CONF 08.03.2024

Max Beckmann in der Zeit des Nationalsozialismus (Munich/online, 6-8 May 24)

Pinakothek der Moderne, München, Ernst von Siemens-Auditorium, 06.–08.05.2024

Dr. Anja Tiedemann

Legende oder Realität. Max Beckmann in der Zeit des Nationalsozialismus.

6. bis 8. Mai 2024 - Die Tagung ist an allen Tagen öffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine Veranstaltung des Max Beckmann Archivs der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, und der Franz Dieter und Michaela Kaldewei Kulturstiftung, Ahlen

Max Beckmann gilt als einer der besterforschten Künstler der Klassischen Moderne. Seit seinem Tod im Jahr 1950 haben mehr als 4.500 Publikationen unterschiedlichste Aspekte von Beckmanns Leben und Werk untersucht. Die Zeit des Nationalsozialismus mit der damit verbundenen Diffamierung Beckmanns als „entarteter Künstler“ und sein Verlassen Deutschlands sind entscheidende Zäsuren in seiner Biografie. Die Beschreibung der negativen und existentiellen Folgen dieser Ausgrenzung als Opfer der NS-Kunstpolitik ist ein Standard-Narrativ der Beckmann-Kunstgeschichtsschreibung und seiner herausragenden Positionierung auf dem internationalen Kunstmarkt. Überraschenderweise wurde die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 in Beckmanns Leben und Werk aber kaum systematisch auf quellenkritischer Grundlage untersucht. Mögliche Auswirkungen der NS-Kulturpolitik auf sein künstlerisches Schaffen und seine Produktions- und Marktbedingungen in Frankfurt, Berlin und Amsterdam gilt es genauso zu beleuchten wie die Praxis der Lebensplanung, die Stellung im Kunstmarkt, die Aufrechterhaltung oder Entwicklung seines persönlichen Netzwerks und damit verknüpft der Handlungsoptionen, Einschränkungen oder Privilegien als Künstler.
Neuere Forschungen zur Reichskammer der bildenden Künste, zu anderen „entarteten“ Künstlern sowie die bessere Zugänglichkeit und systematische Erschließung der Beckmann-Quellen wie etwa seiner
Tagebücher lassen neue Ergebnisse erwarten, etwa zu den Umständen des Umzugs von Frankfurt am Main nach Berlin sowie der häufig als „Exil“ bezeichneten Ausreise von Berlin nach Amsterdam, zu seinem Netzwerk und Unterstützern wie Lilly von Schnitzler oder Erhard Göpel. Die Folgen des Krieges sowie der Okkupation der Niederlande durch die Deutschen auf den Alltag der Eheleute Beckmann sowie das künstlerische Schaffen sind weitere Fragestellungen, denen nachzugehen ist. Das gilt auch für die Ausstellungstätigkeit, Werkverkäufe und mögliche Marktstrategien des Künstlers und seiner Händler im NS sowie der Rezeption des Künstlers in Deutschland und den USA unmittelbar nach 1945.
Die Kaldewei Kulturstiftung und das Max Beckmann Archiv der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen veranstalten gemeinsam ein dreitägiges Symposium in der Pinakothek der Moderne, um Max Beckmann in der Zeit des Nationalsozialismus möglichst umfang- und facettenreich zu behandeln. Vom 06. bis 08. Mai 2024 sind Referent:innen eingeladen, ihre Forschungen im Ernst von
Siemens-Auditorium vorzustellen.

Programm

6. – 8. Mai 2024
Pinakothek der Moderne, Ernst von Siemens-Auditorium, Barer Straße 40, 80333 München

1. Tag

13:00 – 13:30 Begrüßung
Prof. Dr. Bernhard Maaz, Generaldirektor Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy, Vorstand Kaldewei Kulturstiftung
Dr. Oliver Kase, Sammlungsleiter Klassische Moderne und Leiter Max Beckmann Archiv, Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Dr. Anja Tiedemann, Kaldewei Kulturstiftung

Moderation: Dr. Oliver Kase
13:30 – 15:30 Von Frankfurt nach Berlin
• Dr. Iris Schmeisser, Frankfurt am Main: „So schöne Zeiten und ein so bitteres Ende.“ Die letzten Jahre in Frankfurt
• Dr. Christiane Zeiller, München: Max Beckmann in Berlin. Quellen aus dem Max Beckmann Archiv
• Dr. Marianne von Manstein, München: Lilly von Schnitzler – Sammlerin und Unterstützerin Max Beckmanns vor und nach 1933
• Dr. Anja Tiedemann, Hamburg: Tanz auf dem Vulkan? Kontexte zu Beckmanns Emigration
15:30 – 16:00 Pause

Moderation: Dr. Andrea Bambi
16:00 – 16:30 Ikonografie: Spuren des Nationalsozialismus?
• Prof. Dr. Alexander Klar, Hamburg: Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen. Max Beckmanns „Ochsenstall“ als memento
16:30 – 18:00 Emigration, Exil, Verfemung
• Prof. Dr. Benjamin Lahusen, Berlin/Frankfurt (Oder): Der Weg in die Emigration. Eine Überprüfung der juristischen Fakten
• Dr. Gesa Vietzen, Berlin/Frankfurt (Oder): Verfemte Kunst, verfolgte Künstler:innen. Eine Differenzierung der NS-Kunstpolitik am Beispiel Max Beckmanns
• Dr. Florian Keisinger, München: Im Exil: Zum Umgang des Nationalsozialismus mit „entarteten“ Künstlern und verbotenen Schriftstellern
18:00 – 18:30 Pause

