CONF 14.03.2023

Die Vielfalt des Vervielfältigten (Berlin, 13-15 Apr 23)

Fachgebiet Kunstgeschichte, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin, 13.–15.04.2023
www.tu.berlin/kunstgeschichte/nachrichtendetails/veranstaltung-5

Livia Cárdenas, TU Berlin

Die Vielfalt des Vervielfältigten. Bildgebende Verfahren in der Kunst der Neuzeit und ihre Produkte.

Interdependenzen VII – Siebte internationale Tagung des Forschungsprojekts "Interdependenzen. Künste und künstlerische Techniken" des Fachgebiets Kunstgeschichte, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin.

Konzeption: Magdalena Bushart, Livia Cárdenas, Andreas Huth.

Gedruckte Bilder und abgeformte Bildwerke haben eines gemeinsam: Sie gehen auf eine „Urform“ zurück, zu der sie in einem spannungsreichen, komplexen Verhältnis stehen. Mit Hilfe eines (Negativ-)Bildes – einer Gussform, eines Druckstocks oder einer Druckplatte – in einem mechanischen Verfahren hergestellt, behaupten sie einen Ähnlichkeitsbezug sowohl zu einer Vorlage wie untereinander. Dennoch handelt es sich nicht um Reproduktionen, die mit dem Vorbild weitgehend identisch sind. Schließlich erfolgt die Übertragung der Vorlage in einer anderen als der ursprünglichen Technik und in der Regel in einem anderen Material als dem des ‚Urbildes‘ und mit Hilfe eines Mediums, das mit seinen technischen Vorgaben die Formgebung beeinflusst. Genau betrachtet stellen sie in technischer, materieller und formaler Hinsicht eher Varianten als präzise Abbilder der Vorlage dar. Und auch die vervielfältigten Werke sehen keineswegs gleich aus. Sie basieren zwar auf einer gemeinsamen Abguss- bzw. Abdruckform, unterliegen aber auch den Bedingtheiten und Zufälligkeiten des Fertigungsprozesses. Die Produkte wurden vielfach weiterbearbeitet, also „variiert“. Das gilt in besonderem Maße für das 15. und 16. Jahrhundert, jenen Zeitraum also, in dem die Verfahren des Abformens und Abdruckens durch den innovativen Einsatz von Materialien, die Erschließung überregionaler Märkte und die Entwicklung einer eigenen Ästhetik neu definiert worden sind: Die dreidimensionalen Objekte – wie beispielsweise Bildwerke aus Terrakotta oder Gips – wurden in Teilen umgestaltet und individuell polychromiert, die zweidimensionalen – vor allem Holzschnitte und Kupferstiche – koloriert, beschnitten oder silhouettiert. Das wirft die Frage auf, wie die Relation zwischen den Verwandtschaftsverhältnissen und der Individualität der Artefakte rezipiert wurde.

Um die Vielfalt des Vervielfältigten in der Kunst des 14. bis 18. Jahrhunderts soll es in der siebten Tagung der Reihe „Interdependenzen. Die Künste und ihre Techniken“ gehen. Statt nach der normierenden Wirkung reproduzierter Bildwerke und Bilder (etwa durch die Etablierung bestimmter Bildtypen und die Standardisierung von Wissen), wollen wir nach den Varianten und ihren Varianzen fragen, die durch Abdruck- und Abformungsverfahren bzw. die Weiterbearbeitung entstehen.

