Workshop: "Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte - Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden im Dialog", der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG) und des DFG-Schwerpunktprogramms „Kulturerbe Konstruktion“ (SPP 2255).
In Kooperation mit:
- der Abteilung Wirkungsgeschichte der Technik (WGT) des Historischen Instituts,
- dem Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart sowie
- dem Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart.
Seit etwa drei Jahrzehnten hat sich – eingebunden in die internationale Ausformung der Construction History – im deutschsprachigen Raum die Bautechnikgeschichte als eigenständige Disziplin neben der Technikgeschichte etabliert. Zu einem Austausch zwischen den beiden Schwester-Disziplinen kam es bislang jedoch kaum. Die Akteure forschen und lehren in weitgehend getrennten Welten. Wissenschaftliche Kontakte, gemeinsame Tagungen oder gar Projekte bilden seltene Ausnahmen. Ihren sichtbaren Ausdruck fand die Trennung der Scientific Communites nicht zuletzt auf der Ebene der Fachgesellschaften mit der Gründung der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG) im Jahr 2013, unabhängig von und ohne Beteiligung der bereits 1991 etablierten Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG).
Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Disziplinen in Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden. Gerade im deutschsprachigen Raum ist die Bautechnikgeschichte geprägt durch ihre Herkunft aus der Bau- und Architekturgeschichte, noch heute sind die Übergänge fließend. Im Mittelpunkt der Forschung steht primär die historische Entwicklung des besonderen Neuen – seien es neue Konstruktionsweisen, herausragende Pionierbauten, treibende Persönlichkeiten oder auch Firmen und Institutionen. Gegenüber der Baugeschichte liegen die eigenständigen Akzente in der Fokussierung auf die technischen Aspekte des Bauens und die Genese ingenieurwissenschaftlicher Theoriebildung: Bautechnikgeschichte ist auch Wissenschaftsgeschichte. Deren selbstverständliche Einbindung, der deutliche Objektbezug und die Ausrichtung auf die Historische Bauforschung als in Jahrzehnten gereifte Methode der Objektuntersuchung markieren andererseits Eigenheiten gegenüber der Technikgeschichte.
Diese entstand als institutionalisierte Wissenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts zwar in einem ingenieurwissenschaftlichen Kontext, entwickelte sich seit den 1970er Jahren aber zu einer genuin historischen, seit gut zwei Jahrzehnten zunehmend kulturwissenschaftlich orientierten Disziplin.
Die moderne Technikgeschichte beschäftigt sich mit den historischen Hintergründen und Folgen von Technikgenese- und Technisierungsprozessen, sie erforscht technische Handlungen von Akteurinnen und Akteuren mitsamt der dafür benötigten Wissensformen. Lag auch ihr thematischer Fokus lange Zeit auf Innovativität und Wandel, so gewannen in jüngerer Zeit zudem Fragen nach der Beständigkeit des Alten, nach kulturellen Ungleichzeitigkeiten oder innovatorischem Scheitern an Relevanz. Die technik- historische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Altem zu Neuen, von Beharrung und Innovation reicht bis zu einem steigenden Interesse für vergangene Technikvisionen und für die Geschichte von Zukunftsvorstellungen.
Jenseits des Trennenden lassen sich die unterschiedlichen Akzentsetzungen aber auch und vor allem als Bereicherung verstehen: Es gibt viel voneinander zu lernen. In diesem Sinne führt der Stuttgarter Workshop Akteure beider Schwesterdisziplinen zusammen. In vier Panels werden zentrale Begrifflichkeiten zunächst in Referaten aus beiden Perspektiven reflektiert; die letzte halbe Stunde jeder Sitzung ist der Diskussion vorbehalten.
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PRORGAMM:
DONNERSTAG 10. OKTOBER 2024
13.00 Uhr Registrierung
13.45 Uhr Begrüßung
14.00 Uhr Panel 1: Innovation
Moderation Reinhold Bauer Universität Stuttgart
Christiane Weber, Universität Stuttgart: Akteure und technische Innovation – die Restaurierung des Turmfundaments des Straßburger Münsters
Thomas Schuetz, Universität Stuttgart: Artefaktspezifische Innovationssysteme – das Beispiel deutscher Stahlfertighäuser
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Panel 2: Akteure und Netz- werke
Moderation Christiane Weber Universität Stuttgart
Werner Lorenz, BTU Cottbus-Senftenberg: Clash of cultures? Matthew Clark – ein Schotte in St.Petersburg
Marcus Popplow, KIT Karlsruhe: Matthew Clark in St. Petersburg. Versuch einer Einordnung aus technikhistorischer Sicht
17.30 Uhr Kaffeepause
18.00 Uhr Keynote Roland May, BTU Cottbus-Senftenberg: Der Bauingenieur Franz Dischinger – Leben und Arbeiten in der deutschen Hochmoderne
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FREITAG, 11. OKTOBER 2024
09.00 Uhr Panel 3: Reparieren,
Moderation Werner Lorenz BTU Cottbus-Senftenberg,
Reinhold Reith, Paris Lodron Universität Salzburg: Reparieren – ein Thema der Technikgeschichte
Michael Bastgen, Dombauhütte Köln: Kathedralen. Bauten für die Ewigkeit. Ewige Reparatur.
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Panel 4: Methoden und Erkenntnisinteresse
Moderation Thomas Schuetz Universität Stuttgart
Jasmin Schäfer, ETH Zürich: Holzkonstruktionen als Quelle für die Bautechnikgeschichte
Alwin Cubasch, Humboldt Universität zu Berlin: Habitability im Weltraum – Techniken und Wissensforen der Bewohnbarkeit bei Raymond Loewy und der NASA
12.30 Uhr Zusammenfassung und Schlussworte
12.45 Uhr Imbiss
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EXKURSION STUTTGARTER FERNSEHTURM (FAKULTATIV)
13.30 Uhr Abfahrt zur Exkursion (gesonderte Anmeldung)
Führung Sabine Kuban, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
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Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei.
Anmeldung bis 30.09.2024 an Irmhild Baron: irmhild.baronb-tu.de
Für die Teilnahme an der Exkursion zum Stuttgarter Fernsehturm wird ein Kostenbeitrag von 20,00 € erhoben; er ist bei der Registrierung am 10.10.2024 zu erstatten.
Separate Anmeldung bis 30.09.2024 ebenfalls an Irmhild Baron (irmhild.baronb-tu.de)
Quellennachweis:
CONF: Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte (Stuttgart, 10-11 Oct 24). In: ArtHist.net, 21.09.2024. Letzter Zugriff 27.12.2024. <https://arthist.net/archive/42696>.