CFP May 12, 2009

Wissenschaft im Museum / Science in Museum (Tuebingen, 8-9 Apr 2010)

Margarete

Call for paper
(english version below)

Wissenschaft im Museum - Ausstellung im Labor
Gemeinsame Tagung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung,
Berlin und dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische
Kulturwissenschaft, Universität Tübingen

08.-09. April 2010, Universität Tübingen

Das Wissenschaftsmuseum wird gemeinhin als ein Ort anerkannt, an dem
Geschichte und aktuelle Aspekte der (Natur-)Wissenschaften behandelt
und in Dauerpräsentationen und Wechselausstellungen dargeboten werden.
Prominente Beispiele sind das Deutsche Museum in München, das Deutsche
Hygiene-Museum in Dresden oder das Science Museum in London. Daneben
sind seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Museen aufgebaut worden, die
in direktem Zusammenhang mit einem bestimmten, meist durch seine
Forschungen bekannten Wissenschaftler stehen wie das Darwin-Museum in
Moskau, das Freud Museum in London, das Roentgen-Museum in Remscheid,
das Pathologische Museum in Berlin, oder das Phyletische Museum in
Jena. Ein genauer Blick auf diese Häuser zeigt, dass es hier feine,
aber wichtige Unterschiede gibt: Zum einen handelt es sich um Museen,
die in Gedenken an Wissenschaftler eingerichtet wurden und nicht
selten ihre Wohn- und Arbeitsräume zum Ausgangspunkt musealer
Präsentationen nehmen. Daneben existieren solche Museen, die dezidiert
die Arbeiten und Entdeckungen von Wissenschaftlern zum Ausgangspunkt
nehmen, gleichzeitig aber auch versuchen ihre Theorien in aktuelle
Bezüge zu stellen. Schließlich ist eine dritte Kategorie zu benennen,
in der Ausstellungen von Wissenschaftlern selbst aktiv betrieben,
begründet und eingerichtet wurden. Diese drei Kategorien sollen
vergleichend in den Blick genommen werden.
Wurde in den letzten Jahren vermehrt das Augenmerk darauf gerichtet,
welchen zentralen Stellenwert Museen in der geistes-, wie
naturwissenschaftlichen Forschungslandschaft besitzen, soll die
geplante Tagung die Perspektive verkehren und danach fragen, welche
Präsentationspraktiken aus den Museen und Ausstellungen in die
Wissenschaftsräume diffundierten. Kurz gesagt: Neben die Forschung im
Museum tritt die Ausstellung im Labor. Als prominentes Beispiel kann
der Ausstellungsraum Vladimir Bechterevs angesehen werden, der Anfang
des 20. Jahrhunderts in seinem psycho-physiologischen Labor in Sankt
Petersburg ein ganzes Stockwerk der Ausstellung seiner Apparate und
Versuchsaufbauten widmete. Aber auch das Phyletische Museum in Jena
entstand in enger Verknüpfung mit den Darstellungspraktiken und
Arbeitsweisen des Biologen Ernst Haeckel. In welchem Verhältnis stehen
solche Ausstellungsräume zu den an den Universitäten üblichen
Lehrmittelsammlungen? Welche gemeinsamen Praktiken wie etwa der
Modellbau wurden gepflegt?
Ein Schwerpunkt der Tagung soll auf der Differenz zwischen
Arbeitspraxis und Ausstellungspraxis liegen. These ist, dass der
Gegenverkehr von Praktiken zwischen Museum und Labor nicht nur auf der
Ebene der Repräsentation stattfindet, sondern ebenso auf der Ebene der
Wissensproduktion. Das Ausstellen von wissenschaftlichen Objekten ist
genauso historischen Wandlungen unterworfen, wie die
wissenschaftlichen Objekte selbst. Mehr noch - das Ausstellen von
Wissen ist nicht als Repräsentation von diesem Wissen unterscheidbar.
Es ist Teil seiner Produktion.
Die Tagung wird die Darstellung, Ausstellung und Musealisierung von
wissenschaftlichen Objekten in seiner historischen wie aktuellen
Dimension herausarbeiten. Während der erste Schwerpunkt der Tagung die
"Ausstellung im Labor" thematisiert, soll der zweite Schwerpunkt den
Auswirkungen einer "longue durée" der Präsentationspraktiken gewidmet
werden, die auch heute noch unseren Wissenschaftsalltag bestimmen.
Wieviel Museum steckt in der Wissenschaft?

Titel und Abstract bitte bis 15. Juni an
Margarete Vöhringer
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstrasse 18
10117 Berlin
voehringerzfl.gwz-berlin.de

Anke te Heesen
Luswig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Universität Tübingen - Schloss
Burgsteige 11
72070 Tübingen
anke.te-heesenuni-tuebingen.de

Science in Museum - Exhibition in Laboratory
Joint conference of the Center for Cultural and Literary Studies
Berlin and the Institute for European Ethnology, University of Tübingen

08.-09. April 2010, Universität Tübingen

Usually, Science Museums are places where the history and meaning of
science is on display and explained by permanent and temporary
exhibitions. Prominent examples are the "Deutsches Museum" in Munich
or the "Science Museum" in London. Beside these canonical
institutions, another kind of museum has been established from the
19th century onwards, namely those which are prominently connected to
a single scientist like the "Darwin Museum" in Moscow or the "Freud
Museum" in London. Looking carefully at these museums, we discover a
range of different aspects and discrepancies to the former type: while
the former type deals with scientific stands within the various
disciplines, the latter has usually been errected to commemorate the
person of the scientist or to explain the work of a scientist by
following up his or her theories into the present. Finally, a third
kind comes to mind, that is a museum which was set up by the scientist
himself. Those three categories will be in center of discussion.
Recent years saw the rise of a new sensibility to the question of how
the idea and institution of the museum not only hosts research, but
also contributes to the research of the "hard" as well as the "soft"
sciences. This conference wants to turn around this fruitful
perspective - how much science is in a museum - to the question of how
much (and which parts) of the museum, or its practices of presentation
and display, is influencing laboratory work. A prominent example of
this new perspective is the exhibition space of the Russian
physiologist Vladimir Bechterev. At the beginning of the 20th century
he arranged and exhibited his laboratory equipment in several rooms of
his physiological laboratory in St. Petersburg. Another example would
be the "Phylogenetisches Museum" in Jena, planned by Ernst Haeckel,
parallelising aesthetic and scientific interests. How do these
arrangements communicate with other collections like teaching
collections in universities? Which practices, for example model
making, do they have in common? Do presentation practices have a
"longue durée"? Do our poster sessions today come from these
installations in the laboratory?
To answer these and other questions, we will concentrate on the
relationship between scientific practices and presentation practices
in the laboratory. Our assumption is, that this two-way relation is
not only part of scientific representation, but also shows
epistemological processes. Exhibitions and showrooms in scientific
work spaces are not only displays of knowledge, but play a crucial
role in its production. Thus, the leading question is: How much
exhibition is there in science?

Title and abstract until 15th of June to:
Margarete Vöhringer
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstrasse 18
10117 Berlin
voehringerzfl.gwz-berlin.de

Anke te Heesen
Luswig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Universität Tübingen - Schloss
Burgsteige 11
72070 Tübingen
anke.te-heesenuni-tuebingen.de

Reference:
CFP: Wissenschaft im Museum / Science in Museum (Tuebingen, 8-9 Apr 2010). In: ArtHist.net, May 12, 2009 (accessed Jul 16, 2025), <https://arthist.net/archive/31623>.

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