HALBwertZEIT: Zum Umgang mit ‚abgelaufenen‘ Sammlungen.
Befasst man sich mit der Geschichte institutioneller Sammlungen entsteht nicht selten der Eindruck, es handele sich um ausgesprochen statische Gebilde. In musealen Ausstellungsräumen werden sie von den Besuchern zumeist als unerschütterliches Faktum wahrgenommen. Doch gibt es selbst in musealen Zusammenhängen zahlreiche Gründe, weshalb eine Sammlung als ‚veraltet‘ betrachtet werden kann. Gesellschaftliche, politische, räumliche oder ästhetische Veränderungen sowie der technische Fortschritt können dazu führen, dass Sammlungen und ihre Präsentation nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Eine Überarbeitung, Neuausrichtung oder Neugestaltung setzt eine kritische Auseinandersetzung mit den für gültig erachteten Kriterien voraus, die unter anderem ihre Herkunft, Zusammensetzung, Präsentation, Zielsetzung oder sogar Sinnhaftigkeit betreffen können. Die erforderlichen Erneuerungen sind zum Teil mit erheblichem Aufwand verbunden. Häufig entschließen sich Institutionen dennoch dazu, die notwendigen Änderungen vorzunehmen. Nicht immer sind jedoch die Mittel vorhanden oder entsprechen die Umstände den Möglichkeiten einer notwendigen Umstrukturierung. Insbesondere wenn man sich den Bereich privater Sammlungen zuwendet, werden die enormen Herausforderungen deutlich, die mit dem Aufbau und Erhalt einer Sammlung einhergehen. Hier führen die individuelle Ausrichtung der Sammlung und die spezifischen Bedingungen zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen und Herausforderungen, nicht selten aber auch zu überraschenden Entscheidungen, da private Sammler in der Regel flexibler und unkonventioneller agieren können.Das Symposium thematisiert die Gründe und Umstände, die zu der Einschätzung führen, eine Sammlung sei ‚abgelaufen‘. Es setzt sich mit den Diskursen und Maßnahmen auseinander, die ihre Aktualität erneut herstellen, untersucht aber auch die Gegebenheiten, die einen solchen Prozess verhindern und in der Folge zur Aufteilung, Auflösung oder Vernichtung einer Sammlung führen können. Dabei wird der Blick sowohl auf öffentliche wie auch auf private Sammlungen gerichtet.
Programm
10:00 - 10:30 Einführung
10:30 - 11:15 Viola Vahrson: Kurzer Abriss einer Filmsammlung. Wilhelm von Mallinckrodts Film-Archiv-Birkenhof
11:15 - 11:30 Transformationen
11:30 - 12:15 Sophia Gräfe: Archivhypnose – Verwaiste Sammlungen des DDR-Wissenschaftsfilms
12:15 - 13:00 Andrea Meyer, Sabine Beneke: Sicher gestellt, verwahrt und verwaltet. Zum Umgang mit den Sammlungen zeitgenössischer deutscher Kunst des „Dritten Reichs“
13:00 - 14.00 Mittagspause
14:00 - 14:15 Transformationen
14:15 - 15:00 Alexis Joachimides: Die Auflösung des Musée des monuments français nach der Restauration der Monarchie in Frankreich 1814. Ein obsoletes Museum und die politische Umfunktionalisierung seines Sammlungskerns
15:00 - 15:45 Nina Schallenberg: Unendliches Wachstum? Gedanken zum musealen Sammeln und Entsammeln angesichts der ökologischen Krise
15:45 - 16:30 Kaffeepause
16:30 - 17:15 Phillip Teufel: Sammlungen schauen – Schausammlung
17:15 - 17:30 Transformationen
Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Symposiums
Dr. Sabine Beneke, Deutsches Historisches Museum Berlin
Prof. Lars Breuer: HSD, FB Design, Gestaltungslehre, Design
Sophia Gräfe: Humboldt-Universität Berlin, Institut für Kulturwissenschaft
Prof. Dr. Alexis Joachimides: Kunsthochschule Universität Kassel, Neuere Kunstgeschichte
Dr. Andrea Meyer: Technische Universität Berlin, Kunstwissenschaft u. Historische Urbanistik
Alain Roux: Fotograf
Dr. Nina Schallenberg: Jüdisches Museum Berlin
Student*innen des Fachbereichs Design
Prof. Phillip Teufel: HSD, FB Design, Grafik-Design, Medienspezifische Visualisierung
Peter Thoma: HSD, FB Design, AV-Medien
Prof. Dr. Viola Vahrson: HSD, FB Design, Bild- und Kunstwissenschaft
Hochschule Düsseldorf
Peter Behrens School of Arts
Fachbereich Design
Gebäude 6, Raum 06.E.005
Münsterstr. 156
40476 Düsseldorf
Quellennachweis:
CONF: HALBwertZEIT (Düsseldorf, 21 Apr 23). In: ArtHist.net, 05.04.2023. Letzter Zugriff 26.12.2024. <https://arthist.net/archive/38976>.