CONF 15.10.2012

Rhythmus der Vorstellungen, Bochum

Bochum, 02.–03.11.2012

Moritz Hannemann

Das gemeinsame Arbeitstreffen von Wissenschaftlern/-innen und Künstlern/-innen versucht, den oft unscharfen Begriff des Rhythmus im Theater theoretisch zu fassen. Als „Rhythmus“ wird jene Setzung von Unterbrechungen, von Abständen und Differenzen verstanden, die erst ermöglicht, dass ein Zeitraum als solcher wahrnehmbar werden kann, dass das Sinnliche geteilt und aufgeteilt wird.

Da die Veranstaltung den Charakter eines Arbeitstreffens haben soll, wurde ein Reader mit Texten erstellt, die die Referenten zur Vorbereitung auf ihre Präsentation vorgeschlagen haben. Er kann unter rhythmusrub.de bestellt werden.

Veranstaltungsort:
Schauspielhaus Bochum, Königsallee 15, 44789 Bochum

Programm:

Freitag, 2.11.2012

Seitenfoyer

14.00 h
Ulrike Haß (Bochum)
Begrüssung

14.15 h
Jörn Etzold (Bochum)
Einführung

15.00 – 18.00 h

Martin Jörg Schäfer (Erfurt)
Mimetischer Rhythmus

Maud Meyzaud (Hagen)
Zufall, Roman, romantischer Rhythmus

Moritz Hannemann, Rasmus Nordholt (Bochum)
Zwischen Figur, Landschaft und Musik. Zum Rhythmus- Begriff von Gilles Deleuze und Félix Guattari

Theater Unten

18.30 h – 20.00 h

Abendvortrag

Samuel Weber (Evanston/Paris)
Gegenrhythmisch.
Zu Hölderlins Theorie der Tragödie

Samstag, 3.11.2012

Seitenfoyer

9.00 – 11.00 h

Hanna Höfer-Lück (Bochum)
Zur Synkope.
Von Aussetzern und Verschiebungen

Marita Tatari (Bochum)
Rhythmus und Handlung in „Ödipus auf
Kolonos“

Theater Unten

11.30 h – 13.00
Claudia Bosse (Wien)
rhythmus als kondition von sein, von denken, sprechen und hören

13.00 h
Abschlussdiskussion

Besonders möchten wird Sie auf den Abendvortrag hinweisen:

Am 2.11. um 18.30 im "Theater Unten" im Schauspielhaus, Königsallee 15, Bochum, spricht Samuel Weber (Evanston/Paris) zum Thema:
"Gegenrhythmisch: Zur Hölderlins Theorie der Tragödie".

"Hölderlins Theorie der Zäsur ist verschiedentlich von der neueren Kritik aufgenommen worden: Benjamin, Lacoue-Labarthe, Tholen haben u.a. in diesem Gedanken eine entscheidende Wendung der Ästhetik gesehen. Was aber weniger rezipiert worden ist, ist die genaue Formulierung, durch die Hölderlin seine Theorie der Zäsur artikuliert, nämlich als "gegenrhythmische Unterbrechung". Vielleicht erschient diese Formulierung bisher zu selbstverständlich, um eine nähere Betrachtung zu verdienen. Dennoch stecken im Wort "Gegen-" so viele verschiedene, teilweise gegenstrebige semantische Möglichkeiten, dass erst eine Reflexion darauf den Weg öffnen kann, sich der Bedeutung der "Zäsur", die Hölderlin auch als "reine Wort" und als "Vorstellung selber" bezeichnet, zu nähern. Eine derartige Reflexion jedoch stellt heraus, dass gerade das Wort "gegenrhythmisch" den Weg zu einem besseren Verständnis der Zäsur als reines Wort und als Vorstellung andeutet, und dass dieser Weg zum Raum als Bühne führt. Was sich dann auf dieser Bühne abspielt, kann als Entgegnung bezeichnet werden."

Samuel Weber ist Avalon Foundation Professor for the Humanities an der Northwestern University, Evanston, Illinois, Direktor des Paris Program in Critical Theory von Northwestern und Professor an der European Graduate School in Saas-Fee. Er arbeitete mit Peter Szondi und Paul de Man und ist zugleich der Autor einer der grundlegenden Einführungen in Lacan in deutscher Sprache wie der Übersetzer von Jacques Derrida und Theodor W. Adorno ins Englische. Seine letzten großen Arbeiten beschäftigten sich mit der Theatralität (Theatricality as Medium, New York, NY 2004) und Walter Benjamin (Benjamin's Abilities, Cambridge, MS 2008).

Quellennachweis:
CONF: Rhythmus der Vorstellungen, Bochum. In: ArtHist.net, 15.10.2012. Letzter Zugriff 14.06.2025. <https://arthist.net/archive/3982>.

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