CONF 16.07.2025

Narrative der Italienforschung (Berlin, 16-18 Oct 25)

Berlin, Humboldt Universität, Auditorium im Grimm-Zentrum, 16.–18.10.2025
www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/veranstaltungen/3-netzwerktreffen-italienforschung-narrative-der-italienforschung-zum-verhaeltnis-von-kanon-und-methode-in-den-kunstwissenschaften/

Katharina Bedenbender

Narrative der Italienforschung. Zum Verhältnis von Kanon und Methode in den Kunstwissenschaften.
3. Vernetzungstreffen des Netzwerks Italienforschung.

In den letzten 50 Jahren durchlebte die Kunstgeschichte zahlreiche Paradigmenwechsel, die rückblickend zugespitzt gerne als „Turns“ bezeichnet worden sind: spatial turn, (post) colonial turn, material turn, animal turn, ecological turn, um nur die prominentesten zu nennen. Jede dieser „Wendemarken“ vollzog sich dabei in enger Interaktion mit den benachbarten Disziplinen in den Geisteswissenschaften, so dass es insbesondere das Verhältnis von Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften immer wieder neu zu bestimmen galt.

Derartige Turns oder Paradigmenwechsel sind mit einer Verschiebung und Neuerfindung von Methodensets verbunden. Neue Methoden sind stets an neue Narrative gebunden, die in der Regel aus der Gegenwart der jeweils Forschenden – und nicht einer vermeintlich „objektiv“ erforschten historischen Vergangenheit – stammen und damit den kunstgeschichtlichen Kanon beständig neu ausloten und hinterfragen. Transversale und sowohl Nationen- als auch Disziplinen-Grenzen auflösende Perspektiven sind dabei längst in den Vordergrund gerückt, was Forschungsbereiche wie die „Italienforschung“ nicht nur begrifflich vor Herausforderungen stellt, sondern auch die Erschließung neuer Wege ermöglicht.

Der Begriff „Turn“ kann dabei in doppelter Hinsicht irreführend sein: einerseits suggeriert er eine grundlegende Neuausrichtung ganzer Fachbereiche, statt als sinnvolle Ergänzung zu erprobten und kontinuierlich fortbestehenden Methoden wahrgenommen zu werden; andererseits geht damit bisweilen eine pejorative Deutung des Begriffs einher, im Sinne einer flüchtigen Modeerscheinung, die ohnehin nicht von Dauer sein wird und höchstens der Einwerbung von Drittmitteln zuträglich sei. Tatsächlich haben sich die zahlreichen Paradigmenwechsel der vergangenen Jahrzehnte jedoch als langlebig und einander gegenseitig inspirierend und vorantreibend erwiesen – waren gar Voraussetzung füreinander – und sind zum Teil unauflösliche Verbindungen eingegangen.
Das diesjährige Netzwerktreffen des Netzwerks Italienforschung steht damit im Zeichen der Methodendiskussion, die im Rahmen von fünf Sektionen und einem gemeinsamen Besuch des Bode-Museums erfolgen wird.

PROGRAMM

DONNERSTAG, 16.10.2025

14:00 Begrüßung und Einführung:
Kathleen Christian (Berlin), Katharina Bedenbender (Berlin), Anna Frasca-
Rath (Erlangen) und Stefan Albl (Graz)

14:30 Grundlagenforschung in der Kunstgeschichte (Moderation: Berthold Hub, Wien/Berlin)
14:30 Stefan Albl (Graz): Abturnend? Praktische Museumsarbeit versus goduria intellettuale
15:00 Robert Skwirblies (Berlin): Ein Quellenkorpus als Spiegel der Forschung: Der Briefwechsel von Johann David Passavant 1817–24

15:30 Kaffeepause

16:00 Ökologien (Moderation: Maurice Sass, Alfter)
16:00 Katharina Bedenbender (Berlin): Benozzo Gozzolis immersive Landschaften
16:30 Franca Buss (Hamburg): Andrea Mantegnas Tod der Jungfrau: Frühneuzeitliche Energielandschaften und ihre kulturwissenschaftliche Kontextualisierung

17:00 Kaffeepause

17:30 Katharina Rotté (Berlin): Die Travertinisierung Roms 1466–1546
18:00 Hui Luan Tran (Mainz): Narrative der Linie verflechten: Materialgeschichten frühneuzeitlicher Druckgraphik

18:30 Kaffeepause

19:00 Keynote Lecture:
Prof. Jasmin Mersmann (Berlin): Superare la Natura? Gedanken zu einem Ecocritical Turn in der Italienforschung

FREITAG, 17.10.2025

10:00 Gender Studies (Moderation: Henrike Haug, Köln)
10:00 Begrüßung
10:15 Vittoria Magnoler (Genua): Constructing Masculinity. Saint Thomas Aquinas in Trecento Italian Painting
10:45 Anna Frasca-Rath (Erlangen): Mansplaining oder male support? Kreative Frauen bei Giovanni Boccaccio und Giuseppe Betussi und ihre Bedeutung für Vasari
11:15 Hamida Sivac (Wien): Wenn Wenden einander überblenden. Feminismus und linguistische Wende in der Kunst Italiens

11:45 Kaffeepause

12:15 Wissenschaftsgeschichte (Moderation: Henry Kaap, München)
12:15 Beatrice Blümer (Florenz): It’s all relative: Karte als Artefakte epistemischer Realität
12:45 Michail Chatzidakis (Berlin): Antikenrekonstruktionen in der Kreuzesvision Konstantins. Raffael, Giulio Romano und die Kreuzigung Petri

13:15 Mittagspause

14:30 Räume (Moderation: Leonie Drees-Drylie, Münster)
14:30 Sarah Lynch (Erlangen): Einschränkungen des Zentrum-Peripherie-Modells in Studien zum Kulturtransfer der mitteleuropäischen Renaissance
15:00 Irina Dudar (Bern): Kroatien vs. Italien: Qualitäts- und Stildiskurse um Werkstattarbeiten aus frühmittelalterlichen Altarräumen

15:30 Kaffeepause

16:00 Uria Man (Berlin): Philosophische Allegorie, politische Bekundung oder Hochzeitsbild? Der Wandel kunsthistorischer Paradigmen am Beispiel der Primavera von Sandro Botticelli

16:30 Karina Pawlow (Florenz): Patente Leute. Glaskunst in Murano zwischen Tradition und Innovation, fama und Geheimnis

17:00 Abschlussdiskussion

SAMSTAG, 18.10.2025
10:15 Treffpunkt: Bode-Museum, Haupteingang
Franz Engel (Berlin): Die „Basilika“ des Bode-Museums und die historisch-kritische Ausstellungspraxis

Weitere Informationen: http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/veranstaltungen/3-netzwerktreffen-italienforschung-narrative-der-italienforschung-zum-verhaeltnis-von-kanon-und-methode-in-den-kunstwissenschaften/

Quellennachweis:
CONF: Narrative der Italienforschung (Berlin, 16-18 Oct 25). In: ArtHist.net, 16.07.2025. Letzter Zugriff 18.07.2025. <https://arthist.net/archive/50383>.

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