DGS-Panel Bild und Mode: „Metaverse – KI and New Aesthetics?“.
17. Internationaler Kongress 2024 der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS) e.V..„Zeichen.Kulturen.Digitalität“
Um ihre Ziele zu verwirklichen, organisiert die Deutsche Gesellschaft für Semiotik (DGS) e.V. Tagungen, Kolloquien, Arbeitstreffen, Kurse oder Ringvorlesungen zu den Themen ihrer Sektionen (Arbeitsbereiche). Außerdem richtet die DGS alle drei Jahre einen internationalen Kongress aus. Im Rahmen des 17. Internationalen Kongresses 2024 „Zeichen.Kulturen.Digitalität“ (Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, 24. bis 28. September 2024) bittet die Sektion „Bild und Mode“ um Einreichung von Beitragsvorschlägen zu ihrem Panel.
Deadline: 30. November 2023
Call for Papers
„Künstliche Intelligenz“ im weitesten Sinne wird auf dem Feld von Kunst, Mode und Design auf vielfache Weise verwendet. Seit den 2010er Jahren entwickelten sich gerade in der Mode einerseits funktionale Anwendungen (Wearables), andererseits auch digitale ästhetische Strategien. Künstliche Intelligenz wird in jüngerer Zeit zudem als Mittel zur Einsparung materieller Ressourcen und damit zur Steigerung von Nachhaltigkeit eingesetzt. Nach den Erfolgen der KI auf dem Gebiet der Ästhetik etwa in den Kollektionen und Mode- Inszenierungen der Designerin Iris van Herpen sind es nun vor allem jene nachhaltigen Strategien, die an Bedeutung gewinnen. Besonders die Präsentation im Rahmen metaversischer Praktiken führt zu der weitergehenden Frage, ob sich durch die neuen Technologien die „Sprache der Mode“ grundlegend verändern könnte (da noch Roland Barthes diese Sprache bekanntlich vor allem aus zweidimensionaler Bildlichkeit herleitete).
In den bildenden Künsten eröffnen sich vergleichbare Überlegungen. Denn auch für sie gilt, dass es weniger die funktional relevanten Anwendungen von KI sind, die die Ausdruckssprachen der bildenden Künste revolutionieren. Es scheint vielmehr die Vorstellungswelt vom Metaverse als Parallelwelt, die hier entscheidenden Einfluss nimmt. So erweisen sich etwa Gemälde realisiert mit KI im Stil Vermeers als wenig spannend. Es ist die neue Vorstellungswelt und parallel das Potential zur Interaktion, die aktuell in den bildenden Künsten Veränderungsprozesse im Ästhetischen initiieren. Die neuen Formen zeigen einmal mehr, wie über deren affektive Wahrnehmung das ästhetische Empfinden angesprochen und zugleich deren Bedeutung für die Semiose deutlich wird. Louisa Clement etwa vollzieht diesen Schritt mit ihren „mental“ sich weiter entwickelnden Klonen/Avataren von 2022. Entsprechend verändern die immer gleichen idealisierten „Clements“ durch die Mitwirkung des Publikums ihre jeweilige „Haltung“. Die Compagnie Claire Bardainne & Adrien Mondot erreicht diesen Effekt mit ihrem KI-Tanzprojekt Hakanai seit 2013, indem das Publikum mit seinen Bewegungen das hochartifizielle und zugleich formreduzierte abstrakte „Werk“ mitgestaltet.
An dieser Stelle wäre insofern zu fragen, ob im „modischen“ und „bildlichen“ Metaverse vorsprachliche, affektive Erfahrungsmodi eine Rolle spielen, um die es etwa in den Forschungen zur künstlichen Intelligenz der Forscher*innengruppe von Giuseppe Di Cesare (2020) geht. Solche (präsymbolischen) Erfahrungsmodi lägen gleichsam vor der Dimension von zwei- bzw. dreidimensionaler Bildlichkeit und propositionaler Sprachlichkeit (Sauer 2016). Trifft dies zu, eröffnen sich sowohl in der „alten“ realen als auch in der parallelen Welt des Metaverse neue Horizonte für den Zusammenhang von Vorstellungsbildern und ihrer Verbindung zu Wahrnehmungs- und Gestaltungsprozessen. Daran können sich mit Bezug zum Ästhetischen neue Reflexionen zum Bereich des Ethischen und Politischen anschließen (Sauer 2023).
