"Vom NS-Planungsbüro zum Wiederaufbau.
Architekten-Biographien zwischen 1930 und 1980."
Regionen, Orte und Akteure der NS-Regional- und Stadtplanung in den besetzten Gebieten des östlichen Europa stehen derzeit im Fokus der Forschung. Neben der Monographie von Richard Nemec zur „Ökonomisierung des Raumes. Planen und Bauen in Mittel- und Osteuropa unter den Nationalsozialisten 1938 bis 1945“ (2020) ist etwa der Tagungsband „Dissonant Heritage? The Architecture of the Third Reich in Poland“ (2021) zu nennen, herausgegeben vom International Cultural Centre in Krakau. Ebendort wurde im vergangenen Jahr auch die Ausstellung „Unwanted Capital: Architecture and Urban Planning in Kraków during the German Occupation of 1939–1945” gezeigt. Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich mit Architekten wie Roland Rainer oder Erich Böckler, die als Berufsanfänger in den 1930er Jahren eine Anstellung in den zahlreichen neu geschaffenen NS-Institutionen fanden und in die Planungen für einen „deutschen Lebensraum im Osten“ involviert waren. Während zu „Hitlers Architekten“ Speer, Troost und Fick in der gleichnamigen, von Winfried Nerdinger und Raphael Rosenberg herausgegebenen Reihe unlängst neue Monographien publiziert wurden, sind das System der Planungsbüros und die Rollen ihrer zahlreichen Mitarbeiter noch immer nicht hinlänglich erforscht. Dies gilt ebenso für deren Tätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den beiden Teilen Deutschlands oder in Österreich. Ausgehend von Werner Durths grundlegenden Studie über „biographische Verflechtungen“ deutscher Architekten im 20. Jahrhundert (1986) ist zu fragen, ob und wie auch den weniger bekannten Akteuren eine berufliche Karriere unter den neuen politischen Vorzeichen gelang.
Tagung der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung (Homburger Gespräch) und des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig, 20.-22. Oktober 2023.
Kontakt:
Ulrike Nürnberger (geschaeftsstelleboeckler-mare-balticum-stiftung.de)
PROGRAMM
FREITAG, 20.10.2023
14.30 Empfang im GWZO
15.30
Begrüßung
Maren Röger (Direktorin GWZO), Dietmar Popp (Vorstand Böckler-Mare-Balticum-Stiftung)
Thematische Einführung
Arnold Bartetzky, Jörg Hackmann, Beate Störtkuhl
16.00-18.15 NETZWERKE: SCHULEN UND BAUBÜROS
16.00–16.45 Carsten Liesenberg
Absolventen der Entwurfsseminare Heinrich Tessenows: Zu Prägungen und Netzwerken anhand ausgewählter Biografien
16.45–17.30 Zsófia Kelm
Zwischen Nationalsozialismus und Wiederaufbau: Die Schülerschaft der Bauhochschule Weimar (1926-1930) unter Otto Bartning
17.30-18:15 Waltraud P. Indrist
Die Abteilung „Technische Planung Ost“ im Speerministerium. Neue Quellen
19.00-20.15 ABENDVORTRAG
Jörn Düwel
Schönheit und Schuld
SAMSTAG, 21.10.2023
9.00-11.15 ARCHITEKTEN IN DER NS-RAUMPLANUNG
Moderation: Susanne Jaeger
9.00-9:45 Karolina Jara
„Vorbereitung ist alles. Wir wissen nicht, wie schnell der Friede kommt“. Gerhard Ziegler und die Raumplanung für Schlesien
9.45-10:30 Aleksandra Paradowska
Zwischen Toruń und München. Hans Döllgast und seine Planungstätigkeit während des Zweiten Weltkriegs
10.30-11.15 Anja Rasche
Metropole und Provinz – Konstanty Gutschows Stadtbau- und Heimstättenplanungen für Wismar
11.45-13.15 NEUETABLIERRUNGEN NACH 1945, Teil I: SBZ/DDR
11.45-12.30 Thomas Flierl, Norbert Korrek
Vom “Musterdorf im Warthegau” zur Untertageverlagerung der “Avia-AG für Flugzeugindustrie”. Zur Tätigkeit von Hermann Henselmann zwischen 1941 und 1945
12.30-13.15 Peter Leonhardt
Der Leipziger Architekt Walter Lucas. Karriere in zwei Diktaturen
14.30-18.00 NEUETABLIERUNGEN NACH 1945, Teil II: BRD
14.30-15.15 Stephan Gudewer
Karriere in der „zweiten Reihe“. Peter Grunds berufliche Netzwerke zwischen Akademiedirektor a.D. in Düsseldorf 1933 und Oberbaudirektor in Darmstadt ab 1947
15.15-16.00 Ingrid Holzschuh, Monika Platzer
Roland Rainer (1910-2004) zwischen Diktatur und Demokratie. Spuren im Leben und Werk
16.30-17.15 Katja Bernhardt
Vom Krieg in den Frieden. Wege der Etablierung und die (Re)-Organisation der Netzwerke (Fallbeispiele Erich Böckler und Hans Bernhard Reichow)
17.15-18.00 Eric Eigenbrod, Fabian Schmerbeck
Konstruktion und Übersetzung: Das Schreiben und Bauen Erich Böcklers im Kontext NS-geprägter Planungsideale
18.15-19.00 ABSCHLUSSDISKUSSION
Hanna Grzeszczuk-Brendel, Karl R. Kegler, Regina Stephan
SONNTAG, 22.10.2023
9.30-14.00 BUSEXKURSION
Arnold Bartetzky, Peter Leonhardt
NS-Architektur in Leipzig
(Teilnahme nur mit vorheriger Anmeldung)
Reference:
CONF: Architekten-Biographien zwischen 1930 und 1980 (Leipzig, 20-22 Oct 23). In: ArtHist.net, Sep 22, 2023 (accessed May 10, 2025), <https://arthist.net/archive/40153>.