Ringvorlesung: Pygmalion. Künstliche Körper und lebende Statuen in den Künsten
Eine Kooperation von Mozarteum University und Paris Lodron Universität Salzburg.
Jeweils am Mittwoch 11.15 bis 12.45 Uhr, Unipark Nonntal, Erzabt Klotz-Str. 1, HS 3 Georg Eisler (E.003)
Organisation, Konzeption: Manfred Kern, Romana Sammern
Seitdem Pygmalion die von ihm gemachte Statue durch sein Begehren mit göttlicher Hilfe verlebendigte, beschäftigen sich die Künste mit der Materialität des menschlichen Körpers zwischen Leben und Tod, Natürlichkeit und Künstlichkeit, Verlebendigung und Animismus. An Pygmalion und insbesondere an Galatea reflektieren sie sich in ihrem Kunststatus und in ihrem mimetischen Programm auch selbst. Pygmalions hypermimetisches Bild ist dabei vielleicht zugleich höchste Herausforderung wie schmählichste Kapitulation gegenüber der schärfsten Konkurrentin der Kunst, der Natur. Die Ringvorlesung verfolgt den Mythos, seine Tradierungen und seine Schichten der (Un-)Sinngebung von der Antike und bis in die Gegenwart. Ausgehend von der Meistererzählung Ovids und verwandter bildhafter Verwandlungen wie die von Narziss oder der Propoetiden geht es um künstlich hergestellte Statuen, die lebende Körper imitieren (die in der imaginativen Sphäre der Literatur oder Kunst selbst künstlich sind).
Die Ringvorlesung fragt nach dem Status des Körpers als materielles, unbelebtes Artefakt und als lebendiges Subjekt. Die künstlichen Objekte imitieren lebende Körper, sie können gesehen und berührt werden. Die Instrumente ihrer Wahrnehmung sind die Körper der Betrachter. In der Pygmalion-Variante des Typus durchläuft das materielle, unbelebte Körperobjekt eine Metamorphose, die es zu einem lebendigen Körpersubjekt macht, das freilich die Sphäre der künstlerischen Imaginiertheit nicht zu überschreiten vermag. Der Übergang zwischen dem Körper als (materielles) Objekt und als (handelndes) Subjekt ist fließend. Im Rahmen der Ringvorlesung werden Vertreter*innen der verschiedensten kulturwissenschaftlichen Disziplinen diese Spannung von Nachahmung und Beseelung, Imagination und Materialität, Körper und Körperfiktion, nicht zuletzt aber auch die Genderfrage zwischen Schöpfung und Schöpfenden beleuchten.
VORTRÄGE:
22.3. Dorothea Weber:
Der Pygmalion-Mythos vor seiner Rezeption: Überlegungen zur Erzählung in Ovids Metamorphosen
19.4. Martina Feichtenschlager:
Si wunder wol gemachet wîp – die wunderschön geschaffene Frau. Der Pygmalion-Mythos in der mittelalterlichen Literatur
26.4. Werner Michler:
Geboren/gemacht. Schöpfungskonzeptionen der Romantik zwischen Kunst, Magie und Technik
3.5. Frank Fehrenbach (online):
„Quasi semivivi“. Italienische Skulpturen der Renaissance
10.5. Renate Prochno-Schinkel:
Zur Ikonographie Pygmalions in der bildenden Kunst
17.5. Manfred Kern:
Aphrodites Statuen und ihre Liebhaber. Eine Pathologie
24.5. Jan Völker:
Augenangst
31.5. Gertrud Koch;
Animation – Verlebendigung der und durch Technik
7.6. Caitríona Ní Dhúill:
Galatea, Eliza, Siri, Alexa. Womanufacture-Fantasien seit G.B. Shaws Pygmalion (1912)
14.6. Nicole Haitzinger:
Corpus erat! Galatea als szenische Figur
21.6. Nicola Suthor:
Ein Spiel der Kräfte: Zu Pietro und Gian Lorenzo Berninis Bacchanal
Für weitere Information: silvia.ambergerplus.ac.at
Reference:
ANN: Pygmalion. Künstliche Körper und lebende Statuen (Salzburg, 22 Mar - 21 Jun 23). In: ArtHist.net, Mar 17, 2023 (accessed Dec 5, 2023), <https://arthist.net/archive/38816>.