STIP Dec 10, 2010

Graduiertenkolleg Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens

Potsdam
Application deadline: Jan 30, 2011

S. Rymarowicz

Ausschreibung zum DFG-Graduiertenkolleg 1539: Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens

Die Universität Potsdam schreibt 12 Promotionsstipendien und zwei Postdok-Stipendien im Rahmen des interdisziplinären DFG - Graduiertenkollegs „Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens“ (GRK 1539/1) mit Beginn am 1. April 2011 aus.

Das Graduiertenkolleg beschäftigt sich mit Bild- und Visualisierungsprozessen aller Art in den Wissenschaften und Künsten. Vertreten sind neben Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften, Allgemeiner und Vergleichender sowie mediävistischer Literaturwissenschaft auch Kognitionspsychologie, die Mathematik dynamischer Systeme, Informatik und Geoinformatik (Kartographie) sowie Design- und Gestaltungsfächer.

Beteiligte Fächer:

Prof. Dr. Hartmut Asche Geoinformatik, Kartografie http://www.geographie.uni-potsdam.de/mitarbeiter/asche/

Prof. Dr. Ute von Bloh Mediävistik: Deutsche Literatur des Mittelalters http://www.uni-potsdam.de/u/germanistik/mediaevistik/1_anfang.htm

Prof. Dr. Arthur Engelbert (FH) Kunstwissenschaft: Medientheorie und Medienpraxis, Theorie der Fotografie http://arthur-engelbert.de/tag/fh-p/

Prof. Dr. Ottmar Ette Romanistik: Iberiamerikanische Literaturen http://www.uni-potsdam.de/romanistik/ette/

Prof. Winfried Gerling (FH) Konzeption und Ästhetik neuer Medien: Fotografie, Medienkunst, Installationskunst http://emw.fh-potsdam.de/personen_lehrende_portrait.php?tid=6

Prof. Dr. Reinhold Kliegl Kognitionspsychologie: Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung http://www.psych.uni-potsdam.de/people/kliegl/index-d.html

Prof. Dr. Sybille Krämer (FU) Philosophie: Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie, Diagrammatologie, Medienphilosophie http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we01/arbeitsbereiche/ab_kraemer/index.html

Prof. Dr. Dr. Jürgen Kurths Physik, Mathematik: Komplexe, dynamische Systeme http://www.pik-potsdam.de/members/kurths/prof-dr-dr-h-c-jurgen-kurths?set_language=de

Prof. Dr. Andreas Köstler Kunstgeschichte: Ikonologie der Repräsentation, Artefaktforschung http://www.uni-potsdam.de/kunstgeschichte/personal/koestler.html

Prof. Dr. Gertrud Lehnert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft: Figuration, Mode, Räume http://www.uni-potsdam.de/u/avl/lehnert.html

Prof. Dr. Dieter Mersch Medienwissenschaft: Medien- und Bildtheorie, Philosophie, Ästhetik, Kunsttheorie http://www.dieter-mersch.de/

Prof. Dr. Thorsten Schaub Informatik: Wissensdarstellung und Modellierung von Wissenssystemen http://www.cs.uni-potsdam.de/wv/people/torsten.html

