Peter van Lint (1609-1690) im Kontext: Niederländische und deutsche Zeichner der 1620er bis 1640er Jahre in Italien // Peter van Lint (1609-1690) in Context: Netherlandish and German Draftsmen in Italy from the 1620s to the 1640s

Das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg bewahrt aus der Sammlung seines Stifters die qualitativ hochwertigen und doch kunsthistorisch wenig studierten Teile eines Skizzenbuchs, das der flämische Künstler Peter van Lint (1609-1690) während seines Italienaufenthalts von ca. 1632 bis ca. 1641 geführt hat.
Wohl schon auf der Reise hat van Lint mit aufmerksamem Blick „Straßenvolk“, Zecher, Kleriker und andere Zeitgenossen sowie Tiere und Pflanzen festgehalten. Das kräftige Helldunkel der Federzeichnungen unterstützt den Eindruck der Lebensnähe und Direktheit seiner Notate. Neben einem vorher entstandenen Skizzenbuch in der Fondation Custodia, Paris, und verschiedenen Studien nach römischen Antiken sowie Kopien nach Raffael (z.B. im Metropolitan Museum, New York, und dem Getty Museum, Los Angeles) stellen die Würzburger Blätter den umfangreichsten bekannten Bestand von Werken Peter van Lints auf Papier dar.

Am 12. und 13. Oktober 2022 findet, organisiert vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Würzburg und der Kunstakademie Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, eine internationale Tagung zu Peter van Lint statt. Damit soll ein Beitrag zur weiteren Erforschung des Künstlers geleistet werden, wobei das Studium dieses exemplarischen Falls der Künstlermigration in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Fragen nach kulturbedingten Faktoren der Stil- und Themenwahl in der „Fremde“ zwischen Patronage, nationalen Netzwerken und Selbstbehauptung am Markt verbunden sein wird.

Parallel zur Tagung ist vom 11. bis 22. Oktober in der Kleinen Galerie des Martin von Wagner Museums der Würzburger Bestand der Zeichnungen Peter van Lints zusammen mit Kupferstichen nach dessen Entwurf, zugeschriebenen Blättern und einer Auswahl von Werken auf Papier niederländischer Künstlerkollegen zu sehen.

Finanziell gefördert von der Wolfgang Ratjen Stiftung, Liechtenstein.

Programm:

Mittwoch, 12. Oktober 2022

9.00 Uhr
Grußwort
Damian Dombrowski (Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums)

Begrüßung und Einleitung
Eckhard Leuschner (JMU Würzburg) und Nils Büttner (Kunstakademie Stuttgart)

9.30 Uhr
1. Peter van Lint: ein Zeichner zwischen Antwerpen und Italien
Peter van Lint: a draftsman between Antwerp and Italy

Sirga De la Pisa Carrión (Universidad San Pablo, Madrid):
Peter van Lint: his artistic biography and career as a draftsman

Cécile Tainturier (Fondation Custodia, Paris):
The van Lint sketchbook at the Fondation Custodia

11.00 Uhr
Kaffeepause / Coffee break

11.30 Uhr
Eckhard Leuschner (JMU Würzburg):
“Attione virtuosa” (1630): Van Lint‘s allegories of Virtue and Vice in their cultural context(s)

Johanna Phoebe Mocny (Radboud Universiteit, Nijmegen):
Die Tier- und Pflanzenstudien von Peter van Lint

13.00 Uhr
Mittagspause / Lunch break

14.30 Uhr
Nils Büttner (Kunstakademie Stuttgart):
Die Antikenzeichnungen von Goltzius und Rubens im Vergleich zu van Lint

Heiko Damm (Universität Mainz):
Peter van Lint und das Zeichnen nach Kunst im Rom der 1630er Jahre. Anmerkungen zur Technik und neue Vorschläge

16.00 Uhr
Kaffeepause / Coffee break

16.30 Uhr
Ursula Verena Fischer Pace (Rom) und Martin Raspe (Bibliotheca Hertziana, MPI, Rom):
Die Ausmalung der Cappella Cybo-Soderini in Santa Maria del Popolo, Rom, durch Peter van Lint und Giuseppe Drei

Ria Fabri (Universiteit Antwerpen):
Peter van Lint‘s artistic activities after his return to Antwerp ca. 1642

Maximilian Nalbach (JMU Würzburg):
Die theologischen Tugenden bei Peter van Lint

20.00 Uhr
Abendessen für die Referenten / Conference Dinner

Donnerstag, 13. Oktober
Zeichnen im Italien van Lints: Funktionen und Praktiken
The art of drawing in van Lint’s Italy: functions and practices

9.30 Uhr
Madeline Delbé (Kunsthistorisches Institut in Florenz, MPI; Universität Bonn):
Reiseskizzen zwischen Italien und Flandern: die Zeichnungen flämischer Italienreisender und italienischer Reisender in die Südlichen Niederlande im Vergleich

Susanne Müller-Bechtel (Sächsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig; JMU Würzburg):
Im Licht Roms und nach der Antike – Zeichnungen der Italianisanten und einige Überlegungen zu ihren Interessen

11.00 Uhr
Kaffeepause / Coffee break

11.30 Uhr
Francesca Romana Gaja (Università di Torino):
Filling the gap: Jan Miel, draftsman in Rome. Drawing practice between genre and history painting, engraving and connoisseurship

Wolf Eiermann (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt; JMU Würzburg):
Tivoli - Zeichnungen niederländischer und deutscher Künstler aus den 1620er bis 40er Jahren. Zur Ikonografie eines Kultorts der Freundschaft

12.45 Uhr
Abschlussdiskussion / Final discussion

Ort: Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, Gemäldegalerie, 12. und 13. Oktober 2022 (keine Anmeldung erforderlich)

Konzeption und Organisation:
Prof. Dr. Eckhard Leuschner (Universität Würzburg) und Prof. Dr. Nils Büttner (Staatliche Kunstakademie Stuttgart)