Kunsthistorische Abendvorträge an der Universität Bamberg im Wintersemester 2023/2024:
Mittwoch, 29. November 2023 | 18.00 Uhr ct,
Hörsaal KR12/02.18, Am Kranen 12 (Hochzeitshaus),
Dr. Hanna Christine Jacobs (Bonn).
Die hochmittelalterliche Doppelkapelle zu Bonn-Schwarzrheindorf in der Virtual Reality
Die Doppelkapelle zu Bonn-Schwarzrheindorf aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist nicht nur eines der besterhaltenen Beispiele für Wandmalerei des europäischen Hochmittelalters und ein besonders interessanter romanischer (ursprünglicher) Zentralbau, sondern bietet auch ein spannendes Feld für die Erprobung der Möglichkeiten, die das Medium Virtual Reality sowohl für Fragen der Forschung als auch der Lehre bereithält. Im Vortrag wird ein aktuelles Projekt vorgestellt, in dem die VR-Umgebung der Doppelkapelle seit drei Semestern in der kunsthistorischen Lehre eingesetzt wird und zugleich wird das Potential zur Klärung offener Forschungsfragen mithilfe der VR-Technologie diskutiert.
Dienstag, 5. Dezember 2023 | 18.00 Uhr ct,
Hörsaal U2/00.25, An der Universität 2,
Prof. Dr. Gregor J. M. Weber (Rijksmuseum Amsterdam).
Vermeer und die Delfter Jesuiten
Vermeer lebte mit seiner katholischen Familie neben der Jesuiten-Station in Delft. Bislang wurde dem kaum Bedeutung beigemessen. Im privaten Wohnbereich, wie auch in bestimmten Gemälden zeigt sich aber Vermeers Auseinandersetzung mit der Bilddidaktik der Jesuiten. Das Licht und dessen optische Phänomene spielen dabei eine besondere Rolle, was manche Charakeristika von Vermeers Malerei erklären hilft.
Donnerstag, 18. Januar 2024 | 18.00 Uhr ct,
Hörsaal 02.01, Am Kranen 12 (Hochzeitshaus),
Dr. Wolf-Dietrich Löhr (Bochum/Berlin).
»Sublimità del ben fare«: Machen als Verstehen bei Michelangelo und Cellini
Das 16. Jahrhundert erlebte einen rasanten Aufschwung der Kunstliteratur. Schon vor und neben Giorgio Vasaris Künstler-Viten erschienen verschiedenste Dialoge und Traktate, in denen meist Gelehrte be- oder vorschreibend Vorstellungen von Künstlerschaft entwarfen und Handlungsanweisungen formulierten. Künstler:innen wie Michelangelo standen solchen theoretischen Vereinnahmungen kritisch gegenüber und beharrten mit Worten und Werken eher auf einem Ethos der unablässigen Arbeit, die sie nicht zuletzt auch als einen auf spezifischen Kenntnissen beruhenden Prozess der Erkenntnis sahen. Besonders deutlich wird dies an den Schriften Benvenuto Cellinis, der in seinen Traktaten zur Goldschmiedekunst und Skulptur (1568) mit dem Paradox umzugehen hatte, die eigentlich unsagbaren Geheimnisse der Kunst doch in schriftlicher Form anschaulich zu machen. Er hebt darin immer wieder die kognitiven Potentiale der Praxis hervor, die im mündlich weitergebenen Fachwissen angelegt sind und nur durch Körperkontakt und die Dynamik ständigen Hantierens mit den Materialien erweiterbar sind. Der Vortrag soll zeigen, welche Bedeutung für beide Künstler in der „Großartigkeit des guten Machens“ lag und wie sie in der spezifischen künstlerischen „intelligenzia“ – und nicht in der theoretischen Erfassung – die genuine Wissenschaftlichkeit der Kunst begründet sahen.
Donnerstag, 01. Februar 2024 | 18.00 Uhr ct,
Hörsaal 02.01, Am Kranen 12 (Hochzeitshaus),
Dr. habil. Livia Cardenas (Berlin).
Erträumtes Erbe. Die Goldene Altartafel aus dem Basler Münsterschatz zwischen Spekulation und nationalen Begehrlichkeiten
Die Goldene Altartafel, ursprünglich eine Stiftung Kaiser Heinrichs II. für das Bamberger Benediktinerkloster St. Michael, gehörte zu den sogenannten Heinrichsgaben an das Basler Münster. 1836 gelangte die Tafel zusammen mit anderen mittelalterlichen Schatzobjekten des Münsters auf den Kunstmarkt. Jahre lang reiste sie mit ihrem neuen Besitzer quer durch die Metropolen Europas, ohne einen geeigneten Käufer zu finden. Sie wurde zum Spekulationsobjekt und entpuppte sich als teurer Ladenhüter. Zugleich war die Tafel willkommene Projektionsfläche für die wechselnden Kaufinteressenten, die in ihr ihre eigene Geschichte entdeckten.
Die Abendvorträge werden von den beiden Lehrstühlen für Kunstgeschichte und der Professur für Kunstgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der künstlerischen Techniken organisiert.
Quellennachweis:
ANN: Kunsthistorische Abendvorträge (Bamberg, 29 Nov 23-1 Feb 24). In: ArtHist.net, 06.11.2023. Letzter Zugriff 11.05.2025. <https://arthist.net/archive/40535>.