CONF 21.04.2022

Decolonizing Art History (Ingelheim, 23-25 May 22)

Ingelheim, 23.–25.05.2022

Katja Hering

Dcolonizing Art History. Zur postkolonialen Revision europäischer Kunst

40. Ingelheimer Tagung
In Zusammenarbeit mit dem Landesverband
Rheinland-Pfalz im BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik und der Arbeitsgemeinschaft Kunst-geschichte in der Kunstpädagogik im BDK e.V.

Die Tagung „Decolonizing Art History. Zur postkolonialen Revision europäischer Kunst“ nimmt die hochaktuellen identitäts- und kulturpolitischen Debatten etwa über einen neuen Umgang mit dem ko-lonialen „Erbe“ zum Anlaß, um deren Folgen für den Blick auf die europäische Kunst und deren Ge-schichte auszuloten. Vor dem Hintergrund anhaltender Migrationsbewegungen, perpetuierter und neu-er Formen des Kolonialismus, erstarkender Integrismen und Identitarismen sowie einer zunehmenden Bedeutungsverschiebung des Rassismusbegriffs wandelt sich auch die Erforschung der (Vor)Geschichte globaler Verflechtungen, kolonialer und binnenkolonialer Machtverhältnisse und der damit einhergehenden Konstruktionen des Eigenen und des Fremden. Postkolonialen Forschungen folgend gilt es zu prüfen, inwiefern diese Prozesse auch und möglicherweise besonders die bilden-den Künste und ihre Historiographie betreffen. Zugleich ist zu fragen, wie sich Ansätze der Post Co-lonial Studies zu den historischen Begriffen der Konstitution von Macht und Herrschaft insgesamt und den zu deren Analyse in anderen Diskurszusammenhängen entwickelten Modellen und Ideologe-men (z.B. Humanismus, Zivilisationsprozeß, Sozialdisziplinierung, Urbanisierung, Kapitalismus, Impe-rialismus, Modernisierung, Gender, Antisemitismus, Binnenkolonialisierung, Globalisierung) verhalten.

An ausgesuchten Werken fragt die Tagung im Sinne einer postkolonial perspektivierten Revision nach im- oder expliziten Kolonialismen. Im Zentrum steht dabei die Frage, auf welche Weisen und in wel-chem Umfang Werke der europäischen Kunst und die Kunstgeschichte selbst mit Kolonialismus und affinen Denk- und Handlungsmustern in Zusammenhang zu bringen sind und welche Bedeutung dies für Herrschafts- und Hegemoniebegründungen in historischen und aktuellen Feldern der Politik, den Künsten und Kunstdiskursen hat.

Es gilt zu fragen, auf welche Weise Artefakte an Konstruktion und Distribution kolonialer Kategorien wie dem „Anderen“ und „Fremden“ sowie an herrschaftslegitimierenden Diskursen Anteil haben und damit schließlich auch daran partizipieren, was als „Eigenes“ und „Vertrautes“, Herrschendes und Be-herrschtes erscheint und wirksam wird. Inwiefern verhalten sich koloniale Stereotype spiegelbildlich zu herrschaftssichernden Fremd- und Selbstbeschreibungen? Mit welchen visuellen Strategien wird hier bewußt oder unbewußt argumentiert und gearbeitet? Von welcher Kolonialgeschichte oder welche Kolonialgeschichten erzählen die einzelnen Werke? Und inwiefern kann oder muß Kunst generell als eine Praxis verstanden werden, die im Zu-Sehen-Geben Differenzen zwischen Eigenem und Anderem voraussetzt, perpetuiert und schafft?

Die Tagung richtet sich besonders an Kunstlehrerinnen und -lehrer, für deren tägliche Arbeit mit und an Werken der europäischen Kunst die postkoloniale Kritik ein kultur- und bild-politisch hochaktuelles Werkzeug darstellt, um aktuelle Kolonialismen, Diskriminierungen und Machtverhältnisse aus der his-torischen und systematischen Tiefe der Kunstgeschichte heraus bis zur Gegenwartskunst und visuel-len Alltagsgestaltung zu reflektieren und dekonstruieren, um sie zu anderen Deutungsmustern der politischen Funktionen von Kunst und Künsten ins Verhältnis zu setzen.

