TOC 12.01.2024

Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, 2022

www.muenchner-jahrbuch.de

Raphael Beuing

Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, 2022
Herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München

Arne Reinhardt
Rom, Stadt der Steine – Antiker Marmor und die Aura der Ewigen Stadt in den Reproduktionen der ‚scalpellini‘ (ca. 1800–1860/70)
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Parallel zu den Kopien antiker Monumente aus Kork beziehungsweise aus Luxusmaterialien entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Rom verkleinerte Nachbildungen aus bunten Marmoren, zumeist ‚rosso (oder ‚giallo‘) antico‘. Dafür bestehen sie aus historischen Materialien – wiederverwendetem Buntmarmor –, fuhren also gleichsam originale Fragmente des antiken Rom mit dem Anspruch der Formkopie berühmter Monumente zusammen und transportieren so die Marmorästhetik der Stadt am Tiber nachhaltiger als die Korkmodelle oder die Tischaufsätze aus edlen Materialien, die der Forschung heute ungleich bekannter sind. Der vorliegende Beitrag verfolgt die Entstehung der Gattung exemplarisch und beleuchtet sie aus der Perspektive der archäologischen Rezeptionsforschung.

Eduard Wätjen
Friedrich Gillys Entwurf für ein Denkmal König Friedrichs II. von Preußen (2. Teil)
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Gillys Entwurf eines Friedrich-Denkmals vereint in sich viele Elemente aus dem breiten Strom der europäischen Architektur. Abgeleitet von den Schriften Vitruvs und Palladios plant Gilly einen Jupiter-Tempel mit einer thronenden Jupiter-Friedrich-Statue im Inneren, auf dass die Stadt Berlin unter Friedrichs Schutz stehe. Der Beitrag sieht Gillys Denkmalkonzeption im Zusammenhang mit dem Ruhmesgedanken der neuzeitlichen Fürstenapotheose und untersucht die verwendeten architektonischen Motive: Die Podiumplatte, den Halbkreisbogen, die Kombination des Bogens mit einem bekrönenden Tempelbau und den frei sich erhebenden Tempel. Sämtliche Elemente finden sich auf einer Zeichnung, die Leo von Klenze aus dem nachgelassenen Entwurfsmaterial entwickelt hat. Dieses ‚Berliner Übungsblatt‘ hat großen Einfluss auf die Planung der Walhalla. Die bereits im 1. Teil (2000) begonnene Untersuchung von Denkmalentwürfen der französischen Revolutionszeit wird mit weiteren Beispielen fortgesetzt. Grundlage seiner stupenden Kenntnis der französischen Architektur war die Vermittlungstätigkeit seines Freundes Heinrich Gentz. Durch ihn kommt Gilly auch mit der Tradition der perspektivischen Schaublätter in Berührung, die er zu einem Gipfelpunkt führt. Das Denkmal wird verglichen mit dem Brandenburger Tor von Langhans, Schinkels projektiertem Denkmaldom zur Erinnerung an die Befreiungskriege, dem Tempelbau der Pariser ‚Église de la Madeleine‘, dem Grab Napoleons und mit Präsidentendenkmalen in Washington.

Matthias Steinhart
Neupompejanisches Possenspiel – Ein wiederentdecktes Gemälde aus dem Besitz des Landschaftsmalers Charles Ross und die Echtheitsdebatten zur antiken Malerei um 1850
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Im Jahr 1853 publizierte Otto Jahn ein Gemälde im Besitz von Charles Ross, einem in München lebenden Landschaftsmaler mit großem Interesse an der Antike. Obwohl Jahn es als antikes Original ansah, wurde das Bild schon länger als neuzeitlich erkannt; ob es von vornherein als Fälschung gedacht war, wird im Vergleich mit weiteren Arbeiten nach antiker Malerei sowie mit tatsächlichen Fälschungen diskutiert. Das in der Literatur als verschollen geltende Bild befindet sich seit 1858 in Kiel und wird hier mit seinen ikonographischen Grundlagen besprochen. Zudem ist das Bild für die Rezeptions- und Forschungsgeschichte von Bedeutung – auch angesichts der Einbeziehung naturwissenschaftlicher Methoden –, nicht zuletzt aufgrund der an der Diskussion beteiligten Personen wie Martin von Wagner, Johannes Riepenhausen und Otto Linné Erdmann. Hierzu können verschiedene Textzeugnisse erstmals vorgelegt werden, insbesondere ein Brief Otto Jahns an Charles Ross über die Sachzwänge der Publikation. Zu den Gemälden im Besitz von Charles gehörte auch das heute in der National Gallery befindliche Männerbildnis von Jan van Eyck, das im Sommer 1857 durch Sir Charles Eastlake in München erworben wurde. In einem Exkurs wird auch eine neue Lesart für die griechisch-lateinische Inschrift zur Diskussion gestellt.

Gerrit Walczak
Kopflos in Rom, brotlos in Weimar – Die Autobiographie des Historienmalers und Porträtisten Alexander Macco (1767–1849)
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Alexander Macco, 1767 in Creglingen geboren und 1849 in Bamberg gestorben, gelangte nach nur drei Jahren an der Mannheimer Akademie 1785 nach Rom, wo er sich bis 1797 halten konnte. Bekannt geworden mit dem fast vollständigen Künstlerkreis der ‚Italienischen Reise‘ Goethes, mit Karl Philipp Moritz und flüchtig auch mit Goethe selbst, hielt Macco sich erst 1799/1800, dann erneut 1828/29 für jeweils fast ein Dreivierteljahr in Weimar auf. Nach dem 1801 gescheiterten Versuch einer Anstellung an der Berliner Akademie verbrachte Macco die nächsten Jahrzehnte als ambulanter Porträtist und stolz seine unverkäuflichen Historienbilder präsentierender Ausstellungsunternehmer. Während seines zweiten Weimarer Aufenthalts, nach einer Kette von Ortswechseln und temporären, doch oft mehrjährigen Niederlassungen in Berlin, Prag, Wien, München, Nürnberg, Frankfurt, Hamburg und zuletzt London, verfasste Macco während einiger Wochen der Arbeitsunfähigkeit wahrscheinlich im April 1829 seine Autobiographie. Bislang sind nur Auszüge aus späteren Abschriften dieser Lebenserinnerungen veröffentlicht, von denen mehrere Exemplare im Staatsarchiv Bamberg und in der Bibliotheca Hertziana aufbewahrt werden. Das 102 Seiten umfassende Manuskript ist der Forschung erst seit 2022 im Würzburger Martin von Wagner Museum zugänglich. Seine diplomatische Wiedergabe wird unter Heranziehung der ebenfalls weitgehend unveröffentlichten Korrespondenz Maccos eingeleitet und durch detaillierte Stellenkommentare erschlossen.

Berichte der Staatlichen Kunstsammlungen – Neuerwerbungen
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Bayerisches Nationalmuseum
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Quellennachweis:
TOC: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 73, 2022. In: ArtHist.net, 12.01.2024. Letzter Zugriff 22.05.2024. <https://arthist.net/archive/40890>.

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