CONF 16.09.2022

Status Quo and Future of Electronic Art Preservation (Karlsruhe, 7-8 Oct 22)

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 07.–08.10.2022

Margit Rosen

Just in Time. On the Status Quo and Future of Electronic Art Preservation.

Die materielle Kultur des elektrifizierten und digitalisierten 20. und 21. Jahrhunderts ist fragil. Weder elektronische Bauteile noch Software sind für die Ewigkeit gemacht. Davon betroffen sind auch Kunstwerke, die elektronische und digitale Technologien verwenden. Museen sollen sie für künftige Generationen erhalten, doch zahlreiche Werke sind bereits jetzt vom endgültigen Verlust bedroht. Was sind die größten Herausforderungen des Erhalts von Medienkunst? Wo besteht dringender Handlungsbedarf? Das Symposium lädt ein, mit internationalen Expert:innen Einblick in den Status Quo der Restaurierung elektronischer Künste zu gewinnen und mögliche Zukunftsszenarien zu diskutieren.

Seit den 1960er-Jahren ist es für Künstler:innen selbstverständlicher geworden, elektronische und digitale Technologien zu verwenden. Die sogenannten „neuen Medien“ wiesen in die Zukunft, ihr schnelles Altern war daher lange Zeit kein Thema. Doch nun wird die Frage nach den Methoden und notwendigen Ressourcen für den Erhalt elektronischer und digitaler Werke aus einer Reihe von Gründen akut.
Die seit den 1960er-Jahren entstandenen elektronischen Kunstwerke haben ein technisch kritisches Alter erreicht. Dies betrifft Videokunst ebenso wie computerbasierte Werke. Videobänder zerfallen, und die meisten Videokunstinstallationen werden in etwa 20 Jahren nicht mehr ausstellbar sein, da vor rund 10 Jahren die Fertigung von Kathodenstrahlmonitoren weltweit eingestellt wurde. Ersatzteile sind nicht mehr verfügbar, die Zeit für den Transfer von Fachwissen wird knapp.

Auch digitale Kunst ist gefährdet, da öffentliche und private Sammlungen nicht die notwendige Expertise im Umgang mit Hard- und Software haben und den Künstler:innen selbst oft die Ressourcen fehlen, um die Werke zu erhalten. Die Tatsache, dass weiterhin kaum Werke digitaler Kunst für Sammlungen erworben werden, hat langfristige Konsequenzen für das kulturelle Selbstverständnis einer von digitalen Medien geprägten Gesellschaft.

Den Herausforderungen der elektronischen und digitalen Kultur begegnen seit einigen Jahren eine Reihe spezialisierter Restaurator:innen und Wissenschaftler:innen, die kontinuierlich neue Werkzeuge und Verfahren entwickeln. Die Konferenz lädt ein, Einblick in die neusten Forschungsprojekte, Ausbildungsprogramme sowie die institutionellen Bedingungen der Restaurierung elektronischer Werke zu gewinnen. Wo gibt es dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf Forschung? Wie steht es um die Ausbildung von Restaurator:innen? Welcher Perspektivwechsel in den Institutionen und welche langfristigen Strategien der Kulturpolitik sind notwendig, um auch elektronische und digitale Kunstwerke für die nächsten Generationen bewahren zu können?

Das Symposium richtet sich Restaurator:innen, Sammlungsleiter:innen, wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen öffentlicher und privater Kunstsammlungen, Informatiker:innen, Elektrotechniker:innen, Künstler:innen, Studierende und eine interessierte Öffentlichkeit.