Programm

Montag, 23. Mai 2022

14.00 – 14.15 Uhr
Joachim Kießling, stellv. Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz im BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik
Dr. Florian Pfeil, Weiterbildungszentrums Ingelheim
Begrüßung – Klärung der Erwartungen

14.15 – 14.45 Uhr
Michael Grabis, Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz
Prof. Dr. Sara Burkhardt, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Bundesvorsitzende des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik
Politische Bildungsaufgaben des Kunstunterrichts

14.45 – 15.45 Uhr
Prof. em. Peter Schubert, Technische Universität Dortmund
Prof. em. Dr. Dietrich Grünewald, Universität Koblenz-Landau
Clemens Höxter, Referent für Kulturelle Bildung im Bundesvorstand des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik
Von der Friedensbewegung zur Dekolonialisierung. 40 Jahre politische Aktualität der Ingelheimer Tagungen zu Bild und Politik

15.45 Uhr
Pause

16.00 – 17.00 Uhr
Prof. Dr. Kristin Marek, Hochschule für Bildende Künste Dresden
Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal
Postkoloniale Revisionen europäischer Kunst. Einleitung zum Thema

17.00 – 18.30 Uhr
Prof. Dr. Gabriele Werner, Weißensee Kunsthochschule
Den Kanon überschreiben – reicht das?
Eine Wegbeschreibung von Necati Oziris „Die Verlobung in St. Domingo – Ein Widerspruch“ bis zum Modèle Noir“ im Musée d'Orsay und zurück

18.30 Uhr
Abendessen

Dienstag, 24. Mai 2022

09.00 – 10.30 Uhr
Dr. Raphaèle Preisinger, Universität Bern
Kunstwerke als Verhandlungsräume der Macht im frühneuzeitlichen ‘globalen’ Heiligkeitsdiskurs

10.30 Uhr
Pause

11.00 – 12.30 Uhr
Prof. Dr. Victoria von Flemming, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Postkolonial gewendet – Rembrandts Bilder des Orientalen

12.30 Uhr
Mittagessen

14.00 – 15.30 Uhr
Prof. Dr. Bettina Uppenkamp, Hochschule für Bildende Künste Hamburg
Überlegungen zum Umgang mit den Spuren des Kolonialismus in der europäischen Kunst am Beispiel des ehemaligen Sklaven Johannes Eli-za Capitein

15.30 – 17.00 Uhr
Dr. Buket Altinoba, Universität Regensburg
Picturing the ‚Savage’. Die Büsten des Dr. Dumoutier (und die Firma der Gebrüder Bisson Paris)

19.30 Uhr
Abendessen

Mittwoch, 25. Mai 2022

09.00 – 10.30 Uhr
Dr. Silke Förschler, Universität Kassel
Zwei Vorschläge zur Korrektur des weißen Blicks in Ingres’ Gemälde Odaliske mit Sklavin (1839): Kultureller Bildtransfer und historische Kon-textualisierung

10.30 – 12.00 Uhr
Prof. Dr. Norbert Schmitz, Muthesius Kunsthochschule Kiel
Global Art: Freiheit und Machtpraxe

12.00 – 12.30 Uhr
Plenum und Perspektivdiskussion

12.30 Uhr
Mittagessen und Seminarende

Leitung:
Prof. Dr. Ulrich Heinen, Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr. Kristin Marek, Hochschule für Bildende Künste Dresden

Teilnahmegebühr:
EUR 115,00 mit Übernachtung im Doppelzimmer,
EZ-Zuschlag EUR 50,00
EUR 60,00 ohne Übernachtung
Fahrtkosten werden nicht erstattet
Der Teilnahmebeitrag wird gesplittet; 2/3 werden dem Seminar zugeordnet, 1/3 dient der institutionellen Kostendeckung.

Dieses Seminar ist unter der Nummer 22FNA00001 im Gesamtangebot des Pädago-gischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz (PL) enthalten, wird von der Hessischen Lehrkräfteakademie nach § 65 Hessisches Lehrerbildungsgesetz akkreditiert und wird in der Fortbildungssuchmaschine des Ministeriums für Schule und Weiterbildung in NRW angeboten und kann in NRW von den Schulen aus den Fortbildungsbudgets finanziert werden.
Das Seminar ist allgemein zugänglich.

Anmeldung: Anmeldung und alle aktuellen Informationen finden sich hier: https://www.wbz-ingelheim.de/fridtjof-nansen-akademie/veranstaltungen/decolonizing-art-history-zur-postkolonialen-revision-europaeischer-kunst/

Quellennachweis:
CONF: Decolonizing Art History (Ingelheim, 23-25 May 22). In: ArtHist.net, 21.04.2022. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/36453>.

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