"SkulpturenOrte"
Internationales Kolloquium zur Verortung von Skulptur
25. bis 27. November 2009
Liebieghaus Skulpturensammlung
Den Schlusspunkt der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 100-jährigen
Bestehens der Liebieghaus Skulpturensammlung bildet ein wissenschaftliches
Kolloquium, das sich mit der unterschiedlichen Verortung von Bildwerken
von der Antike bis zur Gegenwart beschäftigt. Bei dieser
Auseinandersetzung mit Skulptur wird nicht nur die tatsächliche
Platzierung eines Objektes etwa an Fassaden oder auf Plätzen und die damit
zusammenhängende Funktion betrachtet, sondern ebenso die psychologische
Verankerung von Skulptur in der Gesellschaft.
Das Kolloquium gliedert sich in vier Sektionen, die sich mit
unterschiedlichen Gesichtspunkten der Verortung von Skulptur
auseinandersetzen. Diskutiert werden die Sichtbarkeit von plastischen
Bildwerken, ihre Abhängigkeit vom jeweiligen Aufstellungsort, die Frage
nach Funktion und Funktionsverlust von Skulptur im öffentlichen Raum sowie
das Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Skulptur.
Bildwerke - gleich ob älteren oder neueren Datums - kämpfen heute vielfach
mit einem Akzeptanz- und Rezeptionsproblem. In der Antike, im Mittelalter
und in der Neuzeit war die Gattung gesellschaftlich hoch angesehen und
funktional eng in den kulturellen Alltag eingebunden. Figuren bildeten
einen festen Bestandteil des religiösen und herrschaftlichen Kultes, der
Gestaltung profaner und sakraler Gebäude sowie privater und öffentlicher
Räume, Plätze und Gärten. Im 19. Jahrhundert jedoch setzte ein Wertewandel
ein. Divergierende Vorstellungen über Sinn und Ästhetik trafen
aufeinander. Unvereinbare künstlerische Auffassungen, ideologische
Forderungen und gesellschaftliches Verständnis führten schließlich zum
Bedeutungsverlust der ehemals hoch angesehenen Gattung, eine Entwicklung,
die im 20. Jahrhundert mit dem Bauhaus und der abstrakten Nachkriegskunst
ihre Fortsetzung, im Wettstreit moderner Architektur und Skulptur sogar
eine Forcierung gefunden zu haben scheint. Die daraus resultierenden weit
verbreiteten Ressentiments gegenüber der plastischen Kunst sind heute
stärker denn je zu spüren. Das betrifft keineswegs ausschließlich
zeitgenössische Ausprägungen plastischen künstlerischen Schaffens. Es
betrifft nicht minder die Sammlungsbereiche alter Bildhauerkunst in den
Museen, wobei das aktuelle gesellschaftliche Interesse an antiken oder
ägyptischen Skulpturen Hoffnung gibt, dass zukünftig auch spätere
historische Zeugnisse der Bildhauerkunst - etwa aus dem Mittelalter, dem
Barock oder der Aufklärung - erneut stärkere Resonanz finden mögen.
Alle Vorträge sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das Kolloquium wird gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung.
Programm
Mittwoch, 25. November
9.30 Uhr Begrüßung: Max Hollein, Direktor Städel Museum, Liebieghaus
Skulpturensammlung und Schirn Kunsthalle
9.45 Uhr Einführung: Stefan Roller, Liebieghaus Skulpturensammlung
Sektion 1: Sichtbarkeit von Skulptur
10.00 Uhr Wächter über der Stadt oder unnütze Figuren? Bauplastik, die
keiner sieht
Christian Freigang, Goethe-Universität, Frankfurt am Main
11.00 Uhr Vom Verhüllen und Enthüllen gotischer Madonnen
Johannes Tripps, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig
12.00 Uhr Kaffeepause
Sektion 2: Die Skulptur in ihrer Abhängigkeit vom Ort: Bedeutungsorte (1.
Teil)
12.15 Uhr Zu den im 6. Jh. v. Chr. Auf die Athener Akropolis geweihten
Skulpurengattungen
Andreas Scholl, Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.
