Glass matters. Die Berliner Galerie DER STURM und die Hinterglasmalerei der Moderne
Datum: 23. Juni 2017, 10-18 Uhr
Ort: Landesamt für Denkmalpflege, Alte Münze, Säulenhalle
Das Projekt
Das Institut für Kunstgeschichte der LMU München führt gemeinsam mit dem Museum Penzberg – Sammlung Campendonk, der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (Berlin) und dem Doerner Institut (München) seit Oktober 2015 das von der VolkswagenStiftung geförderte interdisziplinäre Forschungsvorhaben „Hinterglasmalerei als Technik der Klassischen Moderne 1905-1955“ durch.
Das zentrale Anliegen ist es, die Hinterglasmalerei als eigenständige und kunsthistorisch relevante Werkgruppe zu untersuchen und erstmals Aufschluss über Maltechniken und die verwendeten Materialien sowie die Verbreitungswege der Technik bis 1955 zu geben. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Hinterglaskunst in ihrer Vielfalt ist ein relativ junges Forschungsfeld. Lange wurde ihr mit Unkenntnis, Missverständnis und sogar Geringschätzung begegnet. Dennoch gingen von dieser Technik bedeutende Impulse für die Malerei des 20. Jahrhunderts aus: ein wichtiges Beispiel sind die Künstler des Blauen Reiter, die auf der Suche nach neuen, nicht akademischen Ausdrucksformen mit dieser Technik experimentierten – und mit eigenen Hinterglasarbeiten ab 1911 an die Öffentlichkeit traten.
Der Workshop
Der eintägige Workshop wird die zeitgenössischen Kontexte der Entstehungszeit erster, moderner Hinterglasbilder in den 1910er- und 1920er-Jahren untersuchen und hierbei einen Schwerpunkt auf der Berliner Galerie DER STURM haben. Dem STURM kommt eine wichtige und bislang von der Forschung vernachlässigte Bedeutung für die Verbreitung der Technik zu. Um die Kunsthändler und Sammler Herwarth und Nell Walden hatte sich ein regelrechtes „Zentrum“ der Hinterglasmalerei entwickelt, das Strahlkraft auf viele dem STURM angeschlossene Künstler hatte. Offenkundig erkannte auch Herwarth Walden das Potential der Übertragung volkskundlicher Bildtradition sowie die eigene Ästhetik des Glases bei der Herausbildung von Expressionismus und Abstraktion. Daher ist unter diesem Aspekt erstmals zu fragen, wie prägend die Galerie und Zeitschrift STURM bei der Verbreitung des gläsernen Bildträgers als neues künstlerisches Ausdrucksmittel war.
Im Workshop wird über technische und ästhetische Aspekten der Hinterglasmalerei im Kontext der Kunstströmungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts diskutiert. Inwiefern kann von einer „2. Generation“ an Hinterglasmalern wie z.B. Carlo Mense, Erich Buchholz oder Walter Dexel gesprochen werden, deren Werke von den Hinterglasbildern des Blauen Reiter inspiriert, aber ohne direkten Bezug zur volkskundlichen Hinterglasmalerei entstanden sind. Welche Aspekte faszinierten diese Künstler am Zusammengreifen von Malerei und Glas? Zu welchen individuellen Ergebnissen gelangten die Maler? Wie haben sich etwaige Erkenntnisse im jeweiligen Oeuvre niedergeschlagen? Auf welche Weise vollzieht sich ein Wandel in der Materialästhetik im Untersuchungszeitraum? War die STURM-Galerie alleinige Plattform für zeitgenössische Hinterglasmalerei in den 1910er- und 1920er-Jahren oder wurde auch an anderen Orten – national wie international – ausgestellt und gesammelt? Und wie wurde Hinterglasmalerei praktisch und theoretisch kommuniziert – bekannt sind Lehrübungen und Kurse zu dieser Technik, die in der Zeitschrift „DER STURM“ angekündigt wurden. In welchen Ausstellungskontexten wurden Hinterglasbilder gezeigt? Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der institutionalisierten Vermittlung der Technik liegen: über die ersten Bauhaus-Lehrer Kandinsky, Klee, Muche und Itten hat sich vermutlich die Hinterglasmalerei als Technik an die Kunstschule Bauhaus und darüber hinaus in weitere Kunstkreise verbreitet.
Wir bitten um Vorschläge für Beiträge im Umfang von 20 Minuten. Im Sinne des Workshop-Charakters soll die Diskussion im Vordergrund stehen. Interessierte Referentinnen und Referenten werden gebeten, bis zum 10. März ein Abstract und ein kurzes CV (insgesamt eine Seite) einzureichen. Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge an burcu.dogramacilmu.de und diana.oesterlepenzberg.de. Fahrtkosten und Übernachtung werden übernommen.
Organisation des Workshops: Diana Oesterle (Museum Penzberg – Sammlung Campendonk)
und Prof. Dr. Burcu Dogramaci (Institut für Kunstgeschichte der LMU München).
Reference:
CFP: Glass matters (München, 23 Jun 17). In: ArtHist.net, Feb 13, 2017 (accessed Oct 20, 2025), <https://arthist.net/archive/14767>.