Unvoiced Heritage: Queer-Feminist Care for Tabooed Spaces within the Existing Urban Fabric.
Peer Reviewed Edited Volume.
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Dieser Call for Papers richtet sich an Personen, die sich mit Methoden der queerfeministischen Forschung, Planung und Aneignung von bestehenden Räumen beschäftigen. Wichtig ist uns in diesem Kontext eine nachhaltige Auseinandersetzung mit bestehender Architektur nicht nur als materielle Konservierung, sondern auch in ihrer historischen Bedeutung. Denn eine Hinwendung zum Bestand muss notwendigerweise mit einer Hinwendung zur Geschichte einhergehen, um diesen nicht auf seine physische Materialität zu reduzieren. Mit „Geschichte“ ist hier aber nicht nur die Summe der Daten in Archivbeständen, Bauplänen oder anderen Bild- und Schriftquellen gemeint, sondern vielmehr eine inklusive Betrachtung möglichst vieler Bedeutungsschichten. Zeitgemäße Architektur ist nur so zukunftsfähig, wie sie vergangenheitsbewusst ist. Daher muss für uns eine bestandssensible Entwurfsarbeit stets transdisziplinär ausgerichtet sein – auch, um die Genieerzählungen des Kanons nicht zu reproduzieren. Wir begrüßen Beiträge, die die Potentiale einer queerfeministischen Baukultur architekturhistorisch ausloten und danach fragen, wie antihegemoniale Geschichtsschreibungen, Entwurfspraxen und Wissensproduktionen (Haraway 1988; Ahmed 2017) Bestandspflege als queerfeministische Care-Arbeit konturieren können. Wir berücksichtigen hierfür eine große Bandbreite unsichtbarer und aktiv übersehener, gesellschaftlich tabuisierter und schambehafteter Räume, die durch historische, patriarchale Machtstrukturen stumm bleiben.
Willkommen sind inter- und transdisziplinäre Beiträge aus verschiedenen Fachrichtungen, darunter Architekturentwurf oder -theorie, Denkmalpflege, Kunst- und Architekturgeschichte, aber auch Soziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie usw., die neue Einsichten in den queerfeministischen Umgang mit bestehenden Räumen liefern und/oder das vorherrschende Bild des genialen Architekten hinterfragen. Hierzu möchten wir vergessene oder übersehene Werke und Netzwerke marginalisierter Gruppen sichtbar machen und bestehende Architektur wie auch den zukünftigen Umgang mit ihr intersektional analysieren. Dabei suchen wir Beiträge, die methodisch innovative Perspektiven aufzeigen, wie nicht nur individuelle Phänomene sichtbar gemacht werden können, sondern auf einer strukturellen Ebene angesetzt und alternative Werkzeuge für den Umgang mit dem Bestand entwickelt werden können.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, ein neues, an bestehende Architekturforschung anknüpfendes Instrumentarium zu entwickeln, das dennoch eine Alternative zu den tradierten Werkzeugen des Kanons bietet (Lorde 1984; Bonnevier 2007).
Für die Publikation sind folgende inhaltliche Schwerpunkte geplant, auf die sie sich allerdings nicht beschränken muss:
• Antihegemoniale Erzählungen des architektonischen Kanons (I)
• Queerfeministische Praktiken der Konservierung (II)
• Queerfeministische Entwurfsverständnisse und Raumpraktiken zu bestehendem urbanen Gefüge (III)
(I) Antihegemoniale Erzählungen des architektonischen Kanons:
Eine queerende Kunstgeschichte (Huber/Berndt 2023) ist transdisziplinär ausgerichtet und wendet alternative Deutungsmuster an, in denen Begriffe wie Affekt, Emotion oder Begehren von Interesse sind und nicht nur Fragen nach Identitäten, sondern auch nach sozialen Beziehungen als Parameter in der Aufarbeitung herangezogen werden und somit patriarchal dominierte soziale Hierarchien, und Fragen nach Sichtbarkeit und (systemischer) Marginalisierung beleuchtet werden. Wir fragen danach, wie sich marginalisierte architektonische und künstlerische Werke aufspüren und angemessen erzählen lassen, ohne die narrativen Logiken des Kanons zu reproduzieren und sexuelle Identitäten zum bestimmenden Aspekt eines Gegenkanons werden zu lassen. Anstelle individueller Biografien und Œuvres liegt unser Erkenntnisinteresse dabei auf denjenigen patriarchalen Machtstrukturen, die dafür verantwortlich zeichnen, dass Kulturerbe stumm bleibt. Die hieraus entwickelten Erzählstrukturen sollen nicht lediglich kritisch betrachtet, sondern reflektiert zu neuen geschichts- und identitätssensiblen, antihegemonialen Erzählungen rekonfiguriert werden.
