Die „Bodenreform“ und ihre Folgen für die Schlösser und deren Interieur 1945-2025.
2025 jährt sich zum 80. Mal der Beginn der sogenannten Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone. Unter der Losung „Junkerland in Bauernhand“ wurde der gesamte „feudal-junkerliche Boden und der Großgrundbesitz mit über 100 ha“ mit allen Bauten und Inventar entschädigungslos enteignet. Abgesehen von der Zerstörung und/oder Umnutzung der enteigneten Schlösser, verloren die Besitzer in der Folge jegliches in den Räumen vorhandene Kulturgut („Schlossbergung“). Viele Objekte wurden Kultureinrichtungen zugeteilt, gingen später in das Eigentum der DDR über und wurden auch nach Westdeutschland verkauft.
Im Blickpunkt der Tagung stehen Ablauf und Folgen dieser Prozesse, die je nach Region sehr unterschiedlich verliefen, aber bundesweit bis heute zahlreiche Institutionen beschäftigen, darunter auch die in staatlicher Verwaltung befindlichen Schlösser und Gärten. Beispiele aus den baltischen Staaten, Polen, Tschechien und der Slowakei ermöglichen eine europäische Perspektive auf das Thema.
Die Tagung ist Teil des Gemeinschaftsprojekts „Staatliche Schlösser im 20. Jahrhundert als Spiegel des gesellschaftlichen und politischen Wandels“ der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen. Mit einer Tagungsreihe und einer Wissensplattform wird die Geschichte der staatlichen Schlösser und Schlösserverwaltungen seit 1918 erschlossen und zugänglich gemacht (https://schloesser20.hypotheses.org/2719).
Organisation:
- Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
- Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
- Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
- Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.
ausgerichtet von:
- Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
gefördert durch:
- Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
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PROGRAMM:
DONNERSTAG, 22. Mai 2025
13:00 Uhr: Begrüßung
13:30 Uhr: Die Bodenreform 1945: Vorgeschichte – Durchsetzung – Folgen, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper
SEKTION I: LPG, Kinderheim Landschule – oder Abriss? (Um)Nutzungskonzepte von Schlössern und Herrenhäusern
14:00 Uhr: Vom Schloss zum Museum: Rettung für Branitz? Dr. Simone Neuhäuser, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
14:30 Uhr: Schlossabbrüche und -umnutzungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen, Dr. Matthias Donath, Zentrum für Kultur//Geschichte, Niederjahna
15:00 Uhr: Kaffeepause
15:30 Uhr: Schicksal der Herrenhäuser in Mecklenburg zwischen 1945 und 1952 und die Rolle des staatlichen Denkmalschutzes, Dr. Sabine Bock, Schwerin
16:00 Uhr: Einblicke in die Landreform und die Umnutzungen von Schlössern und Gutshäusern in Letland am Beispiel des Gutshauses Alauen (Ālave), Aija Kočina, Verein „Penkulē atver durvis“, Penkule, Semgallen/Letland
16:30 Uhr: Historische Adelssitze in der Tschechoslowakei nach 1945, Dr. Kristina Uhlíková, Institut für Kunstgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschafen
17:00 Uhr: Pause
17:30 Uhr: Podiumsgespräch „Enteignung und Neuanfang“
19:00 Uhr: Abendempfang
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FREITAG, 23. Mai 2025
SEKTION II: Plünderung, Bergung, Rettung? Kulturgutverschiebungen in der Nachkriegszeit mit Fokus auf die Schlossinventare
9:00 Uhr: Die sogenannte „Schlossbergung“ als Teil der Bodenreform, Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
10:00 Uhr: Kulturgutverlagerungen in Brandenburg 1945–1952, Dr. Christian Hirte, Berlin
10:30 Uhr: Kaffeepause
11:00 Uhr: „Bodenreformgut“ in den Beständen der Klassik Stiftung Weimar: Recherchen vor dem Hintergrund einer komplexen Institutionengeschichte, Dr. Sebastian Schlegel, Klassik Stiftung Weimar
11:30 Uhr: Schloss Ludwigsburg – pars pro toto. Zu Verlusten mobiler Innenausstattung der Schlösser und Herrenhäuser in Vorpommern, Patrick Golenia, Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern
12:00 Uhr: Mittagspause
13:00 Uhr: „… betrachten wir es als unsere Aufgabe, Kunstwerte aus der Bodenreform sicherzustellen.“ Die Überweisungen von „Bodenreformgut“ in die Sammlungen des Museums für Deutsche Geschichte, Christopher Jütte, Deutsches Historisches Museum, Berlin
13:30 Uhr: Verstaatlichen auf Polnisch: Museale Aneignung der Kunstobjekte aus den ostpreußischen Gutshäusern, PD Dr. Agnieszka Pufelska, Nordost-Institut, Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e. V.)
14.00 Uhr: Enteignetes Schlossinventar zwischen Musealisierung, Kommerzialisierung und Vernichtung, Dr. Jan Scheunemann, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
14.30 Uhr: Kaffeepause
15.00 Uhr: „Jedenfalls hört man, daß die einstigen Bodenreform-Kunstsammellager heute so gut wie leergefegt sind.“ Kunst- und Kulturgüter aus der Bodenreform auf dem internationalen Kunstmarkt, Xenia Schiemann und Dr. Annett Büttner, Koordinationsstelle für Provenienzforschung in NRW
15.30 Uhr: KuA, Tresorverwaltung und Co. Hinweise auf die Verwertung von „Bodenreformgut“ in den Akten des Bundesarchivs, Dr. Bernd Isphording, Bundesarchiv Berlin
17.30 Uhr: Führungsangebote Schloss und Park Branitz
19.00 Uhr: Filmvorführung im Besucherzentrum „Freies Land“, DEFA 1946 (Deutsche Kinematek)
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SAMSTAG, 24. Mai 2025
SEKTION III: Endlich Gerechtigkeit? Vermögensgesetz und EALG ab 1990
9:00 Uhr: Restitution und Ausgleich, Wolf von Trotha, Frankfurt/Main
9:30 Uhr: „Offene Vermögensfragen“ – von der Suche nach sogenannten Schlossbergungsbeständen in der Stadt- und Landesbibliothek (SLUB) Dresden, Jana Kocourek, SLUB Dresden
10:00 Uhr: Kaffeepause
10:30 Uhr: Restitution und öffentliche Nutzung. Adelsarchive im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Dr. Ralf Lusiardi, Landesarchiv Sachsen-Anhalt
11:00 Uhr: Doppelt enteignet. Provenienzforschung und Restitution in den Beständen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
12:00 Uhr: Tagungsende
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WEITERE INFORMATIONEN:
Veranstaltungsort:
Robinienweg 5,
03042 Cottbus
Website:
https://www.pueckler-museum.de/tagung/
Anmeldung:
https://www.pueckler-museum.de/tagung/
Anmeldeschluss:
14. Mai 2025
Quellennachweis:
CONF: Die „Bodenreform“ – Folgen für die Schlösser 1945-2025 (Cottbus, 22-24 May 25). In: ArtHist.net, 25.02.2025. Letzter Zugriff 02.04.2025. <https://arthist.net/archive/44044>.