Konferenzsprache: Englisch, Eintritt: frei
Um Anmeldung wird gebeten: registration-wissenzkm.de

REFERENT:INNEN
Elisa Carl & Jee-Hae Kim, Hamburger Bahnhof / Christian Draheim & Jochen Saueracker, Colorvac, CRT Lab, ZKM / Kristof Efferenn, Museum Ludwig / Tom Ensom & Jack McConchie, Tate London / Patricia Falcao, Tate London / Martina Haidvogl, Berner Fachhochschule, Hochschule der Künste Bern / Inge Hinterwaldner, KIT, Karlsruher Institut für Technologie / Alex Michaan, Atelier SONAR, Université de Saint-Etienne / Dorcas Müller, Labor für antiquierte Videosysteme, ZKM / Arnaud Obermann, Staatsgalerie Stuttgart / Joanna Phillips & Lan Linh Merli-Nguyen Hoai, Restaurierungszentrum Düsseldorf / Morgane Stricot, Matthieu Vlaminck, ZKM / Nadja Wallaszkovits, KNMDI, ABK Stuttgart / Andreas Weisser, Preservation as a Service, Doerner Institut

PROGRAMM
Freitag, 7. Oktober 2022
10:00–10:15 – Margit Rosen [ZKM]: Begrüßung
10:15–10:45 – Joanna Phillips & Lan Linh Merli-Nguyen Hoai [Restaurierungszentrum Düsseldorf: Launching Time-based Media Conservation at the Düsseldorf Conservation Center: Infrastructure, Staffing and Networks
10:45–11:15 – Jee-Hae Kim and Elisa Carl [Hamburger Bahnhof]: Good, Better, Best… Good Enough? – Caring for Media Art Within a Public Institution
11:15–11:30 – Kaffeepause
11:30–12:00 – Kristof Efferenn [Museum Ludwig]: How It Started, How It Ended… Not Quite Yet
12:00–12:30 – Andreas Weisser [Preservation as a Service / Doerner Institut; München]: 20 Years of Private Practice in TBM Conservation: From Restoration to Consultancy
12:30–13:00 – Arnaud Obermann [Staatsgalerie Stuttgart]: “Permanent […] wie oil painting” – A Look Back and the Road Ahead
13:00–14:00 – Mittagspause
14:00–14:30 – Patricia Falcao [Tate, London]: Driven by the Art – New Practices in the Preservation of Software-based Art
14:30–15:00 – Morgane Stricot & Matthieu Vlaminck [ZKM | Karlsruhe]: Digital Art Conservation: the Post-Acquisition Marathon
15:00–15:30 – Alex Michaan [Atelier Sonar / Université de Saint-Etienne]: The Need for a Case-Specific Approach and the Challenges of Disparity in the Preservation of French Media Art Collections
15:30–15:45 – Kaffeepause
15:45–16:15 – Inge Hinterwaldner [Institut für Kunst- und Baugeschichte, KIT | Karlsruher Institut für Technologie]: Race Against the Collateral Sunsetting of Art
16:15–16:45 – Tom Ensom & Jack McConchie [Tate, London]: Preserving Virtual Reality Artworks
16:45–18:00 – ZKM-Rundgang (Labor für antiquierte Videosysteme, CRT Lab, Werkstatt elektronische Restaurierung)

Samstag, 8. Oktober 2022
10:00–10:15 – Margit Rosen [ZKM]: Begrüßung
10:15–10:45 – Dorcas Müller [Labor für antiquierte Videosysteme. ZKM | Karlsruhe]: Re-Valuation of Electronic Art
10:45–11:15 – Jochen Saueracker & Christian Draheim [Colorvac / CRT Lab, ZKM | Karlsruhe]: From Repair to Prepare. Re-Engineering of an Industrially Produced Cultural Heritage Device
11:15h–11:30 – Kaffeepause
11:30–12:00 – Martina Haidvogl [Contemporary Art Conservation Program, Berner Fachhochschule / Hochschule der Künste Bern: Modern Materials and Media: The Contemporary Art Conservation Program at the Bern Academy of the Arts
12:00–12:30 – Nadja Wallaszkovits [Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information (KNMDI), ABK Stuttgart]: On Ageing and Preserving Audiovisual Media – A Challenge Conflicting Physical Decay, Technological Obsolescence and Data Preservation
12:30–13:00 – Diskussion

Quellennachweis:
CONF: Status Quo and Future of Electronic Art Preservation (Karlsruhe, 7-8 Oct 22). In: ArtHist.net, 16.09.2022. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/37400>.

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