CFP (English text below)
Best of? Eklektizismus in den bildenden Künsten von der Renaissance
bis in die Postmoderne
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie, Abt. Kunstgeschichte
5.-7. März 2009
Mit der legendären Erschaffung der Schönen Helena von Kroton wurde das
Gestaltungsprinzip des Eklektizismus in die bildende Kunst eingeführt:
Zeuxis wählte, als er in der Stadt Kroton die schöne Helena malte, fünf
Jungfrauen, um von jeder ihr schönstes Körperteil nachzubilden. Die durch
Cicero in De inventione in Bezug zur Rhetorik gesetzte und durch Plinius
d.Ä. verbreitete Anekdote wurde zum Paradigma für die Zusammenstellung
ausgewählter Teile zu einem neuen, schönen und harmonischen Ganzen.
Trotz seiner ursprünglich positiven Bewertung ist der Begriff des
Eklektizismus in Kunstkritik und Forschung inzwischen meist negativ
konnotiert, wobei sich die Auseinandersetzung mit diesem
Gestaltungsprinzip bislang auf den Bereich der historistischen
Architektur des 19. Jahrhunderts konzentrierte.
Probleme des Eklektizismus stellen sich zu allen seinen methodischen
Phasen: sichten - auswählen - neu zusammenstellen - der eigenen idea
anpassen und umformen - verschmelzen. Gerade in Hinblick auf die selectio
wird die Kanon bildende und Sehgewohnheiten prägende Kraft des
Eklektizismus deutlich. Der Eklektizismus wurde und wird immer wieder
kritisiert, inbesondere dann, wenn die zusammengestellten Teile nicht als
Ganzes und damit als gute combinatio, sondern als Ansammlung von
eigenständigen Einzelteilen ohne erkennbaren Mehrwert wahrgenommen
werden. Hierfür ist die erst in den letzten Jahren wissenschaftlich
rehabilitierte historistische Architektur ein herausgehobenes Beispiel.
Die Tagung wird epochenüberspannend von der Renaissance bis in die
Postmoderne Aspekte des positiven Eklektizismus zur Diskussion stellen,
ein Schwerpunkt wird hierbei auf den bislang in dieser Hinsicht kaum
untersuchten Bildkünsten liegen. In diesem Rahmen soll versucht werden,
den Begriff des Eklektizismus einer Revision und Neubewertung zu
unterziehen und wieder im Gesamtfeld der Kunstentwicklung zu
positionieren. Eine schärfere Abgrenzung gegenüber verwandten Phänomenen
wie Paraphrase, Nachahmung, kennerschaftlicher Anspielung und Zitat ist
noch zu leisten.
Themen für Vorträge könnten aus folgenden Bereichen vorgeschlagen werden:
Fallstudien des Eklektizismus im Oeuvre einzelner Künstler,
Untersuchungen zu Ausstattungsprogrammen (insbesondere für die Skulptur),
Vorlagenbücher als Musterbeispiele, Beiträge zu einer Theorie oder
Rhetorik des Eklektizismus, Eklektizismus als kulturelle Konstante (USA),
Traditionen des Eklektizismus (akademische Ausbildung), Eklektizismus im
kennerschaftlichen Qualitätsdiskurs, Auswirkungen des Eklektizismus auf
die populäre visuelle Kultur, Wechselwirkung zwischen Kanonbildung und
Eklektizismus, Eklektizismus und Innovation, Beschränkungen der
Kombinierbarkeit von Vorbildern (Decorum), Eklektizismus als geistreiche
Demonstration.
Wir laden ein, Vorschläge für Vorträge von 20 Minuten Dauer bis zum
15. April 2008
an folgende Adresse zu senden:
Dr. Doris Lehmann
Dr. Dr. des. Grischka Petri
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie, Abt. Kunstgeschichte
Regina-Pacis-Weg 1
53113 Bonn
oder an
dlehmannuni-bonn.de / grischka.petriuni-bonn.de
Tagungssprachen sind englisch und deutsch. Ihre Themenvorschläge
sollten den Umfang von einer Seite A4 oder 300 Wörtern nicht
überschreiten. Wir freuen uns über Ihre Zusendungen!
CFP
Best of? - Eclecticism in the Visual Arts from the Renaissance to
Postmodernism
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie, Abt. Kunstgeschichte
5-7 March 2009
The designing method of eclecticism was introduced into the Visual Arts
with the ancient painter Zeuxis’ legendary creation of the idealized
image of Helen of Troy: in order to represent Helen, Zeuxis selected and
synthesized the most perfect features of the five most beautiful maidens
of Croton. This anecdote, related to rhetoric strategies employed in
Cicero’s De Inventione and spread by Pliny the Elder, became a paradigm
for the assemblage of selected parts into a new, beautiful and harmonious
whole.
Despite its originally positive appraisal, the term ‘eclecticism’ today
for the most part carries negative connotations among scholars and art
critics. Moreover, until now, the debate on eclectic strategies has
focused on nineteenth-century architecture.
Eclecticism poses problems in all of its methodological stages: sighting;
selecting; combining; adapting and transforming according to the own
idea; fusing. Eclecticism’s power to form a canon and to shape visual
habits becomes apparent in particular with regard to selection.
Eclecticism has been criticised again and again, above all when the
recompiled parts are not perceived as a harmonious whole (a good
combinatio) but only as accumulation of separate pieces without any
discernible benefit. Historicist architecture, whose qualities have only
recently been reconsidered, can serve as a prominent example.
The aim of the conference is to discuss aspects of a ‘positive
eclecticism’, spanning the centuries from the Renaissance to
Postmodernism. Particular emphasis shall be placed on the Visual Arts,
which, to date, have only been sporadically examined in this respect.
In this context, we want to try to revise and to reconsider concepts of
eclecticism, and to reposition these concepts within the wider field of
artistic developments. A more precise differentiation from related
phenomena, such as paraphrase, emulation, allusion for connoisseurs and
citation, remains a desideratum.
Subjects of papers might be proposed from the following areas:
Case studies of eclecticism in the work of individual artists; studies of
decoration programmes (in particular sculptural); specimen books:
contributions to a theory of eclecticism or to the rhetoric of
eclecticism; eclecticism as a cultural constant (USA); traditions of
eclecticism (academic training); eclecticism as a part of the quality
discourse of connoisseurship; effects of eclecticism on popular visual
culture; interdependencies of eclecticism and the formation of canons,
eclecticism and innovation; limits of the combinability of prototypes
(decorum); eclecticism as a demonstration of wit.
We invite you to submit proposals for papers of max. 20 minutes by
15 April 2008
to the following address:
Dr. Doris Lehmann
Dr. Dr. des. Grischka Petri
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie, Abt. Kunstgeschichte
Regina-Pacis-Weg 1
53113 Bonn
or via email to
dlehmannuni-bonn.de / grischka.petriuni-bonn.de
Conference languages are German and English. Your proposals should
not exceed a maximum length of one A4 page or 300 words. We look
forward to receiving your submissions!
Reference:
CFP: Eklektizismus / Eclecticism (Bonn, 5-7 Mar 09). In: ArtHist.net, Feb 17, 2008 (accessed May 9, 2025), <https://arthist.net/archive/30128>.