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GAM.07, die nächste Nummer des Grazer Architektur Magazins, erscheint im
Herbst 2010. GAM ist die offizielle Publikation der Architekturfakultät der
Technischen Universität Graz. Der Hauptteil jeder Nummer von GAM ist aber
nicht der Selbstdarstellung unserer Universität, sondern dem international
offenen Diskurs über ein spezifisches Thema gewidmet. Das Thema von GAM.07
ist Zero Land¬scape. Es können und sollen sich AutorInnen aus der ganzen
Welt in Wort und Bild daran beteiligen. GAM versteht sich als Bühne, auf der
kontroverse Positionen in der aktuellen Architekturdebatte auf hohem Niveau
dargestellt werden und fördert den seriösen Diskurs über Architektur über
kulturelle Grenzen, aber auch über die Grenzen des Fachs hinaus.
Autorenbeiträge können aus Texten (in deutsch oder englisch), Bildern und
Plänen bestehen. Unser mit internationalen Experten besetzter
Redaktionsbeirat sucht unter den Einreichungen die besten aus und bürgt für
deren hohe Qualität. GAM wird in einem klar gegliederten, buchähnlichen
Layout auf hochwertigem Papier und in Farbe gedruckt und vom Springer Verlag
Wien/New York international vertrieben.
AutorInnen, die sich mit einem Beitrag zum Thema Zero Landscape für die
nächste Nummer von GAM bewerben möchten, werden gebeten, schon frühzeitig
mit der Redaktion in Verbindung zu treten (gamtugraz.at). Hinweise zu
Layout, Eingabe- und Copyright- Bestimmungen sind unter:
http://gam.tugraz.at zu finden.
Einreichschluss für Abstracts ist der 1. März 2010.

Zum Heftthema von GAM.07: ZERO LANDSCAPE
Unfolding active agencies of landscape

Mit der 7. Ausgabe eröffnet GAM zu gegebenem Anlass einen anderen
Blickwinkel auf Landschaft und Umwelt: Gegenwärtig besetzen und verändern
wir mit zunehmender Geschwindigkeit und Intensität die Lebensräume und
Habitate, die uns auf diesem Planeten zur Verfügung stehen. Stadt,
Agglomeration und Gesellschaft agieren bei dieser Betrachtung auf der
Oberfläche des Planeten. Natur und Landschaft werden bedrängt, reduziert und
oft marginalisiert. Für GAM.07 wird Umwelt und Landschaft als der
vermeintlich passive Hintergrund dieser Tendenz kurzum zum Protagonisten
erhoben - denn nicht nur die Stadt, die als vorrangiger Lebensraum des 21.
Jahrhunderts prognostiziert wird, verändert die urbanen Lebensräume und
Habitate dieses Planeten. Vielmehr ist abzusehen, dass der Klimawandel, im
Zusammenspiel mit der Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, als
auch der immense Bedarf an erneuerbaren Energien gravierend auf die
Gestaltung künftiger Gesellschaften einwirken wird. Wir legen unser
Augenmerk also auf eine Entwicklung, in der die uns umgebende Landschaft -
natürlicher wie anthropogener Prägung - selbst zum Anlass und Impulsgeber
massiver gesellschaftlicher Transformation wird, zum generativen Ort, Medium
und Diskurs - zum active agent innerhalb künftiger Entwicklungen.
Am 6. April 2007 schließlich - nach Genese in einer lebendigen
wissenschaftlichen Debatte - gelangte diese Erkenntnislage eruptionsartig in
die Sphäre unseres kollektiven Bewusstseins: Mit der Veröffentlichung des 4.
Berichts des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen IPCC, war
erstmals eine kritische Masse an wissenschaftlichem Konsens über
Auswirkungen, Anpassung und Anfälligkeit zu Klimawandel erreicht, um
folgenschwer neue Bezugskoordinaten einzufordern: Denn nun gilt es, die so
lange verteidigte Externalisierung menschlicher Aktivität in Bezug zu
natürlichen Systemen und zu planetaren Ökosphären-Landschaften grundsätzlich
zu hinterfragen.
Sprichwörtlich über Nacht erreichte diese Erkenntnis eine Publizität, wie
sie in ihrer globalen Verbreitung bis dato undenkbar war. Mit dem parallelen
Eintritt in die politische Sphäre und unterstützt durch immense
Medienaufmerksamkeit wurde das lange so idealisierte Bild von Natur als
außerhalb unseres Kulturraums existent, ja diesem sogar dialektisch
gegenüberstehend, nun mit dem Versagen dieser konstruierten Dichotomie
konfrontiert. Nach jahrzehntelangem akademischem Diskurs folgt nun die
kollektive Erkenntnisbildung, dass Natur fortan kaum mehr außerhalb des
gesellschaftlichen Handlungsraums als das Andere der Kultur
Gegenüberstehende dargestellt werden kann.