(II) Praktiken der Erhaltung und Konservierung queerfeministisch betrachtet:
Der Erhalt von Gebäudebeständen betrifft uns jeden Tag, angefangen vom Reinigen einer Wohnung bis hin zur Pflege des öffentlichen Raums in unserer Nachbar:innenschaft. Konservierung ist aus dieser Sicht Alltag und eine kollektive Praxis, die sich dem ganzheitlichen Erhalt der Umwelt widmet. Bisher dominiert jedoch oft eine Vorstellung, die Konservierung als eine von Expert:innenwissen angeleitete Praxis des Nichtstuns versteht. In Anschluss an diese Überlegung fragt der Schwerpunkt zu Praktiken der Erhaltung, wie Erhaltung und Konservierung strukturell anders konzipiert werden können, um sie beispielsweise als Care-Arbeit zu beschreiben, die Natur und Kultur als ein Ganzes adressiert und nicht den Erhalt menschengemachter Zeugnisse der Geschichte vom Erhalt der Natur dichotom trennt. Wie können alternative Ordnungen des Wissens und Konzepte des Konservierens ausgehend von queerfeministischer und intersektionaler Theoriebildung herausgearbeitet werden? Wie kann die für die Denkmalpflege zentrale Praxis der Konservierung queerfeministisch gedacht, erweitert oder verändert werden? Welche Akteur:innen, Praktiken und Wissensbestände können durch queerfeministische Ansätze sichtbar gemacht werden? Gibt es eine queerfeministische Denkmalpflege?
(III) Queerfeministische Entwurfsverständnisse und Raumpraktiken zu bestehendem urbanen Gefüge:
Ausgehend von der Überlegung, dass der bestehenden Architektur patriarchale Strukturen eingeschrieben sind, stellt sich die Frage, wie Entwurfsmethoden aussehen könnten, die diese traditionellen Mechanismen überwinden. Inspiriert von Audre Lordes Konzept des „Dismantling the Master's Tools“ wird dabei nach neuen Ansätzen gesucht, die alternative Formen der Raumgestaltung und Raumpraxis sowie Architekturproduktion ermöglichen. Wie kann in bestehende urbane Gefüge eingegriffen werden, wenn gebaute Architektur als Archiv patriarchaler Strukturen gelesen wird? Welche Instrumente sind dafür angemessen, und wie können wir für eine neue Entwurfsmethode von anderen Fachbereichen lernen?
Bei Interesse bitten wir um ein Abstract von maximal einer Seite Länge und ein kurzes CV bis zum 15. Dezember 2024 an sophie.stackmanntuwien.ac.at. Die Deadline für die fertigen Beiträge ist der 28. Februar 2025. Ein Umfang von maximal 30.000 Zeichen soll nicht überschritten werden; die Texte können wahlweise in englischer oder deutscher Sprache abgefasst werden. Der Sammelband soll Open Access und in einer Printauflage erscheinen. Die Veröffentlichung bildet den Auftakt einer neuen Publikationsreihe zu Raum und Gender. Neben einem Peer Review-Verfahren wird auch ein Sprachlektorat erfolgen.
Herausgegeben und betreut wird die Publikation von Theresa Knosp, Thomas Moser, Julia Nuler und Sophie Stackmann im Rahmen des EXCITE-Projekts „Stummes Erbe“ an der TU Wien.
Unvoiced Heritage: Queer-Feminist Care for Tabooed Spaces within the Existing Urban Fabric
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Unvoiced Heritage: Queer-Feminist Care for Tabooed Spaces within the Existing Urban Fabric.
Peer Reviewed Edited Volume.
