Expressionismus, Ausgabe 22/2025: "Kino und Film"
Herausgegeben von Kristin Eichhorn und Johannes S. Lorenzen.
Der Expressionismus – insbesondere der deutsche Expressionismus – ist in seiner internationalen Rezeption untrennbar mit dem neuen Medium Film verbunden. Gerade das deutsche Stummfilmkino des frühen 20. Jahrhunderts gilt als Paradebeispiel expressionistischer Kunst. Filme wie die nicht autorisierte Dracula-Verfilmung Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau oder auch Das Cabinet des
Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene prägten dabei nicht nur die expressionistische Ästhetik, sondern auch die Filmkunst der Nachkriegszeit und beginnende Studiokultur von Hollywood.
Trotz des noch sehr performativen Charakters dieser Filme sowohl in ihrer Aufführung als auch in ihren Darstellungskonventionen führte das damals ‚neue‘ Massenmedium – ähnlich wie die Fotografie in Bezug auf die Malerei – zu einer medialen Konkurrenzsituation mit den älteren Formaten Theater und Literatur, die entsprechend gezwungen waren, die ästhetischen Mittel ihrerseits zu hinterfragen und sich mit dem Film auseinanderzusetzen: einerseits durch Bewusstmachung der eigenen Spezifika, andererseits aber auch durch die Aufnahme filmischer – und daher als modern empfundener – Techniken, etwa im filmischen Erzählen. Auch ist der Kinobesuch als neue sinnliche Erfahrung Gegenstand von Kunst und Literatur mit jeweils spezifischer Bedeutungsebene.
Das geplante Themenheft möchte daher dem Film und seinen Wirkungen im Kontext expressionistischer Ästhetik einen eigenen Schwerpunkt widmen. Dabei sind zunächst Ansätze denkbar, die sich einzelnen oder mehreren Filmbeispielen aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts widmen, um nach deren Narrativen, schauspielerischen Ausdrucksmöglichkeiten, Aufführungspraktiken und ähnlichen Aspekten zu fragen. Die Vielfalt der hier möglichen Zugänge weist bereits auf den interdisziplinären Grundtenor, aus dem heraus sich den Wechselwirkungen vor allem mit Literatur, Bildender Kunst und (Innen-)Architektur nachgehen lässt – diese werden vom Film beeinflusst, finden aber auch in ihn Eingang über literarische Vorlagen und Szenarien, Bildgestaltung sowie Requisiten und Kulissen.
Nicht zuletzt eröffnet sich ebenso die Option, dem Einfluss des Themenfelds Expressionismus, Kino und Film in den Folgejahrzehnten bis zur Gegenwart nachzuspüren, wie beispielsweise dem Einfluss expressionistischer Topoi und Ästhetik auf Genres wie den Horrorfilm, Thriller oder auch die spätere psychedelische Independentfilmkultur der Gegenkultur der 1960er und 1970er Jahre. Dies bedeutet nicht nur, den konkreten filmkünstlerischen Ausdrucksformen nachzugehen, die von späteren Filmschaffenden aufgenommen worden sind. Auch die filmische
oder filmbezogene Auseinandersetzung mit dem Expressionismus als historischem Phänomen ist durchaus von einiger Bedeutung.
Abstracts zu diesen, aber gerne auch anderen thematisch einschlägigen Aspekten von nicht mehr als 2.000 Zeichen senden Sie bitte bis zum 1. Januar 2025 an eichhornneofelis-verlag.de und lorenzenneofelis-verlag.de. Zudem werden unabhängig vom Thema des Hefts auch immer Vorschläge für Rezensionen oder Diskussionsbeiträge zu aktuellen Forschungsdebatten entgegengenommen, die Phänomene der aktuellen Expressionismus Rezeption vorstellen und besprechen.
Die fertigen Beiträge sollten einen Umfang von 20.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fußnoten) nicht überschreiten und sind bis zum 1. Juli 2025 einzureichen. Das Heft erscheint im November 2025.
Leider kann keine Vergütung der Beiträge erfolgen.
Quellennachweis:
CFP: Expressionismus 22/2025: "Kino und Film". In: ArtHist.net, 05.10.2024. Letzter Zugriff 03.12.2024. <https://arthist.net/archive/42842>.