zusendung der Beitragsvorschläge zusammen mit einem wissenschaftlichen Lebenslauf bis zum 19.03.2017 an folgende Adresse: trajectoiresciera.fr

Die ausgewählten BeiträgerInnen werden Anfang April informiert und sind dann gebeten, ihren Text bis zum 01.06.2017 einzureichen. Die Artikel unterliegen anschließend einem zweifachen peer review Verfahren. Weitere Informationen für interessierte AutorInnen finden sich auf der Homepage von Trajectoires: http://trajectoires.revues.org .

Ein Workshop zum Thema „Verweigerung“ wird am Samstag, den 06.05.2017 in Paris stattfinden. Die AutorInnen können dort ihren geplanten Beitrag für Trajectoires vorstellen, wenn sie dies möchten. Die Reisekosten werden pauschal erstattet.

Die Teilnahme an dem Workshop ist weder notwendig noch hinreichend, um einen Artikel im Themendossier zu publizieren. Den interessierten AutorInnen danken wir aber bereits im Voraus dafür, dass sie sich – nach Möglichkeit – das Datum des Workshops freihalten.

--

Trajectoires, No. 11

NON ! NEIN !
MANIFESTATIONS ET TRADUCTIONS DU REFUS

Quel point commun entre Achille se retirant dans sa tente, les mutins de 1917, Franco rassemblant une armée pour renverser un régime légalement établi, le brillant universitaire Viktor Klemperer rédigeant secrètement LTI, Brecht achevant de sortir le théâtre du carcan aristotélicien, les communautés hippies, et Edward Snowden rendant publique l’ampleur du système de surveillance états-unien ? Tous refusent leur sort ou le monde dans lequel ils vivent.

Refuser, voilà un terme tellement courant que grande est la tentation de faire l’économie d’une exploration définitionnelle. Mais le détour par l’allemand permet de dresser un premier constat : ablehnen, absagen, abschlagen, abweisen, ausschlagen, verbieten ou encore zurückweisen sont autant de traductions alternatives possibles à verweigern, proposé dans le titre du présent appel à contribution. D’emblée nous voici confrontés à la polysémie du terme et à la diversité de ses manifestations et traductions, aussi bien langagières que pratiques. Il convient alors de s’interroger : qu’est-ce que refuser ?

Le jeune enfant puis l’adolescent en font rapidement l’expérience : le refus est un moyen de s’affirmer, d’imposer son autonomie, de se construire dans la négativité. L’acte de dire non va de pair avec l’émergence de la conscience de soi. On se pose en s’opposant. Dans les cosmogonies occidentales, il est un acte fondateur de la civilisation : c’est Adam et Ève passant outre l’injonction divine de ne pas goûter au fruit de l’arbre de la connaissance, c’est Prométhée contestant le monopole divin sur le feu. Au niveau épistémologique, le refus s’inscrit dans une démarche créatrice de connaissance, puisque c’est en contestant un théorème, une théorie, une exégèse, en déconstruisant un mythe ou une idée reçue que l’on fait triompher le Vrai. Que l’on songe par exemple à Nicolas Copernic remettant en cause le modèle géocentrique.

Dès lors, refuser apparaît comme constitutif de la pensée libre, voire de la pensée même. Penser n’est ce pas remettre en question les modèles préconçus, refuser les dogmes et les carcans et rejeter toute forme d’adhésion inconditionnelle (Gutleben, 2012) ? Camus écrit « Si nous aliénons notre force de refus, notre consentement devient déraisonnable et ne s’équilibre à rien, l’histoire devient servitude » (Camus, 1951). À l’alternative logique du oui et du non s’articule le dilemme moral du consentement ou du refus, le premier étant compris comme l’adhésion passive à ce qui s’offre à chaque individu alors que le second apparaît comme la récusation active de ce qui est devenu inacceptable (Mattei, 2011). Le non exprimé par le refus pose l’acte d’une volonté qui s’oppose à ce qui se donne d’emblée comme normal et admissible. Dès lors qu’il engage d’autres destins humains, le refus devient résistance.
Ainsi, ce qui se manifeste à l’échelle individuelle s’étend également aux sociétés, cultures et civilisations, qui se réinventent selon le principe du refus et du rejet de leurs prédécesseurs. S’affranchir de l’héritage tutélaire de ses pères participe de la construction de l’identité et de la modernité mais encore de l’affirmation de la liberté.

