CONF Sep 27, 2021

Kulinarik als Gegenstand der Kulturvermittlung (Eggenburg, 15-17 Oct 21)

Krahuletz-Museum, Eggenburg, Österreich, Oct 15–17, 2021

Georg Geml

Über Essen spricht man nicht? Die Geschichte der Kulinarik als Gegenstand der Kulturvermittlung

Von 15.-17. Oktober 2021 finden in Eggenburg zum ersten Mal die Tage der Kochkultur statt. Das KochKulturMuseum lädt zu einer Tagung mit begleitenden Workshops und Führungen ein.

Gewissermaßen als Echo des Kochbooms in den Massenmedien ist in den vergangenen Jahren auch das Interesse an der kulinarischen Geschichte gestiegen. Immer mehr Museen bieten in ihren Vermittlungsprogrammen Kochkurse an, der ORF setzt auf seiner Facebook-Präsenz auf Clips von Kochshows aus den 1970er Jahren, unter den Schlagworten „traditionelle Wiener Küche“ und „Wirtshauskultur“ wird der Wunsch nach Tradition für Marketingzwecke eingesetzt, Blogs zum Thema erfahren regen Zulauf und backende Omas erzeugen mit ihren althergebrachten Rezepten nostalgische Gefühle.

Die Geschichte der Kochkunst stellt für die Geisteswissenschaft eigentlich einen Glücksfall dar, nicht nur wegen der möglichen methodischen Bandbreite, sich ihr zu nähern. Schließlich beschäftigt sie sich mit einem Thema, das jeden Menschen betrifft und zu dem die meisten Menschen einen starken Bezug haben. Das liegt auch daran, dass der menschliche Geschmackssinn in der Kindheit entscheidend geprägt wird und die Geschmackserinnerungen an das Essen von damals ein Leben lang mitschwingt. Viele Menschen können kochen, mal mehr, mal weniger ausgebildet, und tun es leidenschaftlich, wie der internationale Kochboom zeigt, der seit den späten 1990er Jahren auch hierzulande beständig lodert und sich immer weiter verzweigt, in Craft Beer-, Kaffee- oder Sauerteigansätze.

Die Voraussetzungen, Menschen für wissenschaftliche Erkenntnisse zu interessieren, sind also hervorragend. Wie allerdings wird dies gemacht? In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Herangehensweisen sich mit Fragen auseinanderzusetzen, wie die Kreisläufe der Lebensmittel in verschiedenen Phasen der Geschichte funktionierten, von der Beschaffung bis zur Zersetzung von Nahrung. Diese sind so unterschiedlich wie der jeweilige Hintergrund der Forschenden, sei es die Literatur- oder Sprachwissenschaft, Geschichte, Archäologie oder Kunstgeschichte. Ähnliches spiegelt sich auch bei interessierten Laien wider, die autodidaktisch am Thema forschen.


PROGRAMM:

FREITAG, 15.10.2021
16.00 Uhr
Kochkurs mit Archeomuse
Auf den Spuren der ältesten Kochgeheimnisse. Kochen wie im alten Mesopotamien

19.00 Uhr
Rezeption

20.00 Uhr
Führung mit Direktor Hans Tuzar
Kulinarische Schätze im Krahuletz-Museum


SAMSTAG, 16.10.2021
8.30 Uhr
Registrierung

9.00 Uhr
Georg Geml, KochKulturMuseum, Eggenburg
Begrüßung und Einleitung

9.30 Uhr
Eva Maria Mannsberger, Neusiedl am See
Aus einem niederösterreichischen Kochbuch aus dem Jahre 1623 des Krahuletz-Museums in Eggenburg

10.00 Uhr
Sonja Hofbauer und Agnes Schillo, IG14, Wien
Vom Scherben zum Schmausen. Kulinarisches reverse engineering

10.30 Uhr
Kaffeepause

11.00 Uhr
Thomas Stern, Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Die kulinarische Sammlung der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

11.30 Uhr
Szilvia Osváthné Krammerhofer, Storno Museum, Sopron
Storno-Küche. Ein leckeres Museumsprojekt (Englisch!)

12.00 Uhr
Felix Bröcker, Hochschule für Gestaltung, Offenbach
Das Essen spricht! Essen als Vermittlungsmedium zwischen Kunst und Küche

12.30 Uhr
Diskussion

13.00 Uhr
Mittagspause

14.30 Uhr
Kochkurs mit Jürgen Wolf
Kronländer-Küche, modern umgesetzt

14.30 Uhr
Kräuterwanderung mit Christine Grasl

16.00 Uhr
Führung mit Hans Tuzar und Georg Geml
Die geweste Gastronomie von Eggenburg

19.00 Uhr
Festvortrag mit Norbert C. Payr
„Endlich ham die Staana an Gschmack!“ (Christa Farka)
Die Römischen Essen im Gasthof zum lustigen Bauern in Zeiselmauer


SONNTAG, 17.10.2021
9.00 Uhr
Katharina Seidl, KHM Museumsverband, Schloss Ambras, Innsbruck
Schräge Rezepte. „…die seind guet allen Leuten zu essen wan sy schwach sind“

9.30 Uhr
Veronika Zwerger, Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus, Wien
„Küche der Erinnerung. Essen & Exil“. Ein Projektbericht in Bildern

10.00 Uhr
Ina Jessen, Universität Hamburg und Dieter Roth Museum
Vom Kochen und Vergehen. Zu Dieter Roths Lebensmittelobjekten und Ausstellungspraxis

10.30 Uhr
Kaffeepause

11.00 Uhr
Elisabeth Monamy, Archeomuse, Wien
Vergangenheit begreifbar machen. Experimentelle Archäologie für Groß und Klein

11.30 Uhr
Magdalena Burger, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Slavische Kulturgeschichte auf dem Teller. Das Projekt „Kulinarische Streifzüge durch das östliche Europa“

12.00 Uhr
Christina Jackel, KochKulturMuseum, Eggenburg
Ritteressen abseits der Ritteressensromantik. Ein mittelalterliches Hochzeitsmahl

12.30 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Johanna Weymann, Draiflessen Collection, Mettingen
Vermittlungsstrategien einer gesunden Ernährung in der volkssprachlichen neuzeitlichen Regimen sanitatis-Literatur

14.30 Uhr
Sarah Deichstetter und Ulrike Wagner, Stift Klosterneuburg
Viel Gesang und heitere Geselligkeit

15.00 Uhr
Marlene Ernst, Universität Salzburg, Fachbereich Geschichte/Gastrosophie
Barocke Kochkunst heute. Praxis- und vor allem bürgernahe Vermittlung von frühneuzeitlicher Esskultur

15.30 Uhr
Diskussion und Schlussresümee


Bitte melden Sie sich bis 13.10.2021 an bei: georg.gemlkochkulturmuseum.at

Reference:
CONF: Kulinarik als Gegenstand der Kulturvermittlung (Eggenburg, 15-17 Oct 21). In: ArtHist.net, Sep 27, 2021 (accessed Jun 18, 2025), <https://arthist.net/archive/34921>.

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