Q 01.03.2017

Hinweise zu Werk und Leben der Künstlerin Anita Rée gesucht

Sophia Colditz

Die Hamburger Kunsthalle unternimmt derzeit ein umfangreiches Forschungsprojekt zum Leben, Œuvre und Werkprozess der Hamburger Malerin Anita Rée. Die Ergebnisse der kunsthistorischen und kunsttechnologischen Forschungen gehen ein in die Ausstellung „Anita Rée. Retrospektive“ (Hamburger Kunsthalle, 6. Oktober 2017 bis 4. Februar 2018), in den begleitenden Katalog und in ein aktualisiertes Werkverzeichnis.

Anita Rée (1885–1933)
Das facettenreiche Œuvre Anita Rées reicht von impressionistischer Freilichtmalerei über kubisch-mediterrane Landschaftsbilder bis hin zum neusachlichen Porträt. Rée nahm 1904 Malunterricht bei Arthur Siebelist in Hittfeld und bildete sich zwischen 1911 und 1913 in Paris fort. Wieder in Hamburg arbeitete sie unter anderem mit Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken, Gretchen Wohlwill und Alma del Banco. Sie war Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession und Mitbegründerin der GEDOK, unterhielt zahlreiche Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt, stand im Austausch mit Künstlern verschiedener Sparten und pflegte auch gute Beziehungen mit den Direktoren der Hamburger Kunsthalle Gustav Pauli und Carl Georg Heise. Zwischen 1922 und 1925 lebte und arbeitete Anita Rée im süditalienischen Positano. Mit ihrer Rückkehr nach Hamburg brachten zahlreiche Porträts und öffentliche Aufträge ihr überregionale Anerkennung, und sie konnte wichtige Kontakte in der Kunstwelt knüpfen, bis sie um 1930 erstmals als Jüdin denunziert wurde. Ihre letzten Jahre verbrachte sie zurückgezogen auf Sylt, wo sie sich 1933 das Leben nahm.

Quellenlage
Die Quellenlage ist bislang äußerst lückenhaft. Eine systematische Aufarbeitung von Leben und Werk Anita Rées erfolgte erst seit Mitte der 1980er Jahre, vornehmlich durch die Kunsthistorikerin Maike Bruhns. Zahlreiche Kunstwerke und Dokumente blieben jedoch verloren oder in ihrer Bedeutung unerkannt. Andere wurden während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt oder vernichtet, manche sind auch aufgrund der Emigration ihrer Eigentümer bis heute verschollen. Persönliche Zeugnisse Anita Rées wie Briefe und Fotografien wurden bislang in einem äußerst geringen Umfang aufgefunden.

Forschungsanliegen und aktueller Stand
Die Hamburger Kunsthalle sichtet derzeit den eigenen Archivbestand auf Spuren von Anita Rée. Neu entdeckte Schriftstücke von ihr selbst, Gustav Pauli und anderen Autoren verweisen auf Kontakte und Korrespondenzen mit Museen, Kunstvereinen, Kunsthandlungen und privaten Kunstsammlern in Hamburg, Berlin, Leipzig, Dresden, Wuppertal, Düsseldorf und weiteren deutschen Städten sowie in der Schweiz, Schweden oder auch Finnland. Das Netzwerk der Künstlerin scheint umfangreicher als bislang angenommen. Weitere Quellenfunde könnten zu einer bedeutsamen Neubewertung von Anita Rées Selbstverständnis, ihrem Wirkkreis und ihrer Position innerhalb der Kunst der Moderne führen.

Wir sind dankbar für Ihre Unterstützung durch Hinweise zum Verbleib von Kunstwerken sowie zu Dokumenten zum Leben und Kunstschaffen Anita Rées in privaten und institutionellen Archiven. Jegliche Korrespondenz mit Rée oder über sie, Kontakte in der Kunstwelt, Ausstellungsteilnahmen, historische Fotografien u.a. können eine zentrale Bereicherung für das Forschungsprojekt darstellen.

Bitte wenden Sie sich mit allen Inhalten und Fragen an die Projektleiterin Dr. Karin Schick, Leitung Sammlung Klassische Moderne, Hamburger Kunsthalle (schickhamburger-kunsthalle.de; 040/428-131-229).

Quellennachweis:
Q: Hinweise zu Werk und Leben der Künstlerin Anita Rée gesucht. In: ArtHist.net, 01.03.2017. Letzter Zugriff 05.07.2025. <https://arthist.net/archive/14865>.

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