Programm

Donnerstag 13. April 2023

14.00 Uhr Begrüßung und Einführung: Magdalena Bushart

Sektion 1 Funktionen des Variierens Moderation: Livia Cardenas
14.30-15.15 Uhr
Joanna Sikorska (Muzeum Narodowe w Warszawie)
Mair von Landshut and the question of the exclusiveness of printed impressions
15.15-16.00 Uhr
Konrad Krčal (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)
Genre poetics of variation or the allegorists in the print cabinet

16.00-16.30 Uhr Kaffeepause

16.30-17.15 Uhr
Louise Rice (New York University, New York)
Use, Re-use, and Abuse: 17th-century Roman Thesis Prints and their Multiple States

17.15-18.15 Uhr Aperitif

18.15 Uhr Abendvortrag
Bettina Uppenkamp (HFBK Hamburg)
Vom Finden zum Erfinden. Zur Rolle des Gipsabgusses in der frühneuzeitlichen Bildhauerwerkstatt. Eine Spurensuche
Teilnahme auch via Zoom möglich
Zugangslink: https://tu-berlin.zoom.us/j/65405960997?pwd=b2xlK3N0K3BZMS9RWVhNYlJGT2FDdz09
Meeting-ID: 654 0596 0997
Kenncode: 048451

Freitag 14. April 2023

Sektion 2 Wiederholungen Moderation: Andreas Huth
9.30-10.15 Uhr
Walter Cupperi (Università Ca' Foscari Venezia)
Unterschiedliche Materialität und unterschiedliche Medialität: einige vervielfältigte Metallobjekte (15.-17. Jahrhundert)
10.315-11.00 Uhr
Maximilian Kummer (Universität Bonn)
Replikation, Variation und Modularität bei Severo da Ravenna
11.00-11.30 Uhr Kaffeepause
11.30-12.15 Uhr
Aleksandra Lipińska (Universität zu Köln) für die Arbeitsgruppe mit Thomas Hildenbrand, Wolfram Kloppmann, Olivier Rolland und Gilles Venturini
Finde die sieben Unterschiede. Ein multidisziplinärer Ansatz zur Rekonstruktion des multiplizierenden Verfahrens in spätmittelalterlicher Skulptur

12.30-14.30 Uhr Mittagspause

14.30-15.15 Uhr
Federica Carta (Metropolitan Museum, New York)
Molds or models? Replicas, repetitions and variations in Della Robbia’s frames and figures

Sektion 3 Grafische Variationen Moderation: Magdalena Bushart
15.15-16.00 Uhr
Jennifer Y. Chuong (Harvard University, Cambridge / Humboldt-Universität zu Berlin)
“Soft” Reproduction: The Eighteenth-Century Mezzotint

16.00-16.30 Uhr Kaffeepause

16.30-17.15 Uhr
Luca Frepoli (Technische Universität Berlin)
Unique copies. Variation through counterproofs in Maria Sibylla Merian's printmaking
17.15-18.00 Uhr
Thomas Ketelsen (Klassik Stiftung Weimar)
Stampe de chiaroscuro - Zwischen Reproduktion und künstlerischer Innovation

18.15 Uhr Empfang TU Berlin

Samstag 15. April 2023

Sektion 4 Autorität der Urbilder Moderation: Henrike Haug
9.30-10.15 Uhr
Erin Hennessey (Indiana University Bloomington)
Repetition as Authority? Unraveling the Imitative Strands in Israhel van Meckenem’s Tribulations of St. Anthony
10.15-11.00 Uhr
Paul Hofmann (Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung im Bode-Museum)
Bellano vs. Bellano - Verwandtschaftsverhältnisse von Madonnen-Reliefs des Bartolomeo Bellano

11.00-11.30 Uhr Kaffeepause

11.30-12.15 Uhr
Jan Friedrich Richter (Berlin)
Andacht in jeder Form? Ein Berliner Madonnenrelief und seine Werkwiederholungen

12.15-13.00 Uhr Zusammenfassung/Ausblick
Wolf Löhr (Ruhr-Universität Bochum) und Daniela Bohde (Universität Stuttgart)

Veranstaltungsort:
Raum: A060 (Tagung) - Raum: A053 (Abendvortrag)
Technische Universität Berlin
Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik
Fachgebiet Kunstgeschichte
Straße des 17. Juni 150/52
D-10623 Berlin

Quellennachweis:
CONF: Die Vielfalt des Vervielfältigten (Berlin, 13-15 Apr 23). In: ArtHist.net, 14.03.2023. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/38776>.

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