[German version below]
Unstable Norms – Mutable Forms. Challenging Normativity in Pre-Modern Visual Culture.
International Research-Conference: November 23rd-25th, 2023, Ruhr-Universität Bochum, Kunstgeschichtliches Institut organized by Carolin Behrmann and Georgios Binos.
According to common sense knowledge, visuality and pictoriality seem inherently ambiguous. Pictures and artifacts depend on the beholder’s viewpoint and perspective, which are, however, mobile, and modifiable. Contrary to the mutability of forms, norms and normativity represent standards, facts, or a stable basis for evaluative judgements. The relationship between normativity and visuality is rarely questioned as a complex ratio, as visuality does not map onto the constitutive demarcation of the norm and notion of normativity.
Pre-modern studies often tend to foreground established or assumed normative expectations and standards of appropriateness (decorum), as well as forms of authorization (legal, religious, political) and adequacy within classificatory systems (genre theory). According to this approach regulatory structures are emphasized within frameworks of stability and continuity, leaving limited space for transformation, reevaluation, or even contestation of normativities.
Unstable Norms – Mutable Forms challenges this common opposition of norm and form, and proposes to locate normativity, or rather the process of normativization, within the variable realm of visuality and pictoriality.
The research-conference seeks to bring together a plurality of perspectives and approaches and invites proposals both on pre-modern European and/or on non-western subjects that explore the (multi-)normative efficacy of visuality in deep networks of visual ecologies.
We invite papers across all career levels that sketch out different polycentric and multinormative contexts of specific artifacts and visualities and contribute to the broader frame of research about inter- or cross-culturality, trans-migration of forms, but also praxeological approaches to the production of cultural meaning and legally instituted as well as culturally implemented norms and normativities.
Papers may present specific case studies of relevant singular images or objects (artifacts), or focus on visual spaces of normative efficacy, and/or address visuality, perception and normativity conceptually beyond paradigms of language & propositionality.
Areas of interest include, but are not limited to:
Authority
How do institutions of normative authority (legal, political, religious) instrumentalize/employ visuality/visual imagery to set norms and normative standards?
Commonality
How does visuality foster a common sense perception shared collectively by political communities (communal state imagined)?
Experience
What are the implications of sensory experiences and perceptions within mediations of normative efficacy of images/artifacts?
Mediality
How do images and artifacts/objects relate, (inter)connect and mediate between a phenomenal sphere of the visible world and a normative sphere?
Praxeology
How do practices of normativization build on practices of visualization and visual perception?
Spaces
How do visual spaces organize the normative efficacy of multiple, coordinated images within different registers of normative authority?
Contributors are invited to present papers of about 25 min. The format of the research-conference is intended to emphasize a collaborative forum of exchange between colleagues invested in or currently engaging in research on dimensions of normative efficacies of visual culture. All details will be communicated.
Please submit your paper via the online-form: https://form.jotform.com/231531264216043
We kindly request that the paper be submitted by October 1st, 2023. Traveling costs and accommodation will be covered for invited speakers. A publication of the proceedings / a collection of contributions is planned.
For further information, requests, and feedback, please contact the organizers (see contact below).
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Visualität und Bildlichkeit können in einem allgemeinen Sinne als mehrdeutig und ambivalent gelten. So ist die Bedeutung von Bildern und Artefakten von einzelnen Standpunkten und individuellen Perspektiven der Betrachtenden abhängig, die ebenso veränderlich wie modifizierbar sind. Im Gegensatz zu einer solchen Veränderbarkeit der Formen stehen Normen vornehmlich für belastbare Standards, für Fakten oder die Stabilität von wertenden, evaluativen Urteilen. Aufgrund dieses Gegensatzes ist der Zusammenhang zwischen Normativität und Visualität selten als ein komplexes Verhältnis untersucht worden, auch und vor allem da sich Visualität nicht ohne weiteres in die konstitutiven Grenzziehungen von Normen und Vorstellungen von Normativität einfügt.
Insbesondere Forschungen zu vormodernen Bildkulturen tendieren dazu, Normen und Normativität über Kriterien der Angemessenheit (decorum), oder Formen der Autorisierung (rechtlich, religiös, politisch) und der Einhaltung von Gattungsvorgaben (Genres) zu bestimmen. Dabei werden vor Allem regulative Strukturen betont, die Rahmenbedingungen von Stabilität und Kontinuität setzen, und weniger die Transformationen, Neubewertungen oder gar Konkurrenz zu (vermeintlich) gegebenen Formen des Normativen.
