CONF Oct 21, 2013

Natural Science and Illustration in 15th/16th centuries (Marburg, 8-9 Nov 13)

Philipps-Universität Marburg, Kunstgeschichtliches Institut, Seminarraum Hülsenhaus (00014A), Nov 8–09, 2013

Dominic Olariu

öffentliche Tagung – open conference

Naturwissenschaft und Illustration im 15. und 16. Jahrhundert
Natural Science and Illustration in 15th and 16th centuries
sponsored by Universitätsstiftung Marburg
Seminarraum Hülsenhaus (00014A)

Freitag 08.11.2013 – Friday, November 8, 2013

10.00 Dominic Olariu, Marburg: Begrüßung und Einführung – Welcome and Introduction

10.30 Kristina Domanski (München): „Ein Florilegium für den Kaiser – Die Naturstudien im Ambraser Heldenbuch“

11.30 Dominic Olariu (Marburg): „Change in Herbal Illustrations of the 15th century. From Diebold Lauber‘s Buch der Natur by Konrad of Megenberg to Peter Schöffer's Gart der Gesundheit“

12.30 Mittagspause – Lunch break

14.00 Mayumi Ikeda (Tokyo): “,In iren rechten farben vnd gestalt’: Illustration of Two Printed Herbals from Mainz”

15.00 Emily Hagens (Minneapolis): „Botanical Imagery in Early Modern Practical Texts“

16.00 Mara-Lisa Kinne (Berlin): "Illustrations in Mathematical Treatises Around 1500 as Exemplified in Luca Pacioli's 'Summa'"

17.00 Diskussion der Tagesergebnisse; Moderation: Dr. Dominic Olariu (Marburg)

18.00 Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Heidelberg): „Die Väter der Botanik und ihre Künstler“

19.00 Abschluss des ersten Tages – End of the first conference day

Samstag 09.11.2013 – Saturday, November 9, 2013

9.00 Claudia Steinhardt-Hirsch (Graz): „Questo accidente inseparabile del colore – Jacopo Ligozzi, Ulisse Aldrovandi and the colour”

10.00 Ad Stijnman (Amsterdam): “Moondials & maps, medicine & mathematics: printing colour in early scientific publications” Part 1

11.00 Elizabeth Upper (Cambridge): “Moondials & maps, medicine & mathematics: printing colour in early scientific publications” Part 2

12.00 Mittagspause – Lunch break

13.30 Peter Bell (Heidelberg): „Ein Stück gemeinsamen Weges: Buchmalerei und Buchdruck, Astronomie und Astrologie an der Schwelle zur Frühen Neuzeit“

14.30 Martin Roland (Wien): „Die Handschriften der 1. Wiener astronomisch-mathematischen Schule und ihre Illustrationen“

15.30 Pause – Coffe Break

16.00 Berthold Hinz (Kassel): „Albrecht Dürers anthropometrische Illustrationen in seinen Vier Bu?chern von menschlicher Proportion (1528)“

17.00 Zusammenfassende Diskussion; Moderation: Dominic Olariu (Marburg):

18.00 Abschluss der Tagung – End of the conference

Moderationen: Valeska Hartmann, Dominic Olariu, Uta Schneikart, Alena Schubert

Tagungsthema:

Mit dem Umbruch vom Manuskript zum gedruckten Buch werden nicht nur das Buch und die Schrift, sondern es wird auch das Bild großen Veränderungen unterzogen; dies sind bekannte Prämissen. Wenig Aufmerksamkeit ist hingegen den naturwissenschaftlichen Illustrationen dieser Zeit aus kunstwissenschaftlicher Perspektive gewidmet worden. Einer der Gründe dafür ist vielleicht, dass das Konzept der „naturwissenschaftlichen Illustration“ erst im 15. Jahrhundert eine entscheidende Entwicklung erfährt und noch gar nicht als solche rezipiert worden ist. Die einzelnen Disziplinen der Botanik, Zoologie, Medizin, Kartographie usw. haben sich vor allem unter fachspezifischen Gesichtspunkten mit den Traktaten dieser Periode auseinandergesetzt. In einer interdisziplinären Begegnung und Diskussion soll der Fokus in erster Linie auf die Illustrationen dieser wissenschaftlichen Werke gelegt werden.

Die Naturphilosophie nimmt seit dem Spätmittelalter die Naturbeobachtung zusätzlich als eines ihrer Prinzipien auf. Die Beschreibung des physischen Äußeren gesellt sich zur älteren, traditionellen Auflistung anderer Aspekte, wie z.B. in Werken wie De rerum proprietatibus des Bartholomeus Anglicus oder De plantis und De animalibus des Albertus Magnus. Diese textuellen Erweiterungen sind eine mögliche Erklärung für das Einfügen von Visualisierungen in Enzyklopädien und naturwissenschaftliche Schriften des Spätmittelalters. Die Produktion von Illustrationen für naturwissenschaftliche Abhandlungen steigt jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert rasant an, unter anderem gefördert durch das wachsende Buchwesen sowie die Einführung des Buchdrucks und des Drucks von Bildern.

Trotz der angedeuteten Wandlungen, die plausible Erklärungen bieten können, sind für den Bereich der Visualisierung naturwissenschaftlicher Informationen noch viele Themengebiete unerforscht. So sind die Käufer- und Leserkreise insbesondere der frühen Bücher wenig bekannt. Das Einfügen der Illustrationen selbst wirft Fragen auf: zum einen weil sich die Traktattexte vor dem 15. Jahrhundert kaum von den späteren unterschieden, aber ohne Bildmaterial auskamen; zum anderen weil ein und dieselbe Abbildung oft für unterschiedliche Objekte verwendet wurde. Die Illustrationen scheinen daher auch textunabhängig einen eigenen Entstehungsdynamismus gebildet zu haben. Die angewandten Strategien zur optischen Veranschaulichung des Wissens – vor allem im Übergang von der Handschrift zur Druckpublikation – können bezüglich der Entwicklung des Layouts, der Erarbeitung einer spezifisch „wissenschaftlichen“ Formensprache, des Verzichts auf Farbe, der Assimilation der Drucktechniken (besonders des Holzdrucks) vertiefenden Analysen unterzogen werden.

Im Zentrum der Tagung soll die Untersuchung von Prozessen stehen, die sich mit den Illustrationen wissenschaftlicher Werke des 15. und 16. Jahrhunderts verbinden lassen. Dabei sollen bewusst Vorgänge unterschiedlicher Wissenschaftszweige thematisiert werden, weil eine gegenseitige Beeinflussung in der anvisierten Periode anzunehmen ist. Über visuelle Disziplinen wie die Kunstwissenschaft hinausgehend richtet sich die Tagung besonders auch an Forscher der Botanik, Zoologie, Naturkunde, Medizin, Kartographie und Astronomie.

Reference:
CONF: Natural Science and Illustration in 15th/16th centuries (Marburg, 8-9 Nov 13). In: ArtHist.net, Oct 21, 2013 (accessed Jun 7, 2025), <https://arthist.net/archive/6223>.

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