CFP 24.01.2025

Verführende Räume: Multisensorische Bild-Raum-Ensembles (Nürnberg, 2-4 Jun 25)

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 02.–04.06.2025
Eingabeschluss : 25.02.2025

Christina Strunck, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Verführende Räume: Funktionen und Wirkmechanismen von multisensorischen Bild-Raum-Ensembles (16.-21. Jh.).

Während das Bild uns zweidimensional entgegentritt, umschließt uns der Raum von allen Seiten. Mit allen Sinnen sind wir in das Raumerleben einbezogen, so dass Faktoren wie Farben und Formen, Texturen, Beleuchtung, Temperatur, Musik, Geräusche und Gerüche entscheidend zur Raumwirkung beitragen. Seit Beginn der Frühen Neuzeit lässt sich eine zunehmend stärkere Tendenz konstatieren, nicht nur sakrale, sondern auch profane Räume mit ortsfesten Bilder- und Skulpturenprogrammen sowie ephemeren Interventionen aufzuladen (z. B. Musik, Theater, Ballett). Dabei wurden oft religiöse oder politische Botschaften kommuniziert, um das Publikum zu bestimmten Ansichten oder Handlungen zu (ver-)führen.

In der Gegenwart besitzen Bild-Raum-Ensembles sowohl in den Künsten als auch in der politischen Arena nicht nur besondere Prominenz, sondern auch wachsende Brisanz. Ein Beispiel vom jüngsten AfD-Parteitag in Riesa: „Alice Weidel steht auf der Bühne, blauer Hintergrund, umgeben von 16 Deutschland-Fahnen. Sie breitet die Arme aus, schaut in die Menge, diese verstummt. „Schwarz-rot-gold, liebe Freunde. Schwarz-rot-gold", sagt sie. Mehr nicht. Die AfD-Mitglieder jubeln. Es ist ein Auftritt, so raumgreifend, wie man ihn bisher noch nicht von ihr gesehen hat.“ (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-parteitag-324.html)

Durch die Aufstellung weniger Requisiten ist aus einer normalen Versammlungshalle ein „verführender Raum“ geworden, der die Delegierten zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Einmal mehr unterstreicht diese Inszenierung das große affektive Potential solcher Ensembles: Die Aufladung von Räumen mit bildmächtigen Zeichen (in diesem Fall Fahnen) konditioniert das Verhalten der Personen, die in diesen Räumen interagieren.

Die internationale Tagung „Verführende Räume“ befasst sich mit multisensorischen Bild-Raum-Ensembles in diachroner Perspektive, um durch die Untersuchung historischer und moderner Ensembles die Werkzeuge für die kritische Analyse aktueller Rauminszenierungen zu schärfen. Dabei werden insbesondere auch Kunst im öffentlichen Raum und die Wirkungsdimensionen virtueller Räume im Fokus stehen.

Virtuelle Räume können durch den Einsatz von generativer KI, wie aktuell das Beispiel von „Sora“ zeigt, künftig viel einfacher selbst gestaltet werden als bisher. Daher werden wir immer öfter mit Bild-Raum-Ensembles konfrontiert sein, bei denen es uns schwerfällt, Realität und Täuschung voneinander zu unterscheiden. Bewusst manipulativ gestaltete Ensembles können hohe politische und gesellschaftliche Sprengkraft entwickeln. Folglich besteht eine zentrale aktuelle Herausforderung darin, die Wirkmechanismen solcher Ensembles offenzulegen.

Die Tagung will einen fachübergreifenden Dialog über diese Thematik eröffnen und wendet sich daher an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen, z. B. Computer Science, Digital Humanities, Filmwissenschaft, Fotografie, Kunstgeschichte, Geschichts-, Kultur-, Literatur-, Medien- und Musikwissenschaft, Raumsoziologie und Theaterwissenschaft. Erwünscht sind sowohl Fallstudien zu einzelnen Ensembles als auch vergleichend angelegte Analysen.

Bitte senden Sie Ihr Exposé (ca. eine Seite Text) mitsamt CV bis zum 25.2.25 an Prof. Dr. Christina Strunck (kunstgeschichte-kontaktfau.de). Reise- und Unterbringungskosten werden von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg übernommen. Die Benachrichtigung der ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgt Mitte März.

Quellennachweis:
CFP: Verführende Räume: Multisensorische Bild-Raum-Ensembles (Nürnberg, 2-4 Jun 25). In: ArtHist.net, 24.01.2025. Letzter Zugriff 05.02.2025. <https://arthist.net/archive/43771>.

^