"Sinne im Wandel." Mediale Neukonfigurationen sinnlicher Wahrnehmung vom
15. bis zum 17. Jahrhundert
Konferenz
Wissen und sinnliche Wahrnehmung sind kaum unabhängig voneinander zu
denken. So konstituiert sich Wissen nicht nur in Abhängigkeit davon, was
man "sieht", "hört", "schmeckt", "riecht" oder "fühlt", sondern auch wie
man "sieht", "hört", "schmeckt", "riecht" oder "fühlt" - in Abhängigkeit
davon, was und wie man mit seinen Sinnen wahrnimmt. Die Art und Weise,
mit der man wahrnimmt unterliegt jedoch - wie verschiedene
Forschungsbeiträge, insbesondere aus dem Bereich der historischen
Anthropologie der Sinne sowie der Sensory History gezeigt haben - einem
stetigen Wandel. Für die Frühe Neuzeit ergibt sich dabei ein besonderes
Spannungsverhältnis zwischen den konventionellen Argumenten
theologischer Lehrmeinung, der Relektüre biblischer Texte, dem
sogenannten Alltagswissen und Forschungsinteressen, die für den Umgang
mit der Natur neue Paradigmen formulieren und zur Ausbildung der
Naturwissenschaften führen.
In unserem Workshop wollen wir diese spezifische Disposition des
religiösen Wissens zum Ausgangspunkt nehmen und am Beispiel ausgewählter
Texte und/oder Bilder aus dem 15. 17. Jahrhundert verschiedene
Themenbereiche problematisieren und diskutieren. Wir möchten fragen:
- In welcher Form lassen sich Verschiebungen, Veränderungen der
Sinneswahrnehmung sowie der Auffassung der Sinne in der Frühen Neuzeit
beschreiben?
- Welche Konsequenzen lassen sich für ein zeitgenössisches religiösen
Wissens daraus ziehen?
- Lassen sich Parallelen zu anderen Prozessen des religiösen Wissens
oder zu religiösen Praktiken in dieser Zeit aufzeigen, die mit diesen
Neucodierungen der Sinne zusammengehen?
- Und gibt es Überschneidungen zu anderen Wissenskulturen, die nicht
primär religiös fundiert sind (z.B. Medizin, Rechtwissenschaft,
Literatur, etc.)?
PROGRAMM
FREITAG, 14.06.2013
10.30-11.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
11.00-11.50 Uhr
Jun.-Prof. Dr. BEATRICE TRîNCA (Berlin)
Gedruckte Süße. Der Legatus divinae pietatis im Druck
12.00-12.50 Uhr
MARIANNE SEIDIG, M.A. (Tübingen)
Gemalte Früchte - Geschmack an der Kunst. Zur Ansprache der Sinne durch
die Malerei im Veneto des 15. Jahrhunderts
13.00-14.30 Uhr
Mittagspause
14.30-15.20 Uhr
SUSANNE JUNK (Tübingen)
Engelserscheinungen in deutschsprachigen Flugschriften um 1600 - Die
Heilige Schrift, Sinne und Affekte als Argumente?
15.30-16.20 Uhr
MALTE GOGA, M.A. (Berlin)
Engel wahrnehmen - Bilder sehen. Theologische Konzeptionen und
Visualisierungen von Engeln in italienischer Malerei um 1600
16.20-16.50
Kaffeepause
16.50-17.40
Dr. PHILIP HAHN (Tübingen)
Reformation der Sinne hin und zurück? Cunrad Dieterich, das Ulmer
Münster und die Sinneswahrnehmung 1531-1639
18.00-19.30 Uhr
Abendvortrag, Hörsaal Theologicum
Prof. Dr. SILKE LEOPOLD (Heidelberg)
Naturvorstellungen in der Musik(-theorie) des 16. und 17. Jahrhunderts
SAMSTAG, 15.06.2013
9.30-10.20 Uhr
Jun.-Prof. Dr. CHRISTINA LECHTERMANN (Bochum)
Exorbitanz und Exzess. Schmerzfähigkeit und ihre Darstellung in
mittelhochdeutschen 'Marienleben'
10.30-11.20 Uhr
PD Dr. DANIELA BOHDE (Frankfurt a.M.)
Mit Magdalenas Augen - Visuelle Teilhabe an der Passion Christi in der
altdeutschen Kunst
11.20-11.30 Uhr
Kaffeepause
11.30-12.30
Abschlussdiskussion
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KONTAKT:
Marianne Seidig, M.A., Susanne Junk
Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen"
Liebermeisterstraße 12
72076 Tübingen
susanne.junkuni-tuebingen.de
marianne.seidiguni-tuebingen.de
Homepage des Graduiertenkollegs "Religiöses Wissen"
http://www.uni-tuebingen.de/forschung/forschungsschwerpunkte/
graduiertenkollegs/gk-religioeses-wissen.html
Reference:
CONF: Sinne im Wandel (Tübingen, 14-15 Jun 13). In: ArtHist.net, Apr 26, 2013 (accessed Apr 25, 2025), <https://arthist.net/archive/5207>.