Otto Pankok und das Porträt. Interdisziplinäre und internationale Konferenz.
Am Dienstag, den 9. September 2025, laden das Pankok Museum in Hünxe gemeinsam mit der „Moderne im Rheinland“. Zentrum für Rheinlandforschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu einer Tagung über den Stellenwert des Porträts im künstlerischen Werk Otto Pankoks sowie die Relevanz seiner Netzwerke für das Selbstverständnis der regionalen und internationalen Avantgarde ein.
Otto Pankok (Mülheim a.d.R. 1893–1966 Wesel) war Mitglied der Düsseldorfer Künstlergruppe Das Junge Rheinland, 1937 auf der Ausstellung Entartete Kunst vertreten und von den Nationalsozialisten verfemt und mit Berufsverbot belegt. Anregungen erhielt der Künstler auf seinen Reisen in die Niederlande, nach Frankreich, Spanien und das vormalige Jugoslawien. Internationale Bekanntheit erlangte Pankok mit seinen Bildnissen der Düsseldorfer Sinti und Sintizze vom Heinefeld – Porträtkunst von höchster technischer Perfektion. Der Düsseldorfer Akademieprofessor schuf ein Œuvre aus Kohlezeichnungen, Holzschnitten, Radierungen und Plastiken, in dem Mensch, Tier und Landschaft die Schwerpunkte bilden.
Die Tagung widmet sich seinen vielfältigen Porträts. Etwa 1000 namentlich bekannte Porträts und gut 150 Selbstporträts lassen sich in seinem Œuvre finden. Dabei ist Porträt aber nicht gleich Porträt. Häufig öffnen sich die starren Grenzziehungen zwischen Bildgattungen, genrehafte Porträts erscheinen wie Tronien, werden zu Dokumenten öffentlichen, politischen und sozialen Lebens – oder formieren sich schriftlich, etwa in der Autobiographie Stern und Blume (1930), in Gedichten wie An Rosa Luxemburg oder im bislang weitgehend unerschlossenen Nachlass.
Die Tagung eröffnet mit einem Schwerpunkt auf Individuen: Der Beitrag von André Raatzsch (Marburg) und Melanie Ulz (Essen) untersucht Pankoks Sinti-Darstellungen zwischen Zeitzeugnis und künstlerischem Ausdruck, während Yubii Noda (Japan) den Kohlezeichnungszyklus Die Passion in seinen Kontexten beleuchtet. Weitere Vorträge widmen sich der Rolle der Düsseldorfer Sinti (Rudolf Kosthorst) sowie dem kunsttheoretischen Status der Porträts im Werk Pankoks (Miriam Sarah Marotzki) und seinen Pressebildern (Angelika Gwóźdź).
Am zweiten Tag stehen Netzwerke im Vordergrund: Vorträge u. a. von Lisa Bosbach und Daniel Cremer reflektieren Pankoks Kooperationen in der Region und deren Relevanz für seine Arbeit. Christina Kunze stellt das Projekt „aca-Rh“ (Artists‘ Communities Archive of the Rhineland) vor, bevor Moritz Pankok Einblicke in die Werkstatt gibt. Am Nachmittag werden neben dem Motiv des Künstlersehers im Werk Pankoks (Dagmar Schmengler, Valentin Lütfring) auch familiäre Perspektiven (Per Hüsges zu Hulda Pankok) und Pankoks Arbeit mit Texten (Jasmin Grande) diskutiert.
Mit dieser Konferenz möchte die HHU das Werk Otto Pankoks neu in den Blick rücken und die bislang wenig beachtete Bedeutung seiner Porträts für Kunst, Gesellschaft und Politik sichtbar machen. Sie richtet sich an ein internationales Fachpublikum, ist aber auch für interessierte Bürger:innen offen.
Die Tagung ist Teil der Projekte „Netzwerke erzählen“ und „aca-Rh“ und wird veranstaltet von „Moderne im Rheinland“. Zentrum für Rheinlandforschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Dr. Miriam Marotzki, Dr. Jasmin Grande) in Kooperation mit dem Pankok-Museum Hünxe (Dr. Dagmar Schmengler).
Tagungskuration: Dr. Miriam Marotzki
Für die Förderung der Tagung danken wir dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland sowie dem Regionalen Kulturprogramm NRW.
Die Konferenz kann auch online unter folgendem Link verfolgt werden:
https://us02web.zoom.us/j/82072251750?pwd=2hJakCM8PN2qGVa9zlBJAeRmJU9AHF.1
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PROGRAMM
Dienstag, 9. September, 10.00–19.00 Uhr
10.00 Uhr
Grußwort
Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel
Begrüßung und Einführung
Dagmar Schmengler, Pankok Museum sowie Jasmin Grande und Miriam Sarah Marotzki, „Moderne im Rheinland“, Zentrum für Rheinlandforschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Individuen I
10:30 Uhr
André Raatzsch, Marburg und Melanie Ulz, Essen
Porträt als Zeugnis: Otto Pankoks Sinti-Darstellungen zwischen Zeitdokument und künstlerischem Ausdruck
11.10 Uhr
Yubii Noda, Kitami (Hokkaido, Japan)
Zur Entstehung und Kontextualisierung von Otto Pankoks Kohlezeichnungszyklus „Die Passion“. Einzelne Figuren und ihre Verbindung zu den Modellen Sinti und Karl Schwesig
11.50 Uhr
Rudolf Kosthorst
Düsseldorf: Otto Pankok und die Düsseldorfer Sinti
13.00 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Dagmar Schmengler und Valentin Lütfring, Hünxe
Führung durch die Ausstellung
Individuen II
15.30 Uhr
Miriam Sarah Marotzki, Düsseldorf/Hamburg
Selbst in Kohle. Otto Pankok und die (Selbst-)Beziehung zu seinem Werk
16.15 Uhr
Kaffeepause
16.45 Uhr
Angelika Gwóźdź, Düsseldorf
"Das war meine Akademie" - Otto Pankoks Presseporträts in der Düsseldorfer Tageszeitung "Der Mittag
17.30 Uhr
Diskussion: Zur Zukunft der Pankok-Forschung (intern)
Mittwoch, 10. September, 10.00–18.00 Uhr
Netzwerke I
10.00 Uhr
Lisa Bosbach, Düsseldorf
Die Freundschaft von Richard Paling und Otto Pankok in Porträts und Briefen
10.40 Uhr
Daniel Cremer, Düsseldorf
Der Streit. Otto Pankok und Gert H. Wollheim im Jungen Rheinland
11.20 Uhr
Christina Kunze, Düsseldorf
Selbstgestaltung im Querschnitt – Otto Pankoks Netzwerke im Rheinland des 20. Jahrhunderts
12.00 Uhr
Moritz Pankok, Berlin
Werkstattführung
13.00 Uhr
Mittagspause
Netzwerke II
14.30 Uhr
Dagmar Schmengler und Valentin Lütfring, Hünxe
Künstlerseher im Porträt bei Otto Pankok
15.10 Uhr
Per Hüsges, Wesel
Hulda Pankok im Porträt
16.00 Uhr
Jasmin Grande, Düsseldorf
„Du Nicht-Ich“. Lyrisches Porträt und kollaborative Autor*innenschaft bei Otto Pankok
16.45 Uhr
Kaffeepause
17.00 Uhr
Abschlussgespräch und Ende der Tagung
Quellennachweis:
CONF: Otto Pankok und das Porträt (Hünxe/online, 9-10 Sep 25). In: ArtHist.net, 03.09.2025. Letzter Zugriff 19.09.2025. <https://arthist.net/archive/50468>.