Konzepte und Ziele des Graduiertenkollegs
Das Graduiertenkolleg Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens an der Universität Potsdam unter Beteiligung der FH Potsdam und der FU verfolgt das Ziel, die heute international betriebene Forschung zur Visualisierung in Wissenschaften und Künsten unter den Gesichtspunkten des Wissens und der Reflexion für ein interdisziplinäres Promotionsprogramm fruchtbar zu machen. Das Gewicht liegt dabei besonders auf der Verbindung von Informatik, Kognitionswissenschaften und Naturwissenschaften einerseits mit geisteswissenschaftlichen Untersuchungsweisen und der Reflexion künstlerischer Praxis andererseits. Der Forschungsidee des Graduiertenkollegs liegt die Einsicht zugrunde, dass sich im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert sowohl die Bildproduktionen als auch die Rezeptions- und Wahrnehmungsweisen visueller Phänomene dramatisch verändert haben und sich weiter verändern werden. Visualisierungen und visuelle Zeichen kursieren in einer nie dagewesenen Dichte. Medien und Techniken der Sichtbarmachung dringen bis in Bereiche des nicht mehr Sichtbaren vor (Nanophysik) und ermöglichen eine nahezu unbeschränkte Verrechnung, Verbreitung, Manipulation und Archivierung visueller Daten. Computergrafiken, Simulationen, virtuelle Bildwelten und Animationen entgrenzen die Erfahrung von Raum und Zeit und destabilisieren die Differenz zwischen Realität, Imagination und Fiktionalität. Bildgebende Verfahren in den Naturwissenschaften verändern sowohl die Vorstellung von Natur und Kosmos als auch des eigenen Körpers und lassen neue Konstruktions- und Interventionsmöglichkeiten entstehen. Biometrische Bilderkennungen und Bildkonstruktionen wirken auf Identität und Selbsterkenntnis zurück und lassen ganz neue Such- und Überwachungsmethoden entstehen. Unter dem Einfluss globaler Bildkommunikationen migrieren ‚Images’ und ‚Imaginationen’ erzeugen ebenso hybride wie ubiquitäre Bildsprachen zwischen den Kulturen, in denen sich popkulturelle Mustern mit traditionellen Bildformen mischen. Neue Sammlungs- und Ausstellungskonzepte suchen Wissen auf der Grundlage visueller Techniken zu popularisieren und als öffentliches Spektakel verfügbar zu machen. Literarische Strategien bedienen sich massenmedialer Effekte und rufen kollektive Bildgedächtnisse auf, während die Bildkünste ihre reflexiven Kompetenzen zur Destabilisierung und Erweiterung nicht nur alltäglicher, sondern auch wissenschaftlicher ‚Bildwelten’ nutzen.
Diese lediglich beispielhaft beschriebenen Forschungsfelder bilden den epistemologischen Rahmen der Arbeit des Kollegs. Im Zentrum stehen so Untersuchungen zum Wechselspiel zwischen „Sichtbarkeit“ und „Sichtbarmachung“, den Formen von Wahrnehmungsprozessen mit Bezug auf Bildmedien aller Art, den technischen Herstellungsverfahren sowie ihre künstlerische und wissenschaftliche Reflexion unter Einbeziehung empirischer Überprüfungsmethoden. Wissenschaft und Kunst, Literatur und philosophische Ästhetik, Entwurfspraxis und technische ‚Dispositive’ verweisen wechselseitig aufeinander. Das schließt eine multidimensionale Analyse ein, wobei u.a. zur Frage steht, was mit visuellen Medien ausgedrückt werden kann und was nicht, wie sich Visualität und Diskursivität zueinander verhalten und ineinander greifen, worin die spezifischen Möglichkeiten und Grenzen visueller Argumentationen liegen, wie visuelle Verfahren die Aufmerksamkeit steuern und dergleichen mehr. Das Kolleg spannt also bewusst einen weiten Bogen: Von der Analyse der Apparate und medialen Produktionsbedingungen über die konkreten Praktiken der Sichtbarmachung, ihr Anschluss an überlieferte Bildcodes und Blickordnungen bis zu experimentell nachweisbaren Augenbewegungen.

Bewerbung und Kontakt:
Gesucht werden hervorragende Promotions- und Postpromotionsvorhaben in diesen Fächern, insbesondere solchen, die im Schwerpunkt auf den Schnittstellen der beteiligten Disziplinen angesiedelt sind. Neben den geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Projekten sollten sich die spezifisch naturwissenschaftlichen Fragestellungen möglichst den Arbeitsgruppen:
- Simulationen von Szenarien in der aktuellen Klimafolgen- und Nachhaltigkeitsforschung mit möglichst mehreren Parametern;
- Experimentalpsychologische Untersuchungen zur Dynamik von Bild-/Grafikbetrachtung bzw. -verständnis sowie zum Lesen literarischer Texte, insbesondere durch Messung von Blickbewegungen;
- Wissensrepräsentation und -verarbeitung und Deklaratives Problemlösen
- Multidimensionale Visualisierung von Geoinformationen, geovisuelle und kartometrische Analysen auf Basis von Kartenmustern, Integration von Karten- und Datensichten, automatisierte Kartenvisualisierung.
zuordnen können (siehe entsprechende Links).

Erbeten werden aussagekräftige interdisziplinäre Promotions- und Postpromotionsskizzen (ca. 10 Seiten), ein ausführliches Literaturverzeichnis, ggf. Vorarbeiten sowie ein ausführlicher Lebenslauf.
Bewerbungszeitraum: 15. Dezember 2010 bis 30. Januar 2011 (Poststempel).
Einladungen zu Vorstellungsgesprächen erfolgen Ende Februar.

Nähere Informationen unter: http://www.uni-potsdam.de/visibility .
Ansprechpartner: Prof. Dr. Dieter Mersch, Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam (Sprecher): dmerschuni-potsdam.de oder telefonisch: 0331-9774170.

Reference:
STIP: Graduiertenkolleg Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens. In: ArtHist.net, Dec 10, 2010 (accessed Jan 22, 2025), <https://arthist.net/archive/648>.

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