ANN 10.10.2025

Max Imdahl & die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität (Bochum, 29 Oct-3 Dec 25)

Kunstsammlungen Ruhr-Universität Bochum, 29.10.–03.12.2025
kgi.ruhr-uni-bochum.de/portfolio-item/vergangene-gegenwart-max-imdahl-und-die-sammlung-moderne-und-zeitgenoessische-kunst-5-juni-2025-11-januar-2026-kunstsammlungen-der-ruhr-universitaet/

Alexia Pooth

Veranstaltungsreihe: Max Imdahl und die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität.

Das Kunstgeschichtliche Institut und die Sammlung für moderne und zeitgenössische Kunst der Ruhr-Universität Bochum feiern 2025 zwei Jubiläen: Den 100. Geburtstag des Kunsthistorikers Max Imdahl (1925–1988) und das 50-jährige Bestehen des Campusmuseums. Aus diesem Anlass laden wir zu einem spannenden Vortrags- und Diskussionsprogramm mit Expert:innen aus Forschung- und musealer Praxis ein.

Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum/ Campusmuseum
Forum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum

PROGRAMM

Mittwoch, 29.10.2025, Vortrag und Talk, 17-19 Uhr
DAS ‚SEHENDE SEHEN‘. MAX IMDAHL IM HUNDERTSTEN JAHR
Vortrag: Prof. Dr. em. Gottfried Boehm (Universität Basel)

Mittwoch, 5.11.2025, Talk, 14-16 Uhr
ZUR GEGENWART DER SAMMLUNGEN. DIE MODERNE UND DAS RUHRGEBIET
Mit Nico Anklam (Direktor der städtischen Museen und Leiter der Kunsthalle Recklinghausen), Eva Busch (Kuratorin und stellvertretende Direktorin Kunstmuseum Bochum), Julia Höner (Direktorin Kunstmuseum Gelsenkirchen), Carina Plath (Leiterin der Stabsstelle Kunst im öffentlichen Raum und Curator at Large, Sprengel Museum Hannover)

Der Aufbau der Sammlung moderne und zeitgenössische Kunst an der Ruhr-Universität Bochum gilt seit jeher als „Glücksfall“. Für die neugegründete Universität bot sie Anfang der 1970er Jahre die Chance, sich als regional, modern und progressiv zu präsentieren. Für den Gründungsordinarius des Kunstgeschichtlichen Instituts, Max Imdahl, eröffnete die Kollektion die Möglichkeit, als einer der ersten Hochschullehrer in der Bundesrepublik die Kunst der Gegenwart in die Lehre zu integrieren. Mit dem Anspruch, die Sammlung „a jour“ zu halten, kaufte Imdahl Werke von François Morellet, Frank Stella oder Richard Serra etc. an: Künstler, die er persönlich kannte bzw. mit denen er sich wissenschaftlich auseinandersetzte. Beeinflusst wurde seine Ankaufspolitik u. a. von der vierten und sechsten documenta in Kassel (1968 und 1977) wie auch von der Galerie m in Bochum.
Galt die RUB über Jahrzehnte als wegweisend in der Auseinandersetzung mit der Kunst der Gegenwart, stellt sich heute die Frage, wie „gegenwärtig“ die Kollektion heute noch? Wie singulär waren Imdahls Ankäufe und wie prägend seine sich auf die Form und die Wahrnehmung des Kunstwerkes konzentrierende Auseinandersetzung? Wieviel Imdahlsche Methode wanderte über seine Schüler:innen in andere Museen des Ruhrgebiets? Und welche Rolle nahm und nimmt die Sammlung der RUB historisch und aktuell im Reigen der Ruhr Kunst Museen ein?
Der Lunchtalk will zusammen mit Kolleg:innen benachbarter Museen diesen Fragen nachgehen und dabei das Feld aus Kunstproduktion, Museumsgeschichten, Ankaufspolitiken, Galeriewesen und Kunstvermittlung der 1960er bis 1980er Jahre unter die Lupe nehmen. Zudem soll der Blick auf das Heute gerichtet werden: Wie lassen sich Sammlungen aktualisieren, welche kuratorischen Mittel stehen dazu zur Verfügung und welche innovativen Ansätze werden in den Museen erprobt, um die „vergangene Gegenwart“ an ein breites Publikum zu vermitteln?

Mittwoch, 3.12.2025, Talk, 14-16 Uhr
KUNSTREZEPTION IM FABRIKUMFELD: MAX IMDAHL ZWISCHEN ARBEITERSCHAFT, KUNTSPRODUKTION UND KUNSTVERMITTLUNG
Mit Carolin Behrmann (Professorin für Kunstgeschichte Ruhr Universität Bochum), Katja Knicker (Stellvertretende Museumsleiterin Osthausmuseum Hagen), Kathrin Rottmann (Wiss. Mitarbeiterin Ruhr Universität Bochum), Alexander Wagner (Wiss. Mitarbeiter Bergische Universität Wuppertal)

Ende der 1970er Jahre führte der Bochumer Kunsthistoriker Max Imdahl verschiedene Seminare mit „Vertrauensleuten“ der Bayer AG in Leverkusen durch. Gegenstand war die gemeinsame Auseinandersetzung mit moderner Kunst, insbesondere mit Werken von Josef Albers, François Morellet oder Barnet Newman.
Überzeugt davon, das zeitgenössische Kunst nicht leicht zu verstehen und daher Vermittlung wichtig ist, gilt Imdahls „Experiment“ bis heute als wegweisend. In der Rezeption des unter dem Titel „Arbeiter diskutieren moderne Kunst“ 1982 veröffentlichen Seminarzyklus wird allerdings kaum reflektiert, dass das Feld „Arbeiterschaft und Kunstproduktion“ alles andere als neu ist, sondern enorm breit, traditionsreich und hoch politisch. Heterogene Schlagwörter wie „naive Kunst“, „Outsider Art“ oder Laienmalerei etwa der „malenden Kumpels“ im Ruhrgebiet etc., machen dies ebenso deutlich, wie eine Rückschau in die kulturellen Forderungen der Arbeiterbewegung sowie ein Blick in die DDR. Nicht zuletzt durch die programmatische Entwicklung des „Bitterfelder Weges“ bekam das „bildnerische Volksschaffen“ hier ab 1959 eine nationale Dimension.
Gemeinsam mit Expert:innen soll in der Gesprächsrunde Imdahls Vermittlungsexperiment kritisch unter die Lupe genommen und in die breite Debatte um Kunstproduktion, Vermittlung, Kunstverständnis und Arbeit gestellt werden. Neben Imdahls Leverkusener „Experiment“ und dessen Würdigung und Einordnung stehen verschiedene Aspekte des Feldes „Arbeiterschaft und Kunst“ im Fokus – und zwar von den 1950er Jahren bis in die Transformationszeit bzw. die Gegenwart.

Die Veranstaltungen finden im Rahmen der Ausstellung „VERGANGENE GEGENWART. MAX IMDAHL UND DIE KUNSTSAMMLUNG MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST“ der Ruhr-Universität Bochum statt.

Kontakt:
Dr. Alexia Pooth
Wiss. Leiterin der Kunstsammlung moderne und zeitgenössische Kunst
Kunsthistorisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
kunstsammlungen-modernerub.de
https://kgi.ruhr-uni-bochum.de/

Quellennachweis:
ANN: Max Imdahl & die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität (Bochum, 29 Oct-3 Dec 25). In: ArtHist.net, 10.10.2025. Letzter Zugriff 14.10.2025. <https://arthist.net/archive/50861>.

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