Unstable Norms - Mutable Forms stellt diese gängige Opposition von Norm und Form in Frage und schlägt vor, Normativität und Prozesse der Normativierung innerhalb des Feldes von Visualität und Formen von Bildlichkeit zu verorten. Die Forschungskonferenz streb an, unterschiedliche Perspektiven und Ansätze zusammenzuführen und miteinander ins Gespräch bringen, und lädt Beiträge sowohl zu vormodernen europäischen als auch zu nicht-westlichen Bild- und Objektkulturen ein, die sich der (multi-)normativen Wirksamkeit von Visualität und Bildlichkeit widmen und im Sinne von ‚visual ecologies‘ in ihren relevanten regional-lokalen und zeithistorischen Zusammenhängen reflektieren.
Eingeladen sind Themenvorschläge aus allen Qualifikationsstufen, die unterschiedliche polyzentrische und multinormative Zusammenhänge spezifischer Artefakte und Visualitäten untersuchen. Im weiteren Rahmen sollen diese zu Fragen der Inter- oder Transkulturalität, der Transmigration von Formen sowie praxeologischen Ansätze zur Produktion kultureller Bedeutung wie auch zur rechtlichen Verankerung und kulturellen Implementierung von Normen und Normativitäten beitragen. Dabei sind Fallstudien relevanter einzelner Bilder oder Objekte ebenso willkommen, wie Studien zu komplexeren normativen Bildräumen, oder konzeptuelle Reflexionen zum spannungsvollen Zusammenhang von sinnlicher Wahrnehmung und Normativität, jenseits der engen Grenzen von Sprache und Propositionalität.
Interessensgebiete umfassen, sind jedoch nicht beschränkt auf:
Autorität
Wie nutzen Institutionen mit normativer Autorität (rechtlicher, politischer, religiöser) Visualität und Bildlichkeit, um Normen und normative Standards zu erzeugen und/oder durchzusetzen?
Gemein/Sinn
Auf welche Weise ermöglicht und generiert Visualität Formen gemeinsamer sinnlicher Wahrnehmung (als ein Bedingungsfeld des Normativen), die von politischen Gemeinschaften kollektiv geteilt werden und sie als gemeinschaftliche Einheiten zu bestimmen vermag?
Erfahrung
Was sind die Auswirkungen von Sinneserfahrungen und sinnlicher Wahrnehmungen auf die Vermittlungen der normativen Wirksamkeit von Bildern/Artefakten?
ODER: In welchem Verhältnis stehen sinnliche Erfahrungen und Wahrnehmungen zur normativen Wirksamkeit von Bildern und Artefakten?
Medialität
Unter welchen medialen Bedingungen werden Bilder, Bildobjekte und Artefakte zu Vermittlern zwischen der phänomenalen Welt des Sichtbaren und der normativen Setzung?
Praxeologie
Auf welche Weise lassen sich Praktiken der Normativierung auf Praktiken der Visualisierung und visuellen Wahrnehmung beziehen und in welchem Maße ergänzen und bedingen sie sich, oder konkurrieren miteinander?
Räume
Wie organisieren visuelle Bildräume die normative Wirksamkeit mehrerer, aufeinander Bezug nehmender Bilder und Bildkonstellationen mit unterschiedlichen Formen und Geltungsbereichen normativer Autorität?
Das Format der Forschungskonferenz legt einen besonderen Schwerpunkt auf den Austausch und die kooperative Diskussion zwischen unterschiedlichen Forschungsansätzen – im Gegensatz etwa zur Präsentation von Ergebnissen und Resultaten abgeschlossener Forschungsprojekte für eine breitere Öffentlichkeit. Die Teilnehmenden sind eingeladen, Vorträge von etwa 25 Minuten Dauer zu halten und anschließend im Forum zu diskutieren.
Bitte senden Sie Ihren Vorschlag bis zum 1. Oktober 2023 über das Online-Formular: https://form.jotform.com/231531264216043.
Reisekosten und Unterkunft für die Vortragenden werden übernommen. Eine Veröffentlichung der Konferenzbeiträge ist vorgesehen.
Für Nachfragen und Feedback wenden Sie sich bitte an :
Prof. Dr. Carolin Behrmann
Institute for Art History - Early Modern Visual Culture
Ruhr University Bochum
Universitätsstraße 150
44801 Bochum, Germany
@: carolin.behrmannrub.de
Georgios Binos
research assistant
Institute for Art History
Ruhr University Bochum
@: georgios.binosrub.de
Quellennachweis:
CFP: Challenging Normativity in Pre-Modern Visual Culture (Bochum, 23-25 Nov 23). In: ArtHist.net, 11.07.2023. Letzter Zugriff 26.12.2024. <https://arthist.net/archive/39764>.