Ikonische Grenzverläufe: Szenarien des Eigenen, Anderen und Fremden im Bild
Als Medien der Sichtbarmachung machen Bilder nie einfach nur ›etwas‹ ansichtig. Vielmehr gibt sich das, was auf ihnen zu sehen ist, immerzu im Modus eines eigentümlichen Wie zu erkennen. Aus diesem Grund stiften Bilder mehr als spezifisch-ikonische Sichtwelten – was durch sie zur Erscheinung gelangt, sind immer auch besondere Sichtweisen. Diese irreduzible Verflechtung von Inhalt und Form unterliegt stets gewissen sozialen, historischen und kulturellen Faktoren. Zugleich ist sie aber auch maßgeblich an der Genese und Reproduktion von Werten und Normen beteiligt. Mit Blick auf das Thema des 15. Internationalen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Semiotik bedeutet dies: Bilder repräsentieren nicht etwa nur vorherrschende Konzepte der Identität, Alterität oder Alienität – vielmehr besitzen sie das Potenzial, kulturelle Wertvorstellungen, soziale Anerkennungsverhältnisse, politische Machtkonstellationen etc. zu konstituieren. Die Macht des Bildes äußert sich mithin unter anderem darin, Grenzen des Eigenen, Anderen und Fremden ziehen, transformieren oder gar negieren zu können – sie beschränkt sich nicht darauf, diese lediglich abzubilden. Nimmt man diesen Sachverhalt ernst, ergibt sich daraus folgender Befund: Die Praxis der Bildgebung ist – spätestens dann, wenn sie sich im Raum des öffentlichen Diskurses bewegt – von beträchtlicher ethischer Relevanz.
Die ethische Tragweite etwaiger Bildpraktiken spielt in der deutschsprachigen bildwissenschaftlichen Forschungsdebatte lediglich eine untergeordnete Rolle. Dieses Desiderat möchte das Panel auf der Basis eines interdisziplinären Austauschs beheben. Sowohl auf grundlagentheoretischer Ebene als auch im Ausgang konkreter Bildanalysen sollen die folgenden Fragen erörtert werden:
• Wie genau werden Grenzen des Eigenen, Anderen und Fremden durch Praktiken der ikonischen Sichtbarmachung konstituiert, transformiert, in Frage gestellt bzw. negiert?
• Wie genau werden Konzepte der Identität, Alterität und Alienität in und mit Bildern verhandelt?
• Welchen Stellenwert besitzt die Eigenlogik bildlicher Zeichensysteme für die ikonische Genese, Reproduktion bzw. Negation von kulturellen Wertvorstellungen, sozialen Anerkennungsverhältnissen, politischen Machtkonstellationen etc.? Welche ästhetischen und rhetorischen Strategien kommen in diesen Zusammenhängen zum Einsatz?
• Welche ethischen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten ergeben sich aus der beschriebenen Konstitutionsmacht des Bildes?
• Welchen Beitrag kann die Semiotik für die Formulierung einer Bildethik leisten?
Das Panel steht Beiträgen aus dem gesamten Bereich der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften offen. Natur- und lebenswissenschaftliche Beiträge (z.B. aus den Gebieten der Neurowissenschaften oder der Psychologie) sind ebenfalls willkommen.
Informationen zu Organisation und Ablauf:
Der Kongress wird vom 12. bis 16. September 2017 an der Universität Passau stattfinden. Bitte senden Sie Ihr Abstract weitestgehend unformatiert und in einem bearbeitbaren Format (idealerweise Word) an: Elisabeth Birk (elisabeth.birkphil.tu-chemnitz.de), Mark Halawa-Sarholz, (halawazedat.fu-berlin.de) und Martina Sauer (ms150web.de). Einsendefrist ist der 13.11.2016. Ihr Abstract soll beinhalten: Titel des Vortrags, Name der Referentin oder des Referenten, Beschreibung des geplanten Vortrags (max. 300 Wörter), Institution, E-Mail-Adresse, Kurzlebenslauf (als Fließtext) und bis zu fünf einschlägige Publikationen der Referentin oder des Referenten. Die Vorträge sollen eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten. Eine Veröffentlichung ausgewählter Vorträge ist geplant.
Kontakt_
Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Panel „Ikonische Grenzverläufe: Szenarien des Eigenen, Anderen und Fremden im Bild“ und Einreichungen für das Panel: Elisabeth Birk (elisabeth.birkphil.tu-chemnitz.de), Mark Halawa- Sarholz, (halawazedat.fu-berlin.de) und Martina Sauer (ms150web.de)
Konzept der Konferenz: Jan-Oliver Decker (Jan-Oliver.Deckeruni-passau.de) Organisation der Konferenz: Stefan Halft (Stefan.Halftuni-passau.de)
Quellennachweis:
CFP: Szenarien des Eigenen, Anderen und Fremden im Bild (Passau, 12-16 Sep 17). In: ArtHist.net, 28.10.2016. Letzter Zugriff 16.09.2025. <https://arthist.net/archive/14070>.