CFP May 23, 2025

Resources of Printmaking – Printmaking as Resource (Munich, 18-20 Mar 26)

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München / Online, Mar 18–20, 2026
Deadline: Jul 7, 2025

Ulrike Keuper

[English version below]

Ressourcen der Druckgrafik – Druckgrafik als Ressource.

Veranstalterinnen:
Dr. Ulrike Keuper, Ludwig-Maximilians-Universität München;
JProf. Dr. Hui Luan Tran, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Druckgrafik ist eine Kunstform, die eine Neubewertung nach ihren ganz eigenen Kategorien erforderlich macht. Technische und ästhetische Charakteristika wie die Reproduzierbarkeit und Veränderlichkeit des Druckbildes sowie die bemerkenswerte Vielfalt der Druckverfahren haben mit dazu beigetragen, dass die Druckgrafik bereits in der Kunstliteratur der Frühen Neuzeit gegenüber den kanonischen Gattungen marginalisiert wurde – ein Umstand, der ihre kunsthistorische Rezeption bis heute prägt.

Dieser Workshop widmet sich den strukturellen und medialen Eigenheiten der Druckgrafik der Frühen Neuzeit und stellt sich den damit einhergehenden methodologischen Herausforderungen für die Kunstgeschichte. Im Zentrum stehen dabei die Angebote ökokritischer und relationaler Ansätze, die für die Analyse materieller, technikgeschichtlicher und wirtschaftlicher Dimensionen der Druckgrafik fruchtbar gemacht werden sollen.

Obwohl die Druckgrafik im Kunstdiskurs der Frühen Neuzeit an Paradigmen von Zeichnung, Malerei und Skulptur gemessen wurde, unterläuft sie diese grundlegend. Die technische Reproduzierbarkeit, eine zwischen Matrize und Abzug zweigeteilte Ontologie, die arbeitsteilige Herstellungsweise und die Variabilität des Druckbildes stellen tradierte Konzepte von Originalität, Autorschaft und „Werk“ infrage. Zugleich kennzeichnen diese Merkmale die Druckgrafik als protoindustrielles Verfahren, das technisch-künstlerischen Fortschritt verkörpert und erstmals eine wirkliche Massenproduktion des Bildes in Aussicht stellt.

Umweltgeschichtliche Aspekte erhalten vor diesem Hintergrund eine besondere Relevanz. Die einzelnen Arbeitsschritte der druckgrafischen Verfahren sind nicht ohne die jeweils verarbeiteten Materialien zu betrachten, die wiederum untrennbar mit der Umwelt verwoben sind. Der Abbau von Metallen, die Gewinnung von Holz, Wasser sowie der Zellstoff, der bei der Papierherstellung verwendet wird, Pigmente, Lösungsmittel und Säure stellen die Druckgrafik in direkte Relation zur Umwelt. Bei druckgrafischen Prozessen werden instabile und potenziell erschöpfbare Ressourcen verwendet und es können umweltschädliche Nebenprodukte entstehen. In den Produktionsprozessen der Druckgrafik spiegelt sich somit das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Kultur exemplarisch wider.

Vor diesem Hintergrund drängt sich eine Neuperspektivierung der druckgrafischen Künste unter Bezugnahme auf Konzepte wie des New Materialism, der Akteur-Netzwerk-Theorie oder Systemtheorie geradezu auf. Die ökologisch motivierten Ansätze dieser Theorien eröffnen verschiedentlich Zugangswege: Ob an die „Ökologie“ im Sinne Haeckels angelehnt oder an den von Karen Barad geprägten Begriff der „Intraaction“, bietet die hier jeweils innewohnende Relationalität fruchtbare methodische Konzepte, die produktiv auf druckgrafische Artefakte angewandt werden können.

Auch in einem solchen weiter gefassten Sinne lässt sich Druckgrafik als System der Transformation und Erschöpfung von Ressourcen verstehen – dies verdeutlicht etwa die Wiederverwertung und Überarbeitung von Platten. Nicht zuletzt verweist der Umstand, dass nicht nur „vollendete“ Abzüge, sondern auch Nebenprodukte wie Gerätschaften, Werkzeuge, Probeabzüge, modelli sowie (unvollendete) Platten und Holzstöcke gesammelt wurden, darauf, dass bereits in der Frühen Neuzeit ein Interesse an den materiellen Ressourcen und somit an prozessualen Dimensionen der Druckgrafik bestand.

Erwünscht sind Beiträge, die sich technischen und strukturellen Aspekten von Hoch- und Tiefdruck bis ca. 1800 widmen. Diese können beispielsweise auf folgende Bereiche Bezug nehmen:
- Rohstoffe und Umweltgeschichte: Holz(-gewinnung), Kupfer(-abbau), Säure, Tinten, Papier und Papierherstellung, Rezepte, Rezeptbücher, materielle Verwobenheit, Materialverständnis.
- Technische Verfahren der Druckgrafik in Relation: Werkzeuge, Apparaturen, Arbeitsteilung, plurale Autor:innenschaft, Spur der Autor:innenschaft oder der technischen Verarbeitung, technische Verarbeitung als Schichtung, Verknüpfung, Vernetzung von Material.
- Prozess und Wiederverwertung: Probe-, Arbeits- und Werkstattabzüge, Aufbereitung und Wiederverwertung von Kupferplatten (als Malgrund, als Schmuckeinlagen in Möbelstücken), Abzüge als „Rohstoff“ für weitere künstlerische Prozesse (Zerschneiden, Einkleben, Zusammenstellen, Montieren, Kolorieren), Überarbeitungen von Platten und Holzstöcken.

