Umbilicus sueviae - Der Stuttgarter Hauptbahnhof
Kolloquium und Podiumsdiskussion, veranstaltet vom Institut für
Kunstgeschichte und vom Institut für Architekturgeschichte der
Universität Stuttgart, am
Freitag, 13. Juni 2008, 14:00-20:00 Uhr
Während landauf, landab über Rekonstruktionen gestritten wird und noch
das letzte neobarocke Stadtschloss und so manches Gebäude der frühen
Moderne über die Zeiten und den Verfall durch Rekonstruktionen gerettet
werden soll, hat sich Stuttgart zu einem ganz anderem Umgang mit seiner
historischen Bausubstanz entschlossen. Stuttgart hat nicht viele Bauten
aus dem frühen 20. Jahrhundert behalten, zum Glück aber den Bahnhof von
Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer. Der 1914 bis 1922 gebaute und
1927 endgültig fertig gestellte Hauptbahnhof ist ein Wahrzeichen
Stuttgarts und genießt in der Baugeschichte Weltruf. Der Bahnhof soll
nun amputiert, entkernt, ausgehöhlt werden zugunsten einer Planung, der
es an Charme und Reizen nicht fehlt. Ähnlich wie die Elbphilharmonie in
Hamburg ist die Stuttgarter Neuplanung ein spektakuläres Projekt, das
zwar mit dem historisch Überlieferten arbeitet, es sich aber in einer
Weise anverwandelt, dass von dem ursprünglichen Gebäude so gut wie
nichts mehr bleibt außer einer fragmentierten Hülle, die mit neuem
Inhalt gefüllt wird. Der Abriss der Flügelbauten zerstört die
harmonische Komposition des Gesamtbaus ebenso wie die radikalen
Eingriffe im Innenraum; die verbleibenden Fassaden werden zum bloßen
Bild im Stadtraum. Durch den Wegfall und die Umgestaltung des
Gleisapparats geht ein technisches Denkmal erster Güte verloren. An
seiner Stelle entsteht eine Shopping-Mall mit Gleisanschluss.
/Umbilicus sueviae/ - der Nabel Schwabens: Unter diesem Kennwort
hatten die Architekten Scholer und Bonatz ihren Entwurf zum Wettbewerb
1910/11 eingereicht./ /Das Kolloquium geht der Frage nach, ob und in
welcher Weise der Stuttgarter Hauptbahnhof dem Anspruch, der in diesem
Titel anklingt, gerecht geworden ist. Die Vorträge werden sich der
Stellung des Bauwerks im Kontext der Bahnhofsarchitektur im frühen 20.
Jahrhundert, seiner Planungsgeschichte, dem Architekten Paul Bonatz, dem
Verkehrskonzept sowie der aktuellen Debatte zur Umnutzung von Bahnhöfen
widmen. In der abschließenden Podiumsdiskussion sollen noch einmal Vor-
und Nachteile der Planung von Stuttgart 21 diskutiert werden.
Programm
Freitag, 13. Juni 2008
14:00 - 18:00 Uhr: Vorträge
Magdalena Bushart/ Klaus Jan Philipp (Stuttgart)
Einführung
Olaf Bartels (Hamburg)
Bahnhofsbauten um 1900. Die große Herausforderung der Verkehrstechnik an
die Architektur
Wolfgang Voigt (Frankfurt/Main) "Ein die
Überlieferung klug nutzender Neuerer". Der Architekt Paul Bonatz
Dietrich W. Schmidt (Stuttgart) Der
Hauptbahnhof im Stuttgarter Stadtbild
Hans-Peter Münzenmayer (Stuttgart) "Stuttgart
Hauptbahnhof, einzig in der Geschichte
der Eisenbahntechnik"
Ulrich Krings (Köln)
Die Modernisierung deutscher Großstadt-Bahnhöfe seit 1990: Facelifting
contra Denkmalschutz
"
18:30-20.00 Uhr Podiumsdiskussion
Teilnehmer/Teilnehmerinnen: Peter Conradi, Klaus Humpert, Ute Meyer, N.N.
Moderation: Christian Marquardt
Veranstaltungsort: Universität Stuttgart
Fakultät 1, Architektur und Stadtplanung
Keplerstr. 11, K 1
Raum 1.08 (1. OG)
Veranstalter:
Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart
Prof. Dr. Magdalena Bushart
magdalena.bushartikg.uni-stuttgart.de
<mailto:magdalena.bushartikg.uni-stuttgart.de>
Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart
Prof. Dr. Klaus Jan Philipp
klausjan.philippifag.uni-stuttgart.de
<mailto:klausjan.philippifag.uni-stuttgart.de>
Quellennachweis:
CONF: Kolloquium und Podiumsdiskussion "Umbilicus sueviae". In: ArtHist.net, 31.05.2008. Letzter Zugriff 27.04.2025. <https://arthist.net/archive/30458>.