18:30 – 20:00 Abendvortrag
• Mayen Beckmann, Köln/Berlin: Begrüßung
• Prof. Dr. Olaf Peters, Halle (Saale): Max Beckmann selbst. Ich-Werdung und Reflexion

Im Anschluss: Get-together für Referent:innen und Interessierte
Brasserie Tresznjewski, Theresienstraße 72, 80333 München

2. Tag

Moderation: Dr. Anja Tiedemann
9:30 – 11:00 „Entartete Kunst“ und die Folgen
• Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Bonn: „Kulturbolschewismus“ – Max Beckmann in NS-Femeausstellungen und der zeitgenössischen Presse
• Jana Diermann, Hamburg: Verbleib unbekannt – Max Beckmanns Gemälde „Der Strand“ von 1927
• Dr. Lucy Wasensteiner, Berlin: Kontexte, Netzwerke und Selbstdarstellung: Max Beckmann und die Londoner Ausstellung „Twentieth Century German Art“
11:00 – 11:30 Pause

11:30 – 12:30 Ikonografie: Spuren des Nationalsozialismus?
• Prof. Dr. Siegfried Gohr, Berlin: Max Beckmann blickt in die „Hölle der Vögel“
• Prof. Dr. Uwe Schneede, Hamburg: Signale und Zeichen in den Gemälden von Max Beckmann
12:30 – 14:00 Pause

Moderation: Dr. Christiane Zeiller
14:00 – 15:30 Emigration und Neuorientierung
• Dr. Nina Peter, München: Max Beckmann als Zeitzeuge. Historische Beobachtungen zur NS-Zeit aus den Tagebüchern des Künstlers
• Dr. Hans Peterse, Osnabrück: Max Beckmann und Friedrich Vordemberge-Gildewart. Eine Begegnung in der Emigration. Zwei Künstler und ihr Netzwerk in Amsterdam
• Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy, München: Paul Klee und Max Beckmann in der Emigration. Strategien für Werk und Leben
15:30 – 16:00 Pause

Moderation: Mayen Beckmann, Dr. Oliver Kase
16:00 – 17:00 Aktuelle Projekte
• Dr. Nina Peter, Dr. Christiane Zeiller: Max Beckmann. Digitale Gesamtedition der Tagebücher
• Mayen Beckmann, Prof. Dr. Siegfried Gohr, Jana Diermann: Die farbigen Arbeiten auf Papier. Max Beckmanns Aquarelle und Pastelle

18:30 Referent:innen-Dinner
Max Emanuel Brauerei, Adalbertstraße 33, 80799 München

3. Tag

Moderation: Dr. Nina Peter
9:00 – 10:30 Ausstellungen und Kunstkritik (1938–1950)
• Prof. Dr. Barbara Copeland Buenger, Madison WI: Beckmanns Pariser Gesellschaft und Pariser Geschäfte (1931–1939)
• Dr. Nina Simone Schepkowski, Düsseldorf: Max Beckmann und die Schweiz: die Ausstellung von 1938
• Dr. Dorothea Schöne, Berlin: Wird Beckmann morgen als Amerikaner gelten? – Versuche deutscher Kunstkritik zur nationalen Einschreibung Beckmanns nach 1945
10:30 – 11:00 Pause

Moderation: Dr. Anja Tiedemann, Dr. Oliver Kase
11:00 – 13:00 Kunsthandel (1933–1950)
• Dr. Felix Billeter, Fürstenfeldbruck: Günther Franke und Max Beckmann 1933–1945
• Christina Feilchenfeldt , Berlin: „Was nun die Bilder betrifft, kann ich nur sagen, daß ich den Künstler B. außerordentlich bewundere.“ Helmuth Lütjens und Max Beckmann – eine besondere Beziehung
• Dr. Anabelle Kienle Ponka, Ottawa: Ambitionen, Allianzen, Resonanz – Max Beckmann und der amerikanische Kunstmarkt
• Dr. Lynette Roth, Cambridge MA: Freiheitsstatue wider Willen. Max Beckmann in den USA
13:00 – 13:30 Abschluss-Diskussion

Darüber hinaus empfehlen wir Ihnen folgenden Abendvortrag:
Zentralinstitut für Kunstgeschichte – 8. Mai 2024 von 18:15–19:30
Vortrag von Ruud Breteler , Rotterdam: Wer braucht wen, wann und warum? Zum Verhältnis von Erhard Göpel zu Max Beckmann
Die Teilnahme ist kostenlos. Der Vortrag wird parallel via Zoom übertragen. Dem Zoom-Meeting können Sie unter folgendem Link beitreten: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09.
Meeting-ID: 856 5934 5839 | Passwort: 148258.

Quellennachweis:
CONF: Max Beckmann in der Zeit des Nationalsozialismus (Munich/online, 6-8 May 24). In: ArtHist.net, 08.03.2024. Letzter Zugriff 03.05.2024. <https://arthist.net/archive/41393>.

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