GAM ist davon überzeugt, dass dieser Moment der gesellschaftlichen
Bewusstwerdung und Debatte eine anbrechende Periode profunder Veränderungen
markiert. Fast ist es als bedürfen wir der aktuellen Beweisführung, um
möglicherweise einen Nullpunkt besonderer Art zu orten: Bis in die letzten
Winkel unseres Planeten sind anthropogene Einwirkungen nachweisbar. Erstmals
im Laufe der menschlichen Evolution scheint es möglich davon zu sprechen,
dass es keine Natur mehr gibt, wie wir sie bisher gedacht haben - sondern
nur noch kontinuierliche Landschaft als evolutionäres Produkt unserer
Zivilisation - ZERO LANDSCAPE.
In GAM.07 stehen nun die praktischen, sozio-ökologischen und politischen
Auswirkungen von einer Zeit nach der Natur zur Debatte. ZERO LANDSCAPE steht
für die Absicht, Landschaft als Idee zu entwickeln, als verbindendes Medium
oder Linse, durch die eine kritische Auseinandersetzung mit den skizzierten
gesellschaftlichen Herausforderungen und Anliegen neu erfasst werden kann.
Durch diese Linse betrachtet gerät ein zutiefst performatives Attribut von
Landschaft in das Blickfeld von GAM.07: Landschaft, gedacht als active
agent.
Mit einem Fokus auf das Spektrum ihrer Agency soll das
schöpferisch-generative Potential von Landschaft - in ihrer Gleichzeitigkeit
als Plattform (Idee/Kultur) und Materie (Raum/Ökologie) - als künftige
kulturelle Praxis erkundet werden. In diesem Sinne kann Landschaft für die
bevorstehenden gesellschaftlichen Transformationen als ein Dispositiv
wirken.
Mit dieser strategischen Positionierung von Landschaft verbindet sich die
Erwartung, künftige Prozesse und Handlungsanleitungen für eine Interaktion
von nachhaltigem, ökologisch induktivem Denken und Gesellschaft zu
entwickeln bzw. freizulegen. Dabei verlagert sich unsere Auffassung von
Landschaft als Produkt oder indexikalischem Zeichen von Kultur hin zu ihrer
aktiven Rolle in Handlungsketten, die selbst Kultur erzeugen und dabei
Landschaftsdenken als kulturelle Praxis etablieren. Landschaft als
komplementäres und autopoietisches System legt dabei die diskursive
Grundlage für eine Co-Evolution: ein kulturelles Amalgam zwischen
Gesellschaft und Ökologie. GAM.07 stellt sich daher die Frage, inwiefern
Natur und Landschaft, deren Ökologie und Dynamik, sowie unser Verständnis im
Umgang mit ihnen, dann womöglich lebenspraktisch verankert werden können, um
zu einem integralen Teil unserer gesellschaftlichen Ambitionen und
Entscheidungen zu werden. In welchem Umfang hierbei die Idee einer
bereichernden kulturellen Ökologie die Praxis unserer Gesellschaft
durchdringen wird, oder die Ökologisierung unserer Gesellschaft doch eher
einer rein politisch-technokratischen Ökonomie folgt, scheint noch offen.
Am Wendepunkt eines nach dem IPCC-Bericht unausweichlichen ökologischen
Handlungszwangs bittet GAM.07: ZERO LANDSCAPE um Einsendungen, die den
systemischen und autopoietischen Potentialen von Landschaft jenseits der
traditionellen Grenzen disziplinärer, professioneller und diskursiver
Sphären nachspüren. Unser Interesse richtet sich auf die ganze Bandbreite
neuer Ökologien zwischen Men¬schen, Natur, Technologie und Lebenspraxis
innerhalb des Innovationsfeldes Landschaft.

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GAM.07, the next issue of the Graz Architecture Magazine, will be published
in autumn 2010. GAM is the official publication of the Faculty of
Architecture at Graz University of Technology. The main part of each issue
of GAM will not, however, be the promotion of our faculty, but instead will
be given over to internationally open discourse of a specific theme. The
theme of the next issue will be Zero Landscape. Authors from all over the
world are invited to contribute through writing and images. GAM aims to be a
stage on which controversial viewpoints that are the subject of current
architectural debate are presented at a high level, thereby fostering
serious discussion on architecture reaching beyond cultural borders and
indeed the boundaries of the discipline itself.
Authors' contributions may consist of texts (in German or English), images
and plans. Our editorial board of international experts will support the
editors in the peer-reviewing process to ensure GAM's high level of quality.