Ziel des Workshops ist die Vorbereitung eines Sonderheftes für ein peer reviewed journal. Interessierte werden gebeten, bis zum 7.7.2025 einen Abstract (rund 250 Wörter) für einen Textbeitrag gemeinsam mit einem kurzen CV einzureichen. Bis Ende Juli erfolgt die Auswahl der Proposals.

Die Textbeiträge (Manuskript für einen Essay, rund 40.000-60.000 Zeichen, inkl. Leerzeichen und Fußnoten) werden bis zum 31.1.2026 erbeten. In einem internen Workshop am 18.–20.3.2026 (München/hybrid) werden die Texte in einem kurzen Vortrag vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Erwartet wird daher die Bereitschaft zur kritischen Lektüre von Texten anderer Teilnehmenden.

Kontakt:
Dr. Ulrike Keuper, Ludwig-Maximilians-Universität München,
ulrike.keuperkunstgeschichte.uni-muenchen.de
JProf. Dr. Hui Luan Tran, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, hl.tranuni-mainz.de

---

Resources of Printmaking – Printmaking as Resource.

Organizers:
Dr. Ulrike Keuper, Ludwig Maximilan University of Munich;
Prof. Dr. Hui Luan Tran, Johannes Gutenberg University Mainz

Printmaking is an art form that demands reassessment according to its own unique categories. Technical and aesthetic characteristics, such as the reproducibility and mutability of the printed image, as well as the remarkable diversity of printing processes, have contributed to the marginalization of printmaking compared to canonical genres – a circumstance evident already in early modern art literature and continuing to shape the medium’s reception in art history today.
This workshop is devoted to the structural and medial idiosyncrasies of early modern printmaking and the accompanying methodological challenges for art history. It centers on ecocritical and relational approaches and how they might be constructively applied to the analysis of printmaking in its material, technological, and economic facets.

Although in early modern art discourse printmaking was assessed using paradigms of drawing, painting, and sculpture, the medium in fact fundamentally undermines these paradigms. Indeed, in its technical reproducibility, dual ontology between matrix and print, collaborative production, and variability, the printed image challenged traditional concepts of originality, authorship, and the “artwork.” Simultaneously, these traits set printmaking apart as a proto-industrial process that both embodied technical and artistic progress and offered, for the first time, the prospect of a true mass production of images.

Against this backdrop, aspects of environmental history take on particular relevance. The individual stages of the printmaking procedure cannot be considered without an awareness of the materials employed, which are inextricably intertwined with the environment. The mining of metals, the extraction of wood, water, and the pulp used in the making of paper, in addition to pigments, solvents, and acids, put printmaking into direct relation with the environment. Printmaking processes rely on unstable and potentially exhaustible resources and can give rise to environmentally harmful byproducts. The practice of creating printed images thus reflects the tension between nature and culture.

Given these realities of printmaking, a revised perspective on the medium is urgently needed, drawing on concepts such as New Materialism, actor–network theory, and systems theory. In their ecological orientations, these theories open up various paths of entry into the question at hand: Whether based on “ecology” in Ernst Haeckel’s sense or on the concept of “intra-action” coined by Karen Barad, the relationality inherent in each of these approaches presents us with methodological frameworks that can be productively applied to printmaking artifacts.

In a broader sense, printmaking can be understood as a procedure of transforming and depleting resources – as illustrated, for example, in the recycling and reworking of plates. That an interest in the material properties of printmaking, and thus in the medium’s processual dimensions, already existed in the early modern period is evident in the habit of collecting not just “finished” prints but also accouterments including equipment, tools, proofs, modelli, and (unfinished) plates and woodblocks.

We welcome contributions addressing technical and structural aspects of relief and intaglio printing up to ca. 1800. The papers may engage such topics as:
- Raw materials and environmental history: wood (extraction), copper (mining); acids, inks, paper and papermaking; recipes, recipe books; the interweaving of different materials; conceptions of materials.
- Technical processes of printmaking in relation: tools, equipment; work-sharing, plural authorship; traces of authorship or technical workmanship; technical processes in terms of the layering, linking, or networking of materials.
- Process and recycling: test prints, working prints, and workshop prints; treatment and reuse of copper plates (as grounds for paintings, as decorative inlays in furniture, etc.); prints as “raw material” for further artistic processes (cutting, gluing, assembling, mounting, coloring); reworking plates and woodblocks.

This workshop has been organized in preparation for a special issue of a peer-reviewed journal. Interested applicants are asked to submit an abstract (approx. 250 words) for a written contribution, along with a short CV, by July 7, 2025. Selection will be made by end-July.

The written contributions (manuscript for an essay, approx. 40,000–60,000 characters in length, including spaces) are requested by January 31, 2026. The texts will be briefly presented and discussed in a closed workshop on March 18-20, 2026 (Munich / hybrid). Therefore, contributors will be expected to read and critically engage with the texts of other participants.

Contact:
Dr. Ulrike Keuper, Ludwig Maximilian University of Munich,
ulrike.keuperkunstgeschichte.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Hui Luan Tran, Johannes Gutenberg University Mainz,
hl.tranuni-mainz.de

Reference:
CFP: Resources of Printmaking – Printmaking as Resource (Munich, 18-20 Mar 26). In: ArtHist.net, May 23, 2025 (accessed May 25, 2025), <https://arthist.net/archive/49329>.

^