On ne saurait donc assimiler le refus à un geste de pure négativité, à un non qui aurait pour seule vocation le rejet de son objet. Le refus peut avoir un contenu positif et une finalité créatrice.

Le non du refus n’est pas seulement l’antonyme du oui de l’acceptation, de l’adhésion ou de l’approbation : c’est également le contraire du silence résigné et du renoncement. Refuser, ce n’est donc pas seulement dire non, c’est encore répondre non à une question qui n’a pas été posée, c’est imposer une alternative là où il n’y en avait pas. Refuser, c’est construire un espace oppositionnel auparavant inexistant.

Si le refus est un acte qui ressortit d’une démarche de négation ou de dénégation, il n’existe dans le même temps qu’en tant qu’il est visible, repérable, marqué par et aux yeux d'un individu ou de la collectivité. Suivant qu’il se manifeste au niveau individuel ou collectif, de façon spontanée ou organisée, qu’il demeure dans le for privé ou éclate publiquement, on peut distinguer plusieurs expressions du refus : du silence au cri de la rue, de la manifestation à la retraite, de l’indiscipline à l’insoumission, de la contestation au soulèvement, de la désertion à l’évasion métaphorique, de la distribution de tracts à la formulation d’utopies etc. Le dossier thématique du numéro 11 de la revue Trajectoires a vocation à explorer ces différentes manifestations et traductions du refus. Comment ces différentes formes de négativité se formulent-elles, se voient-elles, se traduisent-elles dans les actes, les attitudes, les pratiques, les représentations ? On pourra également s’interroger sur les objets du refus. Ainsi, l’objet immédiat et apparent du refus n’en est pas toujours la finalité : Guillaume Tell a-t-il refusé de s’incliner devant un chapeau, ou bien de se plier à l’autorité arbitraire d’un étranger ? Rosa Parks a-t-elle refusé de céder sa place dans le bus, ou bien d’être victime d’une législation discriminatoire et raciste ? On remarquera également qu’on peut refuser un certain ordre établi, mais tout aussi bien un changement, une évolution, une mutation. Le refus n’est pas toujours synonyme de rébellion, il est parfois réaction. Dans cette optique, il semble judicieux d’identifier les mécanismes invariants qu’on retrouverait aussi bien dans les mouvements progressistes que dans les mouvements conservateurs.

On pourra ainsi articuler la réflexion aux axes suivants, qui ne prétendent toutefois nullement à l’épuisement de la notion et laissent la porte ouverte à d’autres questionnements non abordés ici.

1. Du refus à la révolte
Discours et/ou acte individuel, le refus peut entraîner une contestation à l’échelle collective. Cet axe s’intéresse en particulier aux mouvements politiques et sociaux : on pourra s’interroger plus particulièrement sur le moment de basculement entre le non primitif et l’articulation d’une critique argumentée, sur le passage de l’échelle individuelle à l’échelle collective et sur la nécessaire mise en visibilité du refus. À cet égard, on pourra s’intéresser à la mise en images du refus et à l’iconographique de la contestation, question encore peu étudiée par les spécialistes de l’action collective (Dézé, 2013), ainsi qu’à l’évolution des formes de contestation à l’ère numérique. On pourra également replacer le refus dans un mouvement dialectique et se demander sur quoi débouche le refus. Car le non va de pair avec un oui, le refus ferme une porte pour aussitôt en ouvrir une autre, il fait obstacle tout en dessinant une autre voie. On pourra alors s’interroger : l’autre sur lequel s’ouvre le refus est-il le contraire ou le différent ? Et quid d’une contestation sans engagement ? On pourra en effet s’interroger sur les stratégies de récupération par lesquelles une attitude initialement contestataire peut devenir une opposition stérile, dénuée de revendications et réduite à une simple posture identitaire.

2. Du refus au renouvellement
Il s’agit ici de réfléchir à la dimension créatrice et constructive du refus, lorsqu’il s’affranchit de sa négativité initiale pour formuler une hétérodoxie, proposant une alternative qui aille au-delà du non. L’analyse peut notamment se concentrer sur la fertilité des moments négatifs dans les processus historiques, dans la naissance d’une œuvre ou encore au niveau de la biographie individuelle. En retour, il sera possible de s’interroger sur la construction de récits a posteriori qui légitiment ces moments négatifs. Pourront être pris pour objet les utopies, qu’elles soient politiques ou esthétiques, certains manifestes avant-gardistes, des inventions formelles motivées par un refus clairement identifiable et identifié. On évitera en revanche d’assimiler toute modernité esthétique à un refus de principe.