GAM is published in a clearly structured book like layout on top-quality
paper in color, and sold and distributed interna¬tionally by Springer
Vienna/New York.
Authors who would like to submit a manuscript for GAM's next edition are
asked to contact the editors as soon as possible (gamtugraz.at). More
information on layout, manuscript and copyright regulations is available on
this website at http://gam.tugraz.at/.
Deadline for abstracts is March 1st,
2010. On the theme of GAM.07: ZERO LANDSCAPE Unfolding Active Agencies of
Landscape

In the light of recent events, the 7th issue of GAM addresses a different
perspective on landscape and the environment: With increasing speed and
intensity, we are occupying and transforming the habitats at our disposition
on this planet. Within this observation, society with its tendency towards
urban agglomeration is the active player on the planet's surface. Nature and
landscape are besieged, reduced and often marginalized.
For this edition of GAM.07, landscape and the environment, perceived as the
seemingly passive background to that tendency, are elevated to the status of
a protagonist - for it is not only the city, forecast to be the predominant
anthroposphere of the 21st century, which is changing the habitats this
planet provides. In fact, it can be anticipated that climate change, in its
interaction with the supply of food and raw materials, paired with an
immense demand for renewable energy, will have a serious impact on the
shaping of future societies. We are thus turning our attention to a
development which is transforming the landscape that surrounds us - both
natural and man-made - into occasion and instigator of massive social
transformation, becoming a generative site and medium - an active agent
within future developments. On April 6th 2007, after rumbling below the
surface of scientific debate for some time, this awareness finally erupted
into the sphere of our collective consciousness: With the publication of the
4th report by the Intergovernmental Panel on Climate Change, the scientific
consensus on the effects of climate change and our susceptibility and
reactions to it reached critical mass and, momentously, triggered off a
demand for new points of reference: Now, the longdefended externalization of
human activity in relation to natural systems and the landscape of our
Planet's ecosphere has to be fundamentally called into question.
Literally overnight, this recognition attained a degree of publicity
previously inconceivable in its globalization. With the simultaneous arrival
of that awareness at the political realm and supported by enormous media
attention, the long-idealized image of nature as existing outside our
cultural sphere, or even dialectically opposed to it, was confronted with
the failure of that artificial dichotomy. After decades of academic debate,
now a collective realization is on its way where nature can no longer be
represented as the Other, outside the domain of society and opposed to
culture and civilization. GAM is convinced that this moment of realization
marks the dawn of an era of profound changes. It is almost as if we needed
this present body of evidence to drive us towards a point zero of some kind.
As of now, anthropogenic influences are detectable right into the furthest
recesses of our planet, and for the first time in the course of human
evolution it appears possible to assert that on this planet there is no such
thing as nature as we knew it, but only continuous landscape as an
evolutionary product of our civilization - ZERO LANDSCAPE.
In GAM.07, our debate will range around the practical, socio-ecological and
political effects of an age after nature. ZERO LANDSCAPE, marks the
conceptual opportunity in which landscape can be developed as an idea, as a
connecting medium, or lens through which a critical re-examination of the
challenges and concerns for society can take place. Seen through that lens,
a profoundly performative attribute of landscape moves into the focus of
GAM.07: landscape as active agent. In focusing on the spectrum of its own
inherent agency, it is the aim of deploying the creative, generative
potential of landscape in its simultaneity as a platform (idea/culture) and
material (space/ecology) as future cultural praxis. In this sense, landscape
can act as apparatus or dispositiv in the impending social transformations.
This strategic positioning of landscape then becomes linked with the
aspiration to illuminate future processes and develop guidelines for
interaction between sustainable, ecologically inductive thinking and
society.
Here, our attention shifts from landscape as a mimetic product or indexical
sign of culture to an active force within cultural operations to establish
landscape thinking as a cultural praxis. Landscape as a complementary and
autopoietic system thus lays the foundation for co-evolution: a cultural
amalgam of society and ecology. GAM.07 therefore examines the extent to
which nature and landscape, their ecology and dynamics, and our
understanding in our association, can then become anchored in the praxis of
life, making them a more integral component of our social ambitions and
decisions. The extent to which such an enriching concept of a cultural
ecology can be implemented in our society, and that to which the
ecologization of our society will tend to follow purely
political-technocratic economics, remains to be seen. At the turning point
where ineluctable compulsion to ecological action comes to bear, GAM.07:
ZERO LANDSCAPE calls for contributions which seek to trace the systemic and
autopoietic characteristics of landscape beyond the traditional borders
between disciplinary, professional and discursive realms. With this
potential for disciplinary diversity, attention is directed to the entire
expanse of future ecologies comprising humankind, nature and technology
within the innovative field of landscape.