CONF 09.03.2011

Wissen(schaft) online (Florenz, 28-29 Mar 11)

Florenz, Kunsthistorisches Institut, Max-Planck-Institut, 28.–29.03.2011

Anna Schreurs-Morét, Freiburg

Workshop und Roundtable zum Thema: Wissen(schaft) online

am Kunsthistorischen Institut in Florenz, Max-Planck-Institut

Organisatoren: Carsten Blüm, Anna Schreurs, Thorsten Wübbena
Abteilung Alessandro Nova

KONZEPT:
Im vergangenen Jahrzehnt sind eine Vielzahl von Projekten und
Initiativen gestartet worden, die es Fachwissenschaftlern ermöglichen
sollen, ihre Arbeitsergebnisse online - in verschiedensten Formaten, von
der Edition bis zur wissenschaftlichen Kommentierung in Publikationen
Dritter - zu veröffentlichen. Doch nicht annähernd in gleichem Maße
nahmen Geisteswissenschaftler diese Angebote an. Häufig erfolgte
bestenfalls ein rein passiver Konsum, die rezipierende Nutzung von
Angeboten wie etwa E-Journals. Grundlegend für diesen Workshop mit
anschließendem Roundtable sind die Erfahrungen bei der Konzeption und
Realisierung eines großen Online-Publikationsprojekts wie Sandrart.net.
Ziel des Rundgesprächs ist eine grundlegende Reflexion über die
weitgehende Passivität seitens der geisteswissenschaftlichen Community,
was die Freigabe und die Verbreitung ihrer wissenschaftlichen
Erkenntnisse in digitalen Medien angeht.

Das Festhalten am reinen Print-Publizieren begründet sich offenbar vor
allem in der geringen Verwertbarkeit der Online-Publikationen für das
eigene wissenschaftliche Renommee bzw. den beruflichen Werdegang. So
steht beispielsweise die wissenschaftliche Würdigung der Mitarbeit an
einem Online-Projekt noch immer in keinem recht nachvollziehbaren
Verhältnis zur Anerkennung einer entsprechenden Mitarbeit bei einer
Print-Edition. Ängste scheinen jedoch auch hinsichtlich der
Datensicherheit und langfristigen Verfügbarkeit zu bestehen, durch die
der Fortbestand der eigenen wissenschaftlichen Leistung oder der
Arbeitsergebnisse angezweifelt wird. Schließlich wäre zu fragen,
inwieweit die jüngst im Rahmen der virulenten Frage "How is the Internet
changing the way you think?" (vgl. Umfrage im Onlinemagazin für
Wissenschaftskultur Edge.org 2010) erschienenen Bücher und Statements
von "Aussteigern", also solchen, die sich einige Monate
Internet-Abstinenz auferlegten (Nassim Taleb, Alex Rühle) oder
medienkritischen Autoren wie Frank Schirrmacher, Nicholas Carr oder
Maryanne Wolf, die vor den Gefahren des ausschließlich auf digitale
Texte konzentrierten Lesens warnt, eine Bedeutung für die beschriebene
Skepsis vor dem digitalen Publizieren hat.

Ein Aspekt der Diskussion am runden Tisch soll daher die grundsätzliche
Akzeptanz und Wertschätzung von Online-Publikationen sein sowie die
Frage, inwiefern hier möglicherweise ein bis zu einem gewissen Grad
unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Theorie bzw. Wunschdenken (nicht
zuletzt auch im Hinblick auf die angestrebte stärkere Durchsetzung von
Open Access) und Praxis (den "ungeschriebenen Regeln" der
geisteswissenschaftlichen Communities) besteht. Das Rundgespräch soll
einerseits einen Rahmen bieten, in dem sich die Diskutanten über ihre
Erfahrungen und ihren Umgang mit der beschriebenen Online-Skepsis
austauschen können sowie Befürworter und Förderer der Verfügbarmachung
von Forschung im Netz mit jenen geisteswissenschaftlichen Forschern im
Plenum zusammenbringen, die bislang nur zögerlich die Chance einer
Online-Publikation ergriffen oder im kollektiven Wissenschaftlerverbund
mitgearbeitet haben.

PROGRAMM:

Montag, 28. März, Palazzo Grifoni, Vortragssaal

18.00 Uhr
Prof. Dr. Irene Dingel (Direktorin des Instituts für Europäische
Geschichte Mainz),
Europäische Geschichte Online - eine transnationale Geschichte Europas
im Internet. Konzeption - Realisierung - Erfahrungen

anschließend Empfang, Casa Zuccari, Sala terrena


Dienstag, 29. März, Palazzo Grifoni, Vortragssaal

9.45 Uhr
Dr. Thomas Stäcker (Stellvertretender Direktor Herzog August Bibliothek,
Wolfenbüttel; Abteilungsleitung Integrierte Medienbearbeitung)
Perspektiven der Zusammenarbeit von Forschung und Bibliothek, oder:
Warum und wie erstelle ich eine digitale Edition?

10.30 Uhr
Prof. Dr. Hubertus Kohle (Ludwig Maximilians Universität München,
Mitherausgeber des Rezensionsjournals "Sehepunkte",
http://www.sehepunkte.de/)
Die Zukunft war immer schon anders als die Vergangenheit. Über die
Kunstgeschichte im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

11.15 Kaffeepause

11.45 Uhr
Dr. Jan Simane (Kunsthistorisches Institut Florenz, Max-Planck-Institut,
Direktor der Bibliothek)
"So with the internet and e-books, do we really need millions for
libraries?" Die Rolle der Bibliothek im Zeitalter des Online-Publizierens

12.30 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr
David Ludwig, M.A. (Wiss. Mitarbeiter Hermann von Helmholtz-Zentrum für
Kulturtechnik, Berlin)
Wikipedia als Modell für Chancen und Probleme digitaler Publikationen

15.00 Uhr

ROUNDTABLE Wissen(schaft) online - Probleme, Möglichkeiten und
Perspektiven

Moderation: Dr. Verena Gebhard (Wiss. Bibliothekarin des KHI Florenz)

Teilnehmer:
Carsten Blüm, Irene Dingel, Hubertus Kohle, David Ludwig, Alessandro
Nova, Anna Schreurs, Jan Simane, Thomas Stäcker, Thorsten Wübbena

ca. 17.00 Uhr Abschluss der Veranstaltung

Quellennachweis:
CONF: Wissen(schaft) online (Florenz, 28-29 Mar 11). In: ArtHist.net, 09.03.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1036>.

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