CONF 12.09.2021

Architekt:innen-Monographien (Wien, 23 Sep 21)

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 23.09.2021
Anmeldeschluss: 21.09.2021

Ruth Hanisch

Architekt*innen-Monographien. Potentiale, Grenzen, Alternativen
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11–13, 1. Stock, Raum 1.49–1.50, 1020 Wien

Architekt*innen-Monographien sind ein für den Wissenschaftsbetrieb der Architekturgeschichte selbstverständliches Publikationsformat. Selten hinterfragt, stellen sie eine spezielle Art der Narration mit konzentriertem Wissensgewinn zu Werk und Leben einer als relevant erachteten Persönlichkeit der Architektur dar. Sie besitzen zudem das Potential kanonbildend zu wirken.

Das Symposion, veranstaltet vom Forschungsbereich Kunstgeschichte des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraums der ÖAW und konzipiert von Ruth Hanisch (Dortmund), Richard Kurdiovsky (ÖAW), Bernadette Reinhold (Univ. für angewandte Kunst Wien) und Antje Senarclens de Grancy (TU Graz), geht unterschiedlichen Konstruktionen und Motivationen, den Quellen, Medien und Präsentationsformaten sowie der Definition und historischen Entwicklung von Architekt*innen-Monographien in Zentraleuropa nach. Diese werden durch ihre Autor*innen geformt und entstehen vor jeweils spezifischen soziokulturellen, politischen (ideologisch-nationalistischen), ökonomischen (förderungs- oder marketingtechnischen) und nicht zuletzt wissenschaftskulturellen Hintergründen.

Zentral ist die Frage nach der „Monographiewürdigkeit“, bei der Hegemonien zu Gender, Herkunft oder Religion wirksam werden: Wer erhält eine Monographie, wer wird bevorzugt, wer marginalisiert? Wie konstruieren wir unseren Kanon? Wer schreibt eine Monographie? Wie gehen wir mit den Selbstbildern der dargestellten Personen um? Wie mit der Beziehung zwischen Leben und Werk sowie den „blinden Flecken“, die im aktuellen Wissenschaftsdiskurs besonders relevant sind (etwa Sexualität, Krankheit, Antisemitismus, NS-Vergangenheit)?

Und wie kann die Architekturgeschichte vom „biographical turn“ der letzten Jahrzehnte profitieren und dabei das traditionelle „Heroendenken“ überwinden? Es gilt also, wirkmächtige, überkommene Narrative der Architekt*innen-Monographie kritisch zu hinterfragen und zugleich neue Potentiale auszuloten.

Anmeldung erforderlich bis 21. September 2021 per Mail an kunstgeschichteoeaw.ac.at unter Bekanntgabe, ob Sie persönlich oder virtuell teilnehmen werden.

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PROGRAMM

09.00–09.15 Begrüßung und Einleitung
Ruth Hanisch, Richard Kurdiovsky, Bernadette Reinhold und Antje Senarclens de Grancy

09.15–12.15 Definition, Geschichte, Medien
Moderation: Richard Kurdiovsky | ÖAW Wien

- Sarah Herbe | Paris Lodron-Universität Salzburg: Leben und Werk, Gattung und Geschichte: Zur Rolle der Biographie in der Literaturwissenschaft
- Elke Katharina Wittich | Leibniz Universität Hannover: Ein preußischer Raffael – Modelle monographischer Konstruktionen der frühen Kunstgeschichte am Beispiel Karl Friedrich Schinkels
- Herbert Karner | ÖAW Wien: Fischer von Erlach und Hans Sedlmayr – das Werk des Architekten im Bannkreis des Monographen

10.45–11.00 Kaffeepause

- Monika Platzer | Architekturzentrum Wien: Monographisch ausstellen. Ein Blick hinter die Praxis des AzW
- Astrid Graf-Wintersberger | Salzburg: Architekten-Monographien im Residenz Verlag

12.15–13.30 Mittagspause

13.30–15.45 Monographie und Geschlecht
Moderation: Bernadette Reinhold | Universität für angewandte Kunst Wien

- Sabine Plakolm-Forsthuber | TU Wien: Wer waren die Pionierinnen der österreichischen Architekturgeschichte und warum sind sie noch immer relativ unbekannt
- Sophie Hochhäusl | University of Pennsylvania: Memory, Biography, Historiography: Margarete Schütte-Lihotzky and the Architecture of Collective Dissidence
- Judith Eiblmayr | Wien: Bekannt oder unbekannt – wie Monographien unsere Architekturgeschichte schreiben
- Ruth Hanisch | Dortmund: Mehrfach gefiltert: Otto Wagner in Monographien

15.45–16.00 Kaffeepause

16.00–18.15 Leben, Werk, Politik – alternative Narrationen
Moderation: Antje Senarclens de Grancy | TU Graz

- Jindřich Vybíral | UMPRUM Prag: A Man with Many Talents and Artistic Struggle Against Materialism. Ferdinand von Feldegg's Monographs on Friedrich Ohmann and Leopold Bauer
- Henrieta Moravčíková | Slovak Academy of Sciences, Bratislava: Friedrich Weinwurm (1885–1942?). Writing a Biography of the Vanished Figure
- Waltraud Indrist | TU Graz: Hans Scharoun gegen den Strich gebürstet – Potentiale monographisch-kritischen Arbeitens
- Stefanie Kitzberger | Universität für angewandte Kunst Wien: Die „Privatisierung“ des Politischen. Zum Verhältnis von Leben und Werk bei Friedl Dicker-Brandeis

18.15–18.30 Pause

18.30–19.00 Abschlussdiskussion: die Zukunft der Architekt*innen-Monographie

Das detaillierte Programm finden Sie unter: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/Institute/INZ/img/forschung/Kunstgeschichte/Einladung_Architektinnen-Monographien.pdf

Quellennachweis:
CONF: Architekt:innen-Monographien (Wien, 23 Sep 21). In: ArtHist.net, 12.09.2021. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/34741>.

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