3. Du refus au repli
Le refus peut au contraire se cantonner au niveau individuel, ou ne pas s’exprimer publiquement par un acte d’éclat. Il permet alors de sauvegarder une intégrité physique et/ou morale menacée. L’individu met alors en place des stratégies d’évasion indispensables à sa survie, face à un réel qui semble insupportable. C’est sans doute le type de refus qui revêt les formes les plus variées : en plus des formes pathologiques que constituent la catatonie, le déni et le refoulement, on pourra penser au cynisme, au silence de l’intellectuel, à la retraite ermitique ou botanique telle que prônée dans Candide, à la rêverie ou aux « paradis artificiels ». Ajoutons que ce refus de l’Autre peut également conduire à l’exil, à l’anorexie ou au suicide. Deux pistes de questionnement paraissent ici particulièrement pertinentes. La première consisterait à interroger les limites du refus : à quel point le refus peut-il être silencieux sans perdre pour autant son caractère oppositionnel ? Est-il un refus qui ne serait pas subversif, au sens où il ne menacerait pas l’ordre établi ?

4. Du refus au retranchement
Le refus n’est pas seulement le non subversif du minoritaire, de l’opprimé face à la majorité et à l’autorité. Il émane aussi du plus puissant, ou de l’institution établie, face à un ou des acteur(s) qu’il ou elle marginalise. Il sert alors à mettre en lumière leur exclusion, par exemple dans le cas du refus des sacrements à ceux qui se déclarent publiquement jansénistes (Farge, 1992), ou au contraire à cacher quelque chose de honteux, par exemple dans les cas de refus de sépulture aux suicidés (Guillemain, 2012). On pourra ainsi s’interroger sur les stratégies mises en œuvre par le refusé, que l’on songe par exemple au Salon des Refusés, mais également sur les motivations du refus de la part des établis. Refuser, est-ce l’affirmation d’un pouvoir de décision ou au contraire le premier signe de faiblesse de celui qui ne parvient pas à faire l'unanimité ?

Cet appel pour le dossier thématique de la revue Trajectoires s’adresse à des jeunes chercheurs (doctorants ou post-doctorants et éventuellement mastérants) en sciences humaines et sociales en les invitant à penser le refus dans une perspective interdisciplinaire. Les études cherchant à interroger les pratiques et manifestations du refus à partir de matériaux empiriques sont particulièrement bienvenues. Trajectoires s’attachant avant tout à l’étude des mondes francophone et germanique, nous encourageons également les auteurs à proposer des études comparatives.

Les propositions d’article en langue française ou allemande de 5.000 signes maximum (espaces compris) devront faire apparaître clairement la problématique, la méthode, le corpus ou le terrain, les éléments centraux de l’argumentation et la dimension franco- allemande. Elles sont à envoyer au plus tard le 19 mars 2017, accompagnées d’un CV scientifique de 3 pages maximum, au comité de rédaction : trajectoiresciera.fr.

Les auteurs sélectionnés seront prévenus début avril et devront envoyer leur texte avant le 1er juin 2017 Les articles seront ensuite soumis à une double peer review. Plus d’informations à destination des futurs auteurs sont disponibles sur le portail revues.org : http://trajectoires.revues.org

Une journée d’étude consacrée au refus se tiendra le samedi 6 mai à Paris. S’ils le souhaitent, les auteurs retenus auront la possibilité d’y présenter leur recherche en lien avec le dossier thématique. Les frais de voyage seront pris en charge de manière forfaitaire.
La participation au colloque n’est ni nécessaire ni suffisante pour proposer un article dans le dossier thématique. Nous remercions cependant tous les contributeurs potentiels de réserver cette date dans la mesure du possible.

Quellennachweis:
CFP: Trajectoires, No. 11: Le refus. In: ArtHist.net, 15.03.2017. Letzter Zugriff 06.05.2024. <https://arthist.net/archive/14956>.

^