CONF 21.03.2025

Adapted to Fit (Essen, 15-16 May 25)

Gartensaal des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI), Goethestr. 31, 45128 Essen, 15.–16.05.2025
Anmeldeschluss: 05.05.2025

Kirsten Lee Bierbaum & Christian Berger

Adapted to Fit – Aktualisierungen von Artefakten im sozialen Gebrauch /
Adapted to Fit - Updating Artifacts in Social Usage.

Organisiert von Christian Berger (Universität Siegen) und Kirsten Lee Bierbaum (Technische Universität Dortmund) in Kooperation mit dem KWI

[for English abstract see below]

Unter dem Titel ADAPTED TO FIT - AKTUALISIERUNGEN VON ARTEFAKTEN IM SOZIALEN GEBRAUCH sollen prozessuale Dynamiken der Aneignung und passgenauen Umformung ästhetischer Artefakte durch soziale Akteur*innen in den Fokus geholt werden. Dabei geht es nicht vordringlich um das Phänomen der „Appropriation“ oder „Aneignung“ wie es in der Kunstgeschichte gemeinhin verwendet wird, nämlich im Sinne der Verdoppelung, Kopie oder Integration eines vorgängigen Motivs aus einem fremden künstlerischen Œuvre in das eigene, und ebenso wenig um den bloßen Bedeutungswandel überlieferter ikonografischer Formeln. Ausgehend von der Feststellung, dass künstlerische Artefakte einem ständigen Prozess der Anpassung an Bedürfnisse der sie umgebenden Akteure bzw. Gruppen unterliegen, steht stattdessen das (Kunst-)Werk als geschlossene Entität auf dem Prüfstand.

Solche Modifikationen können unterschiedlich intensiv geschehen, es kann sich um ein fluides Anschmiegen an neue Begebenheiten, um ein kreatives Reframing oder um mehr oder weniger grobe Anstückungen, Verstümmelungen oder Verformungen handeln. Auch können die Gehalte traditioneller Motive je nach sozialem Kontext variieren oder gänzlich überschrieben werden, z.B. wenn sie über große zeitliche oder geographische Distanzen hinweg aktualisiert werden. Wichtig für den zu diskutierenden Ansatz ist die Hypothese dynamischer Prozessualität, also etwa die spontane, vielleicht ephemere, vielleicht dauerhafte Veränderung im Gebrauch des Objekts, Bauwerks oder Bildes, welche bedürfnisorientiert auf das jeweilige soziale Interaktionsmoment reagiert. Erst im Moment der Handhabung oder betrachtenden Fokussierung durch ein Netzwerk sozialer Akteure wird das jeweilige Artefakt so temporär finalisiert, was althergebrachten Vorstellungen des Kunstobjekts als vollendetem „Werk“ zuwiderläuft.

In einer sich rapide transformierenden Gegenwart soll diskutiert werden, welche Medien, Materialien und Objektkategorien möglicherweise besonders anpassungs- und benutzungsfähig sind, und zu welchen Zeiten, an welchen Orten und in welchen Konstellationen besonders kreative Anpassungsdynamiken auftraten oder -treten. Das Konzept der Tagung ist transhistorisch und interdisziplinär angelegt.

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Under the title ADAPTED TO FIT - UPDATING ARTIFACTS IN SOCIAL USAGE the focus will be on processual dynamics of appropriation and precise reshaping of aesthetic artefacts by social actors. This is not primarily about the phenomenon of “appropriation” as it is commonly used in art history, namely in the sense of the duplication, copying or integration of a previous motif from a foreign artistic oeuvre into one's own, nor is it about the mere change of meaning of traditional iconographic formulas. Based on the observation that artistic artifacts are subject to a constant process of adaptation to the needs of the actors or groups surrounding them, the (art) work as a closed entity is under examination instead.

Such modifications can occur with varying degrees of intensity; they can be a fluid adaptation to new circumstances, a creative reframing or more or less coarse adaptations, mutilations or deformations. The content of traditional motifs can also vary or be completely overwritten depending on the social context, e.g. if they are updated over large temporal or geographical distances. Important for the approach to be discussed is the hypothesis of dynamic processuality, i.e. the spontaneous, perhaps ephemeral, perhaps permanent change in the use of the object, building or image, which reacts to the respective moment of social interaction in a needs-oriented way. It is only at the moment of handling or visual focusing by a network of social actors that the respective artefact is thus temporarily finalized, which contradicts traditional notions of the art object as a self-contained “work”.

In a rapidly transforming present, the aim is to discuss which media, materials and object categories may be particularly adaptable and usable, and at which times, in which places and in which constellations particularly creative adaptation dynamics occur. The concept of the conference is transhistorical and interdisciplinary.

All interested guests are welcome, registration is not required.

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PROGRAMM

Donnerstag, 15.5.2025

11:00 Christian Berger (Universität Siegen), Kirsten Lee Bierbaum (TU Dortmund)
Begrüßung und Einführung

Sektion I: Materialien und Dispositive
11:30 Dirk Hildebrandt (Universität zu Köln)
Karton, Pappe und analoge (Gebrauchs-) Materialien im Kontext ‚kunstweltlicher‘ und ‚ökonomischer‘ Infrastrukturen
12:15 Birgit Mersmann (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Zur akteurs- und marktbezogenen Umformung digitaler künstlerischer Arbeiten
13:00 Pause
14:15 Christian Berger (Universität Siegen)
Adjusted to Fit – Adapted for Use:
Aneignung und Verschiebung bei Louise Lawler und Christopher Williams

Sektion II: Raum, Objekt, Handlung
15:00 Anne-Grit Becker (Universität Siegen)
Trage ein Werk, wachse mit ihm: Hélio Oiticicas Notes on Dance
15:45 Pause
16:15 Anne Röhl (Universität Siegen)
Bespoke Tailoring: Textile Interventionen und Denkmalkritik
17:00 Nikola Ukic (Technische Universität Dortmund)
About the Sense of Possibilities
17:45 Pause

18:15 Abendvortrag
Arnd Schneider (University of Oslo)
For A New Hermeneutics of Cultural Appropriation

Freitag, 16.5.2025

Sektion III: Überlieferung und Anverwandlung
9:30 Stephanie Seidl (Universität Stuttgart)
Adaptierte Heiligenlegenden am Beispiel des Heiligen Georg und der Elisabeth von Thüringen
10:15 Christine Beese (Ruhr-Universität Bochum)
Anatomische Theater: Transformationen von Raumtyp und Wissenschaftsverständnis
11:00 Viktoriia Bazyk (Universität Wien)
Reclaiming Hell. Bouguereaus kämpfende Verdammte im Spiegel der queeren Online-Fandoms
11:45 Pause
12:30 Mirja Beck (Goethe-Universität Frankfurt)
Das reproduzierte Detail: Dekontextualisierung und Popularisierung
13:15 Andreas Zeising (TU Dortmund)
Die Madonna der Kindergärten

14:00 Résumé: Christian Berger & Kirsten Lee Bierbaum; anschließend Abschlussdiskussion
14:30 Ende des Programms

Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Anmeldung bis zum 5. Mai 2025 per Email: sandra.muenker@uni-siegen.de (Sandra Münker)

Kontakt: christian.berger@uni-siegen.de, kirstenlee.bierbaum@tu-dortmund.de

Quellennachweis:
CONF: Adapted to Fit (Essen, 15-16 May 25). In: ArtHist.net, 21.03.2025. Letzter Zugriff 24.03.2025. <https://arthist.net/archive/44859>.

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