Im Zeitalter der Digitalisierung scheint das Format eines Bildes zu einer beinahe beliebigen Variable geworden zu sein. Je nachdem, ob man die Bilddatei auf einem Smartphone, einem Tablet oder einem Computer öffnet oder mit Hilfe eines Beamers auf eine Wand projiziert, erscheint das entsprechende Bild in den unterschiedlichsten Formaten. Das gilt auch für die ins Netz eingespeisten Bilder älterer Medien. So lässt sich heute jedwedes altmeisterliche Gemälde problemlos auf dem wenige Zoll messenden Display eines Smartphones anschauen – wobei es dank der Zoom-Funktion oft sogar möglich ist, die Details genauer in Augenschein zu nehmen, als dies vor dem Original im Museum möglich ist. Die Vorteile, die sich daraus nicht zuletzt für die kunsthistorische Forschung ergeben, liegen auf der Hand. Doch droht damit zugleich der Sinn für die Bedeutung des Formats als zentrale rezeptionsästhetische Kategorie verlustig zu gehen.
Auf der Tagung soll diese Bedeutung ins Zentrum gerückt und in ihren verschiedenen Facetten ausgeleuchtet werden. Das gemalte Bild dient dabei als Untersuchungsgegenstand, wobei neben den herkömmlichen Bildmedien der Malerei, dem Fresko und dem Staffeleibild, bewusst jede Art bemalter Objekte in die Untersuchung einbezogen wird, um so die Materialität und Objekthaftigkeit des gemalten Bildes auf einer möglichst breiten historischen und geografischen Basis zu analysieren. Methodisch sollen verschiedene Ansätze erprobt werden – neben rezeptionsästhetischen und rezeptionsgeschichtlichen Fragestellungen werden auch semantische, funktionale und produktionsästhetische Aspekte des Formats thematisiert. Diskutiert werden soll unter anderem: Wie tragen Größe, Zuschnitt und Ausrichtung des Formats zur Bedeutung einer Malerei bei? Welche Rolle spielte das Format innerhalb gattungs-, kunst- und medientheoretischer Diskurse? Mit welchen kulturellen, religiösen, politischen, sozialen oder genderspezifischen Konnotationen können Formate aufgeladen sein? Und wie wird durch das Format unsere Rezeption von Gemälden und anderer bemalter Objekte gesteuert?
Montag, den 9. Oktober 2023
13:30 Begrüßung und Einführung
Moderation: Rainer Donandt (Frankfurt a. M.)
14:00 Kristin Böse (Frankfurt a. M.): Mapping the Lost: Die Chroniques de Jérusalem abrégées
14:45 Marius Rimmele (Konstanz): Ausschweifungen. Künstlerische Reaktionen auf eine neue Triptychonform im 16. Jahrhundert
15:30 Pause
Moderation: Mechthild Fend (Frankfurt a. M.)
16:00 Susanne Thürigen (Nürnberg): Christus am Herzen. Michael Bumels Halsuhr in Buchform im Germanischen Nationalmuseum
16:45 Marianne Koos (Wien): Zur Größe des Kleinen. Funkelnde Körper in Miniatur
17:30 Pause
Moderation: Matthias Krüger (München)
18:00 Bettina Uppenkamp (Hamburg): Heiratsformate. Aspekte der Cassone-Malerei
18:45 Olivier Bonfait (Dijon/Paris): Size and Scale. Painting and Nation-Building in Europe, 1650-1850
Dienstag, den 10. Oktober 2023
Moderation: Anna Huber (Frankfurt a. M.)
09:00 Julia Saviello (Frankfurt a. M.): Formate im Visier. Bemalte Schießscheiben des 17. bis 19. Jahrhunderts
09:45 Gudrun Swoboda (Wien): Auf der Suche nach dem veränderten Format. Zum ‚material turn‘ im Museum
10:30 Pause
Moderation: Hans Aurenhammer (Frankfurt a. M.)
11:00 Matthias Krüger (München): Le Tableau mouche. Selbstreflexivität im Kleinformat
11:45 Hans Körner (Düsseldorf): Das ‚Schlafzimmerbild‘ und seine Formate
12:30 Mittagspause
Moderation: Julia Saviello (Frankfurt a. M.)
14:00 Jan von Brevern (Weimar): Bildformate mit und ohne Gattungshierarchie
14:45 Megan Luke (Tübingen): Reproduction and Rupture: Hans Arp’s ‚papiers déchirés‘
Konzeption und Organisation:
Matthias Krüger und Julia Saviello
Veranstaltungsort:
Goethe-Universität
Campus Westend / Casinogebäude
Renate von Metzler-Saal (R. 1.801)
Nina-Rubinstein-Weg
60323 Frankfurt a. M.
Gefördert durch:
Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung
Reference:
CONF: Size, Shape and Scale. Die Formate der Malerei (Frankfurt a.M., 9-10 Oct 23). In: ArtHist.net, Sep 14, 2023 (accessed May 11, 2025), <https://arthist.net/archive/40091>.