CONF Jun 26, 2023

Totentanz und Ars moriendi (Lübeck, 22-23 Jul 23)

Die EICHE, An der Untertrave 34, 23552 Lübeck, Jul 22–23, 2023

Elvira Mienert M. A.

22. Jahrestagung der Europäischen Totentanz-Vereinigung Bundesrepublik Deutschland e.V.

Vom 22. bis 23. Juli 2023 möchte wir das 30jährige Bestehen der Europäischen Totentanz-Vereinigung mit verschiedenen Programmpunkten begehen, so auch mit der zweitägigen Tagung Totentanz und Ars moriendi.
DIE EICHE, ein zum Kolumbarium umgebauter historischer Kornspeicher, wurde 1873 von Thomas Johann Heinrich Mann, dem Kaufmann und Senator, als seinerzeit größtes Speicherhaus Lübecks erbaut und von dessen Sohn Thomas Mann in den Buddenbrooks verewigt.
In Lübeck ist der Totentanz seit langem fest verortet, doch wird bei der Tagung, dem Kolumbarium Rechnung tragend, auch die Ars moriendi, die Kunst zu sterben, in den Blick genommen. Inwieweit kann die mittelalterliche Tradition, von der Admonitio Anselmi bis hin zur Bilder-Ars moriendi, mit dem Totentanz in Verbindung gebracht werden, oder ist sie ein völlig unabhängiges Phänomen? Die Ars moriendi versucht gerade davor zu bewahren, was uns im Totentanz so oft begegnet — die Überraschung, wenn der Tod die Menschen ganz plötzlich und unvorbereitet aus dem Leben holt. Oder ist der Totentanz in seiner Mahnung an die Endlichkeit gar selbst eine Form der Ars moriendi? Wo begegnet der Tod dem Ster- benden? Was kann der Mensch aus der Betrachtung des Totentanzes für sein Sterben (und sein Leben) gewinnen? Während der Totentanz meist den Widerstand gegen den Tod, seltener auch sein bereitwilliges Hinnehmen zeigt, ist die Ars moriendi, ebenfalls mit Bild und Text arbeitend, als eine konkrete, ursprünglich dezidiert christliche Anleitung zu einem glücklichen Tod und der Erlangung der ewigen Seligkeit zu verstehen. Die Ars moriendi soll hier nicht terminologisch streng gefasst werden. Der Blick darf sich auf die literarischen, künstlerischen, musikalischen, philosophischen Werke weiten, die uns an unsere Endlichkeit mahnen, so dass wir dereinst gut vorbereitet vom Tod zum Tanz gebeten werden können.

Programm

Samstag, 22. Juli 2023

13:15 Uhr
Begrüßung

13:30 Uhr
Kathrin Borgers M.A., Köln
Ein transitorischer Bildkörper - Leben und Sterben auf dem „Polyptychon der irdischen Eitelkeit und himmlischen Erlösung“ von Hans Memling.

14:00 Uhr
Prof. Dr. Dr. Hans Huchzermeyer, Minden
Die „Schachtafelen der Gesuntheyt“ des Michael Herr, Straßburg 1533 oder: Anleitungen, sich rechtzeitig in 
der ars vivendi wie in der ars moriendi zu üben.

Pause

15:00 Uhr
P. Winfried Schwab OSB, Ottobeuren
Schutzheilige für eine gute Todesstunde in der Lübecker Inkunabel „Des dodes dantz“ von 1489.

15:30 Uhr
Elvira Mienert M.A., Tübingen

Der Kampf um die Seele. Die Bilder-Ars moriendi.

16:00 Uhr
Beat Frutiger, Kaiseraugst
TOTENTANZ STATISTISCHER ZAHLEN. FRU.CH

Pause

17:00 Uhr
Dr. Tomislav Vignjević, Ljubljana
Der Tod und die Mädchen im Kirchenraum in Trebenče.

17:30 Uhr
Michael Hanisch M.A., Bamberg
Nescitis horam – Die barocken Memento-Mori-Fresken in Aichach und Zeholfing.

Sonntag, 23. Juli 2023

10:00 Uhr
Dr. habil. Anne D. Peiter, La Réunion

„… et je n’ai pas envie de pardonner à qui que ce soit…“
Zu Tod und Rache in Zeugnissen von überlebenden Frauen und Mädchen des Tutsizids in Ruanda.


10:30 Uhr
Petra Hohn, Meuselwitz
Loslassen - arbeiten mit Trauernden.

11:00 Uhr
Roland Krawulsky, Leipzig
Zwischen Eros und Thanatos — fotografische Entdeckungen auf europäischen Friedhöfen.

Pause

12:00 Uhr
Dr. phil. Philippe Roepstorff-Robiano, Berlin
Einübung in die Höllenfahrt. Über Jakob Bidermanns Komödie Cenodoxus

12:30 Uhr
Manuel Stübecke M.A., MThSt, Schönfeld

Halloween als performativer Totentanz oder Jack O’Lantern und eine christliche Frage.

In den Pausen besteht die Möglichkeit, den Lübecker Totentanz von Herwig Zens (1943-2019) zu besichtigen.

Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenlos.

Reference:
CONF: Totentanz und Ars moriendi (Lübeck, 22-23 Jul 23). In: ArtHist.net, Jun 26, 2023 (accessed May 22, 2025), <https://arthist.net/archive/39638>.

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