Signaturentragende Artefakte. Schriften, Materialien, Praktiken im transkulturellen Vergleich
Signaturen sind Einschreibungen von Künstlern und Künstlerinnen in ihre Werke. Sie ermöglichen ihnen eine im Schreibakt realisierte, dauerhafte Präsenz und reflektieren als eine Form der Selbstartikulation unterschiedliche Künstlerkonzepte jenseits der Anonymität. Im Fokus des Kolloquiums stehen die signaturentragenden Artefakte selbst, die uns epochen- und kulturübergreifend in unterschiedlichen Gattungen und Medien, in den Bildkünsten wie in der Architektur begegnen und in verschiedenen Sprachen und Schriften ihre Produzenten nennen.
Die Forschung zu Künstlersignaturen hat das Spannungsverhältnis von Künstlerstatus, Künstlerdemut und – im Fall religiös bestimmter Objekte – Jenseitsvorsorge untersucht. Diesen Ansatz ergänzend sollen die für den SFB 933 „Materiale Textkulturen“ relevanten materialen, topologischen und praxeologischen Dimensionen exemplarisch von der Antike bis in das 16. Jahrhundert untersucht werden. Verändern sich Status und Wirkung von Artefakten, wenn sie Signaturen tragen? In welchem Verhältnis stehen ihr Material, ihre Funktion und ihr Gebrauch zu der Schrift und der damit verbundenen Präsenz ihrer Produzenten? Wie wirken sich Layout und Position der Signaturen auf deren (Un-)Sichtbarkeit aus? Sollten die Inschriften gelesen werden oder wirkten sie bereits durch ihr visuelles Erscheinungsbild? Können das Material und die Techniken, mit denen die Inschriften erstellt wurden, einen Eindruck vom technischen Know-how ihrer Hersteller vermitteln? Inwieweit spiegeln Sprache und Rhetorik das Bildungsniveau des Schreibers und der intendierten Rezipienten wider?
Aus einer Vielfalt der Objekte heraus fordert das Kolloquium zum transkulturellen Vergleich auf. Ziel ist, das Verhältnis von Material, Funktion und Gebrauch eines Artefakts zu der Schrift und die damit verbundene Präsenz seines Produzenten zu erhellen.
Tagungsort
Neue Universität, Universitätsplatz, 69117 Heidelberg, Hörsaal 7 (11. März) und Hörsaal 14 (12. März).
Der Vortrag von Frau Sturkenboom wird online gehalten unter dem Link:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZMkfu6orDwsG9HHuGAvFygidA500c4EKFlm
Organisation
SFB 933, TP A12: Präsenz des Künstlers. Mittelalterliche Artefakte mit Künstlerinschriften
In Kooperation mit TP A10, Prof. Dr. Nikolaus Dietrich und Dr. Johannes Fouquet: Schrift und Bild in der griechischen Plastik: Exemplarische Untersuchung am Beispiel Athens und Olympias von der Archaik bis in die Kaiserzeit
Kontakt
Mandy Telle M.A. mandy.telleuni-heidelberg.de
Prof. Dr. Rebecca Müller r.muellerzegk.uni-heidelberg.de
Programm
Freitag, 11. März
Neue Universität, Hörsaal 7
15.30 Begrüßung und Einführung
Rebecca Müller/Mandy Telle, Heidelberg
I Zur (Un-)Sichtbarkeit von Signaturen Moderation: Britta Hedtke, Heidelberg
15.45
Am Rande der Sichtbarkeit – Antike Edelsteine als Träger von Signaturen
Jörn Lang, Leipzig
16.30
Orate pro eo: Zum Verständnis der signaturentragenden Goldschmiedewerke des Hugo von Oignies
Mandy Telle, Heidelberg
Abendvortrag
18.15 ̶ 19.30
A Discreet Presence. Signed Artefacts from the Medieval Islamic Lands
Viola Allegranzi, Wien
Samstag, 12. März
Neue Universität, Hörsaal 14
II Präsenz der Signatur in Architektur und Skulptur Moderation: Nikolaus Dietrich, Heidelberg
9.00
Signierte griechische Plastik: Bildhauer und ‚ihr‘ Werk
Johannes Fouquet, Heidelberg
9.45
Signaturen in der Seldschukischen Architektur in Iran und Zentralasien (11. ̶ 12. Jahrhundert)
Imam Aghajani, Bamberg
10.30 ̶ 11.15 Kaffeepause
11.15
La competenza grafica di uno scultore medievale nella Toscana settentrionale: l'esempio di Biduino
Daniele di Giorgi, L'Aquila
III Signatur und Betrachter Moderation: Stephan Westphalen, Heidelberg
12.00
Authorship and Viewership at the Church of the Virgin Peribleptos in Ohrid
Ivan Drpić, Philadelphia
12.45̅ ̶ 14.00 Mittagspause
14.00
Momente der Irritation im Bild: Wenn Künstler sich ins Bildgeschehen einschreiben
Lisa Horstmann, Heidelberg
IV Signatur und Bild Moderation: Tobias Frese, Heidelberg
14.45
Töpfer- und Malersignaturen in der attischen Vasenmalerei: zur Stellung des Banausen (-Namens) auf der Vase
Nikolaus Dietrich, Heidelberg
15.30 ̶ 16.00 Kaffeepause
16.00 ONLINE-VORTRAG, Link s.o.
Was sagen Künstler über Artefakte aus? Persische Signaturen auf dekoriertem Papier aus China
Ilse Sturkenboom, München
16.45
The signature-inscriptions of gothic painters in Venice
Stefano Riccioni, Venedig
17.30
Abschlussdiskussion
Reference:
CONF: Signaturentragende Artefakte (Heidelberg, 11-12 Mar 22). In: ArtHist.net, Feb 19, 2022 (accessed Aug 2, 2025), <https://arthist.net/archive/35958>.