CFP 09.12.2023

Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende (Dresden, 27-29 May 24)

Dresden, 27.–29.05.2024
Eingabeschluss : 12.01.2024

Heike Heinze, Dresden

Unter dem Titel „Zukunft?! Nur mit unserer Vergangenheit! Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende“ (Arbeitstitel der Veranstaltung) plant das Dresdner Amt für Kultur und Denkmalschutz eine Fachtagung, die vom 27. bis 29. Mai 2024 im Kulturrathaus der sächsischen Landeshauptstadt stattfinden wird. (Eine gesonderte Einladung hierfür folgt in Kürze.) Mit dieser Veranstaltung wird die im Jahr 2011 begonnene Tagungsreihe fortgesetzt, in der Fachleute der Denkmalpflege und vieler benachbarter Disziplinen und Berufszweige zu einem aktuellen Thema in lebendigen Erfahrungsaustausch und Dialog treten können. Das offene, nicht institutionalisierte Format ermöglicht vielfältige und überraschende interdisziplinäre Begegnungen, Kontakte und Synergien. Ein öffentliches Rahmenprogramm ergänzt die Fachtagung.

Nach den bisher durchgeführten Veranstaltungen zu „20 Jahre Denkmalschutz in den Neuen Bundesländern“, „Denkmalpflegepraxis im baukulturellen Kontext“, „Die Rolle der Denkmalpflege in Stadtmarketing und Tourismus“, „Denkmal – Heimat – Identität“ und „Bewahren?! Mosaiken und keramische Wandflächen in der Denkmalpflege“ werben wir nun um Fachreferate (von etwa 20 Minuten Länge) bzw. Pecha-Kucha-Beiträge (20 Fotos x 20 Sekunden) zum Themenkomplex „Zukunft?! Nur mit unserer Vergangenheit! Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende (Arbeitstitel)“.

Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 stellt einen wichtigen Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung und Akzeptanz wie auch in der fachlichen Ausdifferenzierung und dynamischen Entwicklung der Disziplin Denkmalpflege dar. Das Motto von damals, „Eine Zukunft für unsere Vergangenheit“, zeigt an, wie sehr es in der Luft lag, angesichts von Stadtzerstörung, Identitätsverlusten und kurzsichtigem Profitstreben der überlieferten Baukultur zu ihrem gesellschaftlichen und politischen Recht zu verhelfen. Was danach national und international folgt, darf kulturell als immenser Fortschritt und Erfolgsgeschichte gewertet werden.

Gleichwohl sieht sich die Denkmalpflege immer neuen Herausforderungen gegenüber, ob man ihr nun eine „Entstaatlichung“ verordnen oder die Inventare schließen will, ob sich angesichts neuer, in ihren Fokus rückender Zeitschichten Widerstand rührt, sie reflexartig als „Verhinderer“ bezeichnet wird oder man durch Gesetzesänderungen ihren Handlungsrahmen beschneiden will. Hinter derlei kritischen Ansätzen mögen gleichwohl auch Erfahrungen über die Unnahbarkeit der Denkmalpflege oder ihre gelegentliche fachliche Borniertheit stehen – jedenfalls hat die Disziplin durch eine gewisse Elfenbeinturm-Mentalität hierzu auch mit beigetragen. Das selbstbewusste Moment in der Eigendarstellung der Denkmalpflege mutierte durch die diversen Anfechtungen jedenfalls immer wieder in eine defensive und reaktive Haltung.

Gegenwärtig scheint sich nun erneut ein Perspektivwechsel anzukündigen, der für den gesellschaftlichen Stellenwert der Denkmalpflege von zentraler Bedeutung sein könnte: mit der zunehmenden Relevanz der Nachhaltigkeits- und Klimathematik tritt – insbesondere in baukulturell affinen Kreisen und Institutionen - zentral die Wertschätzung des Umgangs mit dem historischen Bestand in den Mittelpunkt. Ja, es wird zunehmend als Verpflichtung angesehen, die Zukunft vor allem mit dem vorhandenen baulichen Erbe zu denken.

Ob als Kulturdenkmal, besonders erhaltenswerte Bausubstanz oder als eher unscheinbare Überlieferung - die materiell und in vielen Formen, Handwerks- und Bautechniken hergestellte baukulturelle Vergangenheit ist als klimaschonendes Potential bereits vorhanden. Und sie ist zugleich baukulturelles Zeugnis und bietet sich als Träger von kultureller Nachhaltigkeit an, indem sie identitätsstiftende Potentiale in sich trägt. Sie bedarf in den meisten Fällen der bestandsgerechten Reparatur, des angemessenen Weiterbauens, der energetischen Ertüchtigung und zugleich der Offenheit der Menschen, über ihre sich immer weiter nach oben schraubenden Ansprüche zu reflektieren. Umgekehrt bedarf es in Aushandlungsprozessen einer Denkmalpflege, die als Partner in Prozessen realistisch, zielorientiert und weniger fundamentalistisch agiert und kommuniziert.

Insgesamt birgt der Bestand somit größte Potentiale, um zu einer sich abzeichnenden Wende im Bauwesen vielfältig beizutragen.

Die Denkmalpflege ist spezialisiert darin, material- und bestandsgerecht Hand anzulegen, zu reparieren, fortzuschreiben, Werte der Baukultur, der Wohnkultur, der Stadtgeschichte zu bewahren. Sie besitzt eine jahrzehntelange Erfahrung mit jeglichen Maßnahmen der verträglichen energetischen Ertüchtigung, zudem hat sie die entsprechenden Kontakte und Netzwerke. Nicht zuletzt ist sie beim Thema baukulturelle Vermittlung äußerst vielfältig und hochprofessionell aufgestellt und wird dabei von zahllosen zivilgesellschaftlichen Initiativen unterstützt. Sie hat somit einen Erfahrungs- und Wissensschatz zur Verfügung, der wahrgenommen und genutzt werden kann, auch für den weiteren vorhandenen Baubestand.

Der fachliche Diskurs soll helfen, zukünftige Arbeit von Denkmalschutzbehörden und weiterer am Thema interessierter Fachleute ergebnisorientiert zu gestalten.

Die Tagungssprache wird Deutsch sein. Gleichwohl sind Beiträge aus nicht deutschsprachigen Ländern sehr willkommen. Die Tagungsbeiträge werden nach der Tagung in einem Sammelband publiziert.

Bitte senden Sie bei Interesse Ihren Themenvorschlag mit einer kurzen Inhaltsangabe (max. halbe DIN A4-Seite) bis zum 12. Januar 2024 per E-Mail an denkmaltagungdresden.de

Für Fragen und weitere Infos stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:
Dr. Bernhard Sterra, Telefon +49 (0)351 488 8950
Heike Heinze, Telefon +49 (0)351 488 8990
E-Mail: denkmaltagungdresden.de

Weitere Informationen: https://www.dresden.de/de/kultur/denkmalschutz/veranstaltungen/denkmalfachtagung-2024.php

Quellennachweis:
CFP: Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende (Dresden, 27-29 May 24). In: ArtHist.net, 09.12.2023. Letzter Zugriff 15.01.2025. <https://arthist.net/archive/40802>.

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