CONF Jun 18, 2014

Nahsicht, Fernsicht (Frankfurt a. M., 10-12 Jul 14)

Frankfurt a. M., Jul 10–12, 2014

Kathrin Müller

Nahsicht, Fernsicht. Kunst und die Erfahrung der Natur in Italien vom 14. bis zum 16. Jahrhundert

Internationale und interdisziplinäre Tagung des Kunstgeschichtlichen Instituts der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

10.-12. Juli 2014

Veranstaltungsort: Goethe-Universität, Campus Westend, Casino, Raum 1.801 (Renate von Metzler-Saal), Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main

Konzept: Prof. Dr. Hans Aurenhammer, Dr. Kathrin Müller

Unterstützt von: Fritz Thyssen Stiftung, Köln; Benvenuto Cellini-Gesellschaft e.V., Frankfurt am Main

So vernehmbar wie sichtbar der Topos von der Naturnachahmung seit dem 14. Jahrhundert zum neuen Leitmotiv der Kunst in Italien wurde, so undeutlich bleibt häufig, was genau die Kunst von der Natur erfassen und dem Betrachter darbieten sollte. Da kunsttheoretische Schriften für die Darstellung von Tier, Pflanze und Landschaft wenig aussagekräftig sind, müssen das spezifische Interesse der Künstler wie der Betrachter an diesen Naturdingen aus den Bildwerken gefolgert werden. Die Kunstgeschichte hat insbesondere den Austausch mit der Wissenschaftsgeschichte, Philosophie und Theologie gesucht, um die künstlerische Naturwahrnehmung in ihrer Relation zu naturkundlichen Wissensbeständen sowie naturphilosophischen und spirituellen Erkenntnisprozessen genauer zu bestimmen. Die Tagung will eine neue Perspektive auf die Naturmimesis eröffnen, indem sie den Aspekt der körperlichen und seelischen Naturerfahrung in die transdisziplinäre Diskussion einbringt. Zu fragen ist, in welchem wechselseitigen Bezug das Naturerleben einerseits und die Darstellung sowie die Betrachtung von Natur in der italienischen Kunst des 14. bis 16. Jahrhunderts andererseits standen. Die Begriffe Nahsicht und Fernsicht erinnern zugleich an Alois Riegls klassischen Text "Die Stimmung als Inhalt der modernen Kunst" (1899). Riegls Lob der Fernsicht und des schweifenden Schauens sowie die Störung des Fernblicks durch das in der Nähe des Betrachtenden aufspringende, Tastsinn und Jagdtrieb wachrufende Tier machen deutlich, wie beide Blickformen auf unterschiedliche Rezeptionshaltungen zielen und verschiedene Naturerfahrungen implizieren.

Programm

Donnerstag, 10. Juli 2014

Abendvortrag
18:00 Gerhard Wolf (Florenz)
Nähe und Ferne oder die Kunst der Skalierung

19:30 Wein und Brezeln

Freitag, 11. Juli 2014

9:00 Hans Aurenhammer, Kathrin Müller
Begrüßung und Einführung

Moderation: Hans Aurenhammer (Frankfurt am Main)

9:30 Francesca Fabbri (Weimar)
Nahsicht und Moral im mittelalterlichen Genua. Die Miniaturen des Cocharelli-Manuskripts (1330-1340) und dreier Bestiarien vom Ende des 13. Jahrhunderts

10:20 Dieter Blume (Jena)
Die imaginierte Natur des Papstes. Die Chambre du Cerf in Avignon

11:10 Kaffeepause

11:40 Norberto Gramaccini (Bern)
Tierzeichnungen in Jacopo Bellinis Skizzenbüchern

12:30 Kathrin Müller (Frankfurt am Main)
Höfische Bildwelten des Tieres

13:20 Mittagspause

Moderation: Kathrin Müller (Frankfurt am Main)

15:00 Stephen J. Campbell (Baltimore)
Titian's Animals

15:50 Thomas Leinkauf (Münster)
Individuum und natura naturans. Überlegungen zum Begriff der (Selbst-)Expression in der Frühen Neuzeit

16:40 Kaffeepause

17:10 Claudia Steinhart-Hirsch (München)
Gli andamenti delle foglie. Valerio Mariani, Gerardo Cibo und die Beobachtung der Natur im späten 16. Jahrhundert

18:00 Tanja Michalsky (Berlin)
Das Bild der Natur in den Italienbeschreibungen des 15. und 16. Jahrhunderts

Samstag, 12. Juli 2014

Moderation: Bettina Marten (Frankfurt am Main)

9:30 Rebecca Müller (Frankfurt am Main)
Vor Giovanni Bellini. Landschaft und religiöses Sujet in der venezianischen Malerei 1440/50

10:20 Hans Aurenhammer (Frankfurt am Main)
Landschaften am Altar. Deutungsprobleme der Naturdarstellung in der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts

11:10 Kaffeepause

11:40 Gerd Blum (Münster)
Fernsicht mit Früchtekorb und Eichhörnchen. Fenestrae prospectivae und ein Codex Bessarions in Urbino

12:30 Mittagspause

Moderation: Helen Barr (Frankfurt am Main)

14:00 Simone M. Kaiser (Berlin)
Tiere im Garten. Schönes und Schreckliches von nah und fern

14:50 Fabian Jonietz (Florenz)
Supraurbane Naturerfahrungen

15:40 Kaffeepause

16:10 Frank Fehrenbach (Hamburg)
Ars potentior natura? Kräfte im Wettstreit

17:00 Schlussdiskussion

17:30 Ende der Tagung

Reference:
CONF: Nahsicht, Fernsicht (Frankfurt a. M., 10-12 Jul 14). In: ArtHist.net, Jun 18, 2014 (accessed Jul 17, 2025), <https://arthist.net/archive/8039>.

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