CONF Jan 24, 2008

Mikro Makro Medium (Siegen, 14-16 Feb 08)

Jens

Mikro Makro Medium Eine Tagung der Nachwuchsforscher im SFB/FK 615
Medienumbrüche

14. bis 16. Februar 2008 Universität Siegen, Senatssaal

Das Forschungskolleg Medienumbrüche untersucht die Voraussetzungen,
Strukturen und Folgen medientechnisch bedingter Zäsuren in der
Kulturgeschichte. Im Zentrum stehen zwei besonders tief greifende
Umbrüche: die massenmediale Etablierung autographischer
Aufschreibesysteme um 1900 (Photo-, Phono- und Kinematographie) und die
gesellschaftliche Durchsetzung der digitalen Unterhaltungs- und
Gebrauchsmedialität um 2000 (Computer, World Wide Web, Global
Positioning System). In zahlreichen Teilprojekten werden die geistes-,
sozial- und ingenieurswissenschaftlichen Aspekte des Themas untersucht.
Zusätzlich haben sich Arbeitsgruppen gebildet, in denen die
Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher des Kollegs das
Ausgangsthema projekt- und disziplinenübergreifend bearbeiten. In dieser
Perspektive rücken insbesondere die historischen Bedingungen medial
kontrollier- und verfügbarer Räume, Ereignisse und Zeitintervalle in den
Fokus.

Die Tagung Mikro Makro Medium möchte ein Forum für Beiträge bieten, die
den historischen Wandel solch medialer Raumzeitkonfiguration in medien-,
literatur-, kunst-, technik- und wissenschaftshistorischer Hinsicht
thematisieren: Wie kann der Wandel seit dem 19. Jahrhundert beschrieben
werden?

Vier Problemfelder medialer Maßverhältnisse sind dabei auszumachen:

Medien helfen, in die allgemeinen, maßlosen Anschauungsformen Raum und
Zeit Relationen einzutragen, sie ermöglichen eine raumzeitliche
Orientierung jenseits mikrosozialer Dimensionen. Indem Medien Daten
aufzeichnen, speichern und verarbeiten, erschließen und bestimmen sie
durch standardisierte Maßeinheiten Räume und Zeiten. In der Geschichte
dieser medialen Skalierung lässt sich ein Differenzierungs- und
Ausweitungstrend beobachten: Sowohl im Kleinsten als auch im Größten
werden immer spezifischere Räume und Zeitintervalle verfügbar. Welche
mikro- und makrologischen Ordnungsschemata sind auszumachen? Wie steuern
etwa Zeitmessung, Kartierung, Mikro- und Teleskopie, Funkmeßtechnik,
Data Mining oder Archivordnungen gesellschaftliche Praktiken der
Verortung und Vergegenwärtigung?

Zugleich etablieren mediale Dispositive eine eigene Räumlichkeit und
Zeitlichkeit der Herstellung, Verteilung und Wahrnehmung von
Kommunikaten. Die Ausbildung medialer Produktionszentren sowie deren
Dezentralisierung, der unterschiedliche Zeitbedarf medialer
Herstellungs- und Verteilungsprozesse und die sektorielle Umstellung
medienvermittelter Kommunikation auf Echtzeit wirken ihrerseits auf die
jeweilige Gesellschaft zurück. Wie überlagern und überformen
Medientechnologien die Lokalitäten und Kausalitäten der Dinge und
Ereignisse? Bis zu welchem Punkt werden diese überhaupt erst durch
Medien generiert? Wie konstituiert die Verteilung von Theatern,
Verlagen, Lichtspielhäusern und Rundfunkanstalten kulturelle Zentren und
Peripherien? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Zentren und
Peripherien unter dem Eindruck des Digital Divide? Wie gestaltet sich
unter diesen Bedingungen eine politische Öffentlichkeit?

Im Feld zwischen medialer Skalierung von Raum und Zeit und der medialen
Konstitution von Orten und Ereignissen bestehen Differenzen und
Spannungen. Hier kann Reflexion einsetzen, die wiederum medial ausagiert
wird. In Künsten, Wissenschaften und ihren Diskursen lässt sich eine
mediale Raumzeitdiagnostik beobachten, die den historischen Wandel
medialer Raumzeitkonfigurationen affirmiert, kritisch begleitet oder
sogar vorwegnimmt. Von besonderem Interesse sind in diesem Bereich vor
allem solche Vorgriffe, also technologische, ästhetische und
begriffliche Prototypen, die in ihrem jeweiligen Feld einen mehr oder
weniger radikalen Bruch verwirklichen: Wie könnten die
Bewegungsdarstellungen vor und neben dem Bewegungsbild beschreiben
werden? Wie wird die apparative Einbeziehung des Rezipienten in die
mediale Darstellung vor und neben den Technologien der Virtuellen
Realität verwirklicht?

Die mediale Entwicklung vollzieht sich ungleichzeitig und partikular.
Wie könnte eine Raumzeitdiagnostik den Gegensatz zwischen mikrologischen
und makrologischen Perspektiven dementsprechend problematisieren? Nicht
in allen gesellschaftlichen Bereichen werden mediale Innovationen
zeitgleich verwirklicht, nicht alle Weltgegenden sind gleichermaßen in
die hier beschriebene Modernisierungsdynamik des Westens eingebunden.
Die traditionellen sozialwissenschaftlichen Unterscheidungen zwischen
makrotheoretischem System und mikrotheoretischer Organisation wäre auf
ihre medienhistorischen Bedingungen zu befragen: Lässt sich die
Mikro-Makro-Differenz heute noch allgemein voraussetzen? Welche
politischen Machtverhältnisse werden durch Mikro-Makro-Differenzen
festgeschrieben? Inwiefern tragen Theorien und Praktiken des Netzwerkes,
wie sie in den Science and Technology Studies formuliert werden, dazu
bei, diese Konflikte aufzulösen? 15 Nachwuchsforscherinnen und -forscher
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stellen auf