We invite contributions from scholars, practitioners, and activists interested in queer-feminist methods of research, planning, and the re-appropriation of existing spaces. This call seeks to foster a sustainable engagement with architecture—not only through the lens of material conservation but by exploring its historical, cultural, and social significance. We believe that the current shift away from new buildings must inherently involve a turn toward history, expanding beyond mere physical conservation to embrace the many-layered meanings embedded within architectural spaces. In this context, “history” is not limited to the data found in archives, construction plans, or other documents; rather, we aim for an inclusive approach that considers as many dimensions of meaning as possible. For us, sustainable contemporary architecture can only emerge through a sensitive engagement with the past. As such, design practices within existing structures must be transdisciplinary, rejecting the canon’s “genius-centered” narratives in favor of more inclusive approaches.
We seek contributions that explore the potential of a queer-feminist building culture from an architectural history perspective, asking how anti-hegemonic historiographies, design practices, and knowledge productions (Haraway 1988; Ahmed 2017) might transform heritage conservation into a form of queer-feminist care work. We aim to examine invisible or actively overlooked spaces—those that, due to historical and patriarchal power structures, are socially stigmatized or silenced.
We welcome interdisciplinary and transdisciplinary submissions from fields such as architectural design and theory, historic conservation, art and architectural history, sociology, anthropology, political science, and beyond. Contributions should offer fresh insights into queer-feminist approaches to the treatment of existing spaces, challenging prevailing images of the “ingenious architect” and illuminating overlooked works and networks created by marginalized groups. We are particularly interested in analyses of existing architectural structures that adopt an intersectional perspective on their future conservation and use. We encourage submissions that present innovative methodologies for revealing not only individual objects and biographies but also systemic approaches to engaging with the built environment, proposing alternative tools for engaging with architectural heritage. Our goal is to develop a new set of instruments rooted in existing architectural research while offering a meaningful departure from conventional tools of the canon (Lorde 1984; Bonnevier 2007).
Submissions may address, but are not limited to, the following themes:
(I) Antihegemonic Counter-Narratives of the Architectural Canon:
A queering art historical practice (Huber/Berndt 2023) calls for a transdisciplinary approach that applies alternative interpretive frameworks, focusing on concepts such as affect, emotion, and desire—not only on identities but also on social relationships as analytical parameters. This perspective sheds light on patriarchal social hierarchies, visibility, and systemic marginalization. We invite papers that examine how marginalized architectural and artistic works can be identified and recounted in ways that do not merely replicate canonical narratives or reduce these works to sexual identities within a counter-canon. The goal is to critically assess and reconfigure these narrative structures, generating anti-hegemonic stories that are sensitive to both history and identity.
(II) Queer-Feminist Practices of Conservation:
Everyday practices of maintaining building stock, from cleaning an apartment to caring for neighborhood public spaces, illustrate how conservation is a collective and ongoing act. Yet traditional conservation is often seen as an act of expert-led conservation, focused on passive inaction. We seek contributions that challenge this notion, conceptualizing conservation as a form of care work that regards nature and culture as intertwined rather than as dichotomous. How might queer-feminist and intersectional theories inspire alternative knowledge systems and conservation practices? What might queer-feminist approaches to monument conservation look like, and how could they expand or transform conventional practices? We welcome papers that explore how new actors, practices, and bodies of knowledge can be brought into view through these approaches.
(III) Queer-Feminist Design Concepts and Spatial Practices for the Existing Urban Fabric:
If patriarchal structures are inscribed in existing architecture, what would design methods that dismantle these mechanisms look like? Inspired by Audre Lorde’s concept of “Dismantling the Master’s Tools,” we seek new approaches that enable alternative forms of spatial design, spatial practice, and architectural production. How might we intervene in existing urban structures when we read built architecture as an archive of patriarchal histories? What tools are appropriate for this purpose, and how might we draw on insights from other disciplines to develop new design methods?
Submission Guidelines:
Please submit an abstract (maximum one page) and a brief CV to sophie.stackmanntuwien.ac.at by December 15, 2024. Completed papers are due by February 28, 2025, with a maximum length of 30,000 characters. Submissions may be in English or German. All contributions will undergo a double-blind peer review and language editing process. This edited volume will be published in both open access and print formats, launching a new series on space and gender. The publication will be edited and overseen by Theresa Knosp, Thomas Moser, Julia Nuler, and Sophie Stackmann as part of the EXCITE project “Unvoiced Heritage” at Vienna University of Technology.
Reference:
CFP: Unvoiced Heritage: Queer-Feminist Care for Tabooed Spaces within the Existing Urban Fabric. In: ArtHist.net, Nov 15, 2024 (accessed Nov 21, 2024), <https://arthist.net/archive/43174>.