Unter möglichen anderen Fragestellungen ergeben sich hieraus offene, zu diskutierende Zusammenhänge, die für das gemeinsame Panel von Mode und Bild interessant sind und möglichst je an Beispielen betrachtet werden sollten, aber nicht müssen:
Mögliche Themenfelder für Beiträge:
- Das Metaverse als Untersuchungsgebiet künstlerisch-gestalterischer Kommunikation durch KI im Unterschied zu herkömmlichen Medien
- Das Metaverse und KI als künstlerischer und gestalterischer Rahmen, der bisherige Erfahrungsmodi transzendiert
- Das Metaverse und KI als Studienobjekte zur Erforschung der affektiven Wahrnehmung im Sinne präsymbolischer Erfahrungsbereiche
- Das Metaverse und KI als Chance, Ästhetik neu zu begreifen
- Das Metaverse und KI als Chance, an die Dimension des Ethischen und Politischen anzuschließen
- Das Metaverse als neues Instrument auf dem Untersuchungsgebiet von Mode und Künsten im Hinblick auf ästhetische oder nachhaltige Praktiken
Literatur
Roland Barthes (2013), The Language of Fashion. Bloomsbury Revelations edition: London and New York.
Andrew Bolton (Ed.) (2016), Manus x Machina. Fashion in an Age of Technology. New Haven and London: Yale University Press.
Giuseppe Di Cesare et al. (2020), The neuronal basis of vitality forms, in: National Science Review 7: 202-213.
Martina Sauer (2016), Abstrakt – Affektiv – Multimodal. Zur Verarbeitung von Bewegtbildern im Anschluss an Cassirer, Langer und Krois, in: Bildkörper. Zum Verhältnis von Bildtechnologien und Embodiment, hg. v. Lars Chr. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse und Norbert M. Schmitz, 46-71. Büchner: Darmstadt: DOI: 10.11588/artdok.00005309.
Martina Sauer (2023) Marshall McLuhan in a New Light. Old and New Methods of Influencing Emotions in Communities of the Electronic Age, in: Beyond Media Literacy, edited by Lars Grabbe, Andrew McLuhan, and Tobias Held, 14-32. Marburg: Büchner.
Schlagwörter
Metaverse und Künstliche Intelligenz (KI), Ästhetik, affektive Wahrnehmung, Gestaltung und Semiose, neue visuellen Sprachen
Informationen zu Organisation und Ablauf
Der Kongress wird vom 23. bis 28. September 2024 an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau stattfinden. Bitte senden Sie Ihr Abstract weitgehend unformatiert und in einem bearbeitbaren Format (idealerweise Word) an: Sektion Bild: msauerbildphilosophie.de bzw. an Sektion Mode: pleutneraol.com. Einsendefrist ist der 30. November 2023. Ihr Abstract soll beinhalten: Titel des Vortrags, Name der Referentin oder des Referenten, Beschreibung des geplanten Vortrags (max. 300 Wörter), Institution, E-Mail-Adresse, Kurzlebenslauf (für die Vorstellung) und bis zu fünf einschlägige Publikationen der Referentin oder des Referenten.
Die Vorträge (in Ausnahmefällen auch online) sollen eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten. Die Panelsprache ist Englisch und Deutsch mit Folien und Diskussionen auf Englisch. Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge ist geplant.
Kontakt
Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Martina Sauer (Sektion Bild) (msauerbildphilosophie.de) und Petra Leutner (Sektion Mode) (pleutneraol.com).
Konzeption und Ausrichtung der Konferenz: Prof. Dr. Jan Georg Schneider (Vorsitzender der DGS). Organisation der Konferenz: Dr. Georg Albert, Anne Diehr und Rafaela Kastor.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.semiotik.eu/Kongresse. Bitte lesen Sie ggf. auch die Calls der anderen Sektionen der DGS.
Quellennachweis:
CFP: Metaverse – KI and New Aesthetics? (Kaiserslautern-Landau, 24-28 Sep 24). In: ArtHist.net, 20.09.2023. Letzter Zugriff 03.06.2025. <https://arthist.net/archive/40043>.