CFP 07.09.2021

Verzeichnetes Wissen: Catalogue raisonné (Zürich, 25–26 Nov 21)

Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich, 25.–26.11.2021
Eingabeschluss : 30.09.2021

Victoria Fleury, Cornelia Müller, Geraldine Wullschleger

Verzeichnetes Wissen. Herausforderungen, Grenzen und Zukunft des Catalogue raisonné

Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich
Konzept und Organisation: Victoria Fleury, Cornelia Müller, Geraldine Wullschleger
Lehrstuhl Moderne und zeitgenössische Kunst, Prof. Dr. Bärbel Küster
Unterstützt durch den Graduate Campus UZH

Der Workshop Verzeichnetes Wissen. Herausforderungen, Grenzen und Zukunft des Catalogue raisonné findet am 25. und 26. November 2021 am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich statt. Die Veranstaltung richtet sich an Nachwuchsforschende, die sich mit dem Aufbau eines Werkverzeichnisses auseinandersetzen, oder sich auf der theoretischen Ebene mit entsprechenden Fragen beschäftigen. Der Anlass bietet fortgeschrittenen Master-Studierenden, Promovierenden und Personen mit kürzlich abgeschlossenen Dissertationen die Möglichkeit, sich gemeinsam auszutauschen sowie geplante und laufende Projekte unter Einbezug von Expert:innen zu diskutieren.

Als systematische und im Idealfall vollständige Dokumentation eines künstlerischen Œuvres ist der Catalogue raisonné eines der wichtigsten Instrumente kunsthistorischer Grundlagenforschung. So liefern die im Rahmen eines Œuvrekatalogs nach klaren Vorgaben einheitlich erfassten Angaben die Basis für weiterführende Werkstudien, wie auch für grösser angelegte Untersuchungen zu Leben und Werk der jeweiligen Künstler:in, oder für personenübergreifende kunsthistorische Abhandlungen. Ermöglichen und erleichtern die standardisierten Strukturen des Werkverzeichnisses einerseits den Zugang zu Informationen, stellen diese andererseits seine Verfasser:innen vor komplexe Herausforderungen taxonomischer Art.

Die zu lösenden Fragen betreffen den Aufbau aber auch den Inhalt eines Catalogue raisonné, sind mannigfaltig und stellen sich insbesondere dann, wenn die zu verzeichnenden Arbeiten nicht dem traditionellen Werkbegriff entsprechen. Die Vorstellung vom singulären, materiell existierenden und in sich abgeschlossenen Objekt als Gegenstand der Kunstgeschichte war nicht nur historisch gesehen grundlegend für die Ausformulierung dieses Genres der Kunstliteratur. Noch heute prägt sie die Definition des Catalogue raisonné, die dazugehörigen praktischen Leitfäden und somit auch die entsprechenden Publikationen. Im Hinblick auf die radikal neuen Kunstauffassungen der Avantgarden aber auch angesichts der zeitgenössischen künstlerischen Entwicklungen seit Mitte des 20. Jahrhunderts eröffnet sich die Frage nach der Aktualität und den Grenzen dieses für die Kunstgeschichte grundlegenden Dokumentations- und Forschungsinstruments, sowie das Bedürfnis über mögliche Erweiterungen und allfällige Alternativen zu diskutieren.

Der Workshop soll deshalb folgende Fragen aufnehmen: Was sind die Möglichkeiten, Kunst jenseits von Bild und Skulptur zu verzeichnen? Was sind die Voraussetzungen und Herausforderungen des Vorhabens, handlungs- respektive raum- und zeitbasierte Werke der Kunst im Rahmen eines Werkverzeichnisses zu katalogisieren und was für Strategien können hier ins Spiel gebracht werden? Wie kann damit umgegangen werden, wenn ein künstlerisches Œuvre jegliche medialen Grenzen oder Kunstvorstellungen sprengt, wenn die Werkränder zu undeutlich sind oder die schiere Menge eines Gesamtwerkes nicht zu bewältigen ist? Wie lassen sich solche Œuvres in ihrer vollen Komplexität sichtbar machen? Wo liegen die Grenzen, einen Werkkörper im Rahmen eines Catalogue raisonné zu erfassen? Können Alternativen, wie sich ein Konvolut stattdessen bspw. über Materialien, künstlerische Techniken und Strategien ordnen und strukturieren lässt, taxonomisch begründet werden? Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach den digitalen Formen des Verzeichnens, wie auch nach dem Lebenszyklus der Daten. Wie können diese gesammelt, strukturiert und für andere Forschende langfristig nutzbar gemacht werden? Und was sind die Möglichkeiten, individuelle Forschungsleistung und Infrastrukturen verknüpfbar und zugänglich zu machen? Die hier am Beispiel des Catalogue raisonné aufgeworfenen Fragen betreffen nicht nur klassische Forschungsinstrumente wie das Werkverzeichnis, sondern auch den Aufbau digitaler Datenbanken als auch das Archiv und reichen bis hin zur Zukunft der Informationsveröffentlichung in der Kunstgeschichte.

Mögliche Fragestellungen und Beiträge können sich auf folgende Themen beziehen:
- Theorien, Strategien und Praktiken des Verzeichnens
- Kunst jenseits von Bild und Skulptur verzeichnen
- Dokumentation von handlungs-, raum- oder zeitbasierten Künsten
- Grenzen und erweiterte Strategien des Verzeichnens
- Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Catalogue raisonné
- Kritische Untersuchung des Catalogue raisonné als Informationsquelle
- Digitale Werkverzeichnisse und Datamanagement
- Verknüpfung und Zugänglichkeit von Infrastrukturen und individueller Forschungsleistung

Interessierte Teilnehmer:innen werden darum gebeten, ein kurzes Abstract der vorgeschlagenen Präsentation (max. 1 Seite, 3000 Zeichen) sowie einen kurzen Lebenslauf und Kontaktdetails bis zum 30.09.2021 an die Emailadresse (verzeichneteswissenkhist.uzh.ch) zu senden. Für die individuellen Vorträge werden pro Person 30 Minuten eingerechnet (20 Min. Sprechzeit + 10 Min. Diskussion) und können auf Deutsch, Französisch oder Englisch gehalten werden.

Quellennachweis:
CFP: Verzeichnetes Wissen: Catalogue raisonné (Zürich, 25–26 Nov 21). In: ArtHist.net, 07.09.2021. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/34654>.

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