13.15 Uhr Mittagspause
14.45 Uhr Zu den Kriterien der Ortswahl für Ehrenstatuen auf Delos
Jochen Griesbach, Ludwig-Maximilians-Universität München
15.45 Uhr Standortforschung als kunsthistorische Aufgabe. Überlegungen zu
Beispielen aus dem Nürnberg des 15. Jahrhunderts
Gerhard Weilandt, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Karlsruhe
16.45 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Der Rovere-Plan. Grabmalstrategien Julius II. vor dem
Julius-Grabmal
Philipp Zitzelsperger Humboldt-Universität, Berlin
18.00 Uhr Der Apostelzyklus im Langhaus der Lateransbasilika. Fundraising
und Sponsoring im Rom des frühen 18. Jahrhunderts
Frank Martin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Potsdam
Donnerstag, 26. November
Sektion 2: Die Skulptur in ihrer Abhängigkeit vom Ort: Bedeutungsorte (2.
Teil)
9.00 Uhr Zur politischen Kontextualisierung des Werks von Jean-Antoine
Houdon in Russland
Christoph Frank, Università della Svizzera italiana, Mendrisio
10.00 Uhr Leere Sockel und entführte Statuen. Canovas Perseus und der
Beginn der Heimatlosigkeit plastischer Bildwerke
Johannes Myssok, Kunstakademie Düsseldorf
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Wilhelm von Humboldt und die Skulpturen in Schloss Tegel
Ulrich von Heinz, Berlin
Sektion 3: Funktion und Funktionsverlust. Skulptur im öffentlichen Raum
12.15 Uhr Delphi. Ein Heiligtum und seine Bilder
Vinzenz Brinkmann, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt
13.15 Uhr Mittagspause
14.45 Uhr Alternative Ansichten. Zur Betrachtung der Skulptur auf den
Kaiserfora Roms
Richard Neudecker, Deutsches Archäologisches Institut, Rom
15.45 Uhr Die Rathausfiguren und der Fischkastenbrunnen in Ulm.
Mittelalterliche Skulptur als politisches Zeugnis
Stefan Roller, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt
16.45 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Zur Mutation einer Skulptur. Käthe Kollwitz' Pietà. Von der
privaten Trauerarbeit 1937/38 zum nationalen Denkmal 1993
Eva Mongi-Vollmer, Städel Museum, Frankfurt
18.00 Uhr Zum Stand der Kunst im öffentlichen Raum am Fallbeispiel Hannover
Thomas Kästle, Hannover
Feitag. 27. November 2009
Sektion 4: Skulptur und Architektur. Ein konstruktives Spannungsfeld?
9.00 Uhr Wie die Skulptur ein Ärgernis werden konnte
Stefan Grohé, Universität Köln
10.00 Uhr Architektur oder Skulptur? Grenzformen dreidimensionaler Formgebung
im 20. Jahrhundert
Ulrich Schneider, Schloss Gottorf, Schleswig
11.00 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Architektonische Skulptur. Vom Konstruktivistischen Modell zur
Weißenhofsiedlung
Ursula Grzechca-Mohr, Städel Museum Frankfurt
12.15 Uhr Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon. Die Baushausarchitektur
und die Folgen für die Skulptur
Friedrich Meschede, Museu d'Art Contemporani, Barcelona
13.15 Uhr Ende der Tagung
Medienpartner: VGF-Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main, Frankfurter
Rundschau
Kulturpartner: hr2 kultur
Ort: Liebieghaus Skulpturensammlung, Schaumainkai 71,
60596 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Di, Fr-So 10.00-18.00 Uhr, Mi und Do 10.00-21.00 Uhr,
Montag geschlossen, Information: www.liebieghaus.de, infoliebieghaus.de,
Telefon:
+49(0)69-650049-0,
Fax:+49(0)69-650049-150
Eintritt ins Museum: 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Familienticket 14 Euro,
freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre
Projektleitung: Dr. Stefan Roller, Kurator der Abteilung Mittelalter
Ansprechpartner: Eva Maria Breisig M.A.: breisigliebieghaus.de; Tel:
069-650049158
Quellennachweis:
CONF: SkulpturenOrte Liebieghaus (Frankfurt, 25-27 Nov 09). In: ArtHist.net, 22.11.2009. Letzter Zugriff 12.08.2025. <https://arthist.net/archive/32063>.