Internationales Kolloquium an der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft, KU Privatuniversität Linz.
Die (bildende) Kunst hat innerhalb der Philosophie der symbolischen Formen Ernst Cassirers einen Sonderstatus. Obwohl Cassirer von Anfang an KUNST unter den fünf Hauptprotagonisten neben Sprache, Mythos, Religion und Wissenschaft stets mit anführt, ist Band 4 der PsF zur Kunst nicht erschienen, und hat er sich explizit erst im amerikanischen Exil im Essay on Man, einer auf ein breiteres Lesepublikum ausgerichteten Zusammenfassung seiner Konzeption, auch zu dieser 'symbolischen Form' geäußert.
Desungeachtet hat posthum bereits früh eine Auseinandersetzung mit dem Stellenwert von Kunst und Ästhetik im Denken Cassirers eingesetzt (Katharine Gilbert, Harry Slochower, Susan K. Langer u.a.) und gibt es spätestens seit der Cassirer-Renaissance der 1980er Jahre (wegweisend initiiert durch John Michael Krois) und der Publikation von Cassiers Vorarbeiten für Band IV der PsF, Zur Metaphysik der symbolischen Formen, in den ECN (Bd. 1, 1995) eine lebhafte, in sich auch heterogene, Forschungstätigkeit zu 'Cassirer und Kunst'. Doch fehlen Kunsthistoriker:innen bzw. Kunstwissenschaftler:innen in diesem Forschungsfeld nahezu gänzlich.
Ziel des geplanten Kolloquiums ist es nicht nur, die über verschiedene Länder und Sprachräume verstreuten Zugänge miteinander ins Gespräch zu bringen, sondern auch einen interdisziplinären Diskurs zwischen Kunstwissenschaft und Philosophie zu führen. Dabei sollen das Konzept der symbolischen Formen sowie einschlägige Texte Ernst Cassiers auch explizit an Werke der Kunst herangetragen werden, und werden Teile des Kolloquiums in Räumen der Kunst (Museum, Galerie) stattfinden.
Es ist gelungen, namhafte Cassirer-Expert:innen, die ihr Augenmerk auch auf die Kunst richten, und Philosophie-affine Kunstwissenschaftler:innen, die Ansatzpunkte gefunden haben, Werke der Kunst mit der Brille Cassirers zu betrachten, ergänzt um Vertreter:innen weiterer kultur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen, zu einem Frühjahrs-Kolloquium zusammenzuführen. Damit könnten – durchaus auch in erprobender Manier – neue Impulse sowohl für die Cassier-Forschung als auch für eine gesellschaftlich verortete Kunstwissenschaft entworfen werden.
Neben bereits zugesagten Beiträgen sollen mit diesem CALL möglicherweise bislang übersehene Kolleg:innen als auch Nachwuchs-Wissenschaftler:innen (ab Promotions-Niveau) motiviert werden, sich mit einem Exposé zur Teilnahme zu bewerben.
FRAGESTELLUNGEN / PROGRAMM.
THEMENFELD 01: Ernst Cassirers Beziehungen zur (zeitgenössischen) Kunst und Kunstgeschichte/Kunstwissenschaft.
– Die Cassirers: Galerie und Kunsthandlung Paul und Bruno Cassirer.
– Die Bibliothek Warburg und der 'Warburg-Mythos'.
– Bezugnahmen auf historische und zeitgenössische künstlerische Positionen in den Schriften Cassirers. Zum Stellenwert Adolf von Hildebrands.
– Persönliche Kontakte zu Kunsthistoriker:innen / Kunstwissenschaftler:innen. Cassirers Vorträge auf Kunsthistoriker-Kongressen etc.
– Bezugnahmen auf kunsthistorische/kunstwissenschaftliche Positionen in den Schriften Cassirers. Zum Stellenwert Konrad Fiedlers. Zur Relevanz formanalytischer Ansätze wie Heinrich Wölfflin u.a. für C's Begriff der Kunst.
=> ein biografisch- bzw. quellen-orientierter Zugang
THEMENFELD 02: Das Nach- und Nebeneinander der symbolischen Formen und der Stellenwert der Kunst.
– Cassirer’s Oeuvre: Frühe Schriften, PsF, Spätwerk
=> ein an den Primärquellen orientierter Zugang.
THEMENFELD 03: Raum – Zeit – Kunst.
– (Wie) könnte Cassirers Konzeption der ‚symbolischen Formen‘ für die aktuelle Kunstwissenschaft fruchtbar gemacht werden? Mögliche systematische Ansatzpunkte für eine Rezeption C's durch Kunstwissenschaft und Ästhetik.
=> Mit Cassirer über Cassirer hinaus.
THEMENFELD 04: Künstlerische Positionen, gesehen und reflektiert durch die Brille Ernst Cassirers.
a) der europäischen Avantgarden
b) der zeitgenössischen Kunst
=> ein experimentell-erprobender Zugang.
BISHERIGE ZUSAGEN.
Wojciech Bałus, Kunstgeschichte, Kraków, PL
Artur R. Boelderl, Philosophie, Klagenfurt, AT
Fabien Capeillères, Philosophie, Caen, FR
Christian Drobe, Kunstgeschichte, Brno, CZ
Berthold Hub, Philosophie, Kunstgeschichte, Zürich, CH [?]
Monika Leisch-Kiesl, Kunstwissenschaft und Ästhetik, Linz, AT / Basel, CH
Carole Maigné, Philosophie, Fototheorie, Lausanne, FR
Ingmar Meland, Oslo, SE
Carmen Metta, Philosophie, Neapel, IT
Audrey Rieber, Philosophie, Lyon, FR / Basel, AT
Arno Schubbach, Philosophie, Bildwissenschaft, Basel, CH
Christian Spies, Kunstgeschichte, Universität Köln, DE
Giovanna Targia, Philosophie, Kunstwissenschaft, Pisa, IT Zürich, CH
Muriel van Vliet, Philosophie, Lannion, FR.
ABLAUF / ORGANISATORISCHES.
Termin: 26. – 28. [29.] März 2025.
Mittwoch abend – Freitag abend [Samstag mittag].
Drei bis vier Impulsreferate von 30 (-40) Min pro Halbtag, mit ausgiebig Raum zur Diskussion Besuch von Ausstellungen bzw. Gespräche mit Kunst-Expert:innen vor Ort (LENTOS, Francisco Carolinum, OK, … Galerie Dumas).
Konferenzsprache: Deutsch. Vorträge können auch gerne auf Englisch gehalten werden. (Die Diskussion wird in dem Fall zweisprachig geführt.) Eine Reihe der Expert:innen sind auch im Französischen firm.
Tagungsort: Katholische Privatuniversität Linz, Bethlehemstraße 20, A-4020 Linz.
Tagungsband: Es ist vorgesehen, die Beiträge in einem – gegebenenfalls erweiterten – Tagungsband zu publizieren.
Spesen.
Aufenthalt: Priesterseminar der Diözese Linz (am Uni-Campus gelegen) bzw. in einer zusätzlichen nahegelegenen Unterkunft in der Innenstadt, incl. Frühstück; für Vortragende: Einladung durch die KU Linz.
Reisekosten: nach Möglichkeit durch die Heimatinstitution zu tragen; für Vortragend bei Bedarf: Einladung durch die KU Linz.
Verpflegung vor Ort: Getränke und Pausenerfrischungen für alle Teilnehmenden: Einladung durch die KU Linz; Abendessen für Vortragende: Einladung durch die KU Linz.
Allfällige Eintritte: für alle Teilnehmenden: Einladung durch die KU Linz.
Bewerbungen: Abstracts ( 300–400 Wörter) werden erbeten bis zum 30. Nov. 2024.
Kontakt:
Univ-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl: m.leisch-kieslku-linz.at.
Dr.in habil. Audrey Rieber, Maîtresse de conférences: audrey.rieberens-lyon.fr.
Konzeption: Monika Leisch-Kiesl, Linz.
Audrey Rieber, Lyon.
Beratend: Wojciech Bałus, Krakau.
Quellennachweis:
CFP: Ernst Cassirer und die Bildende Kunst (Linz, 26-29 Mar 25). In: ArtHist.net, 10.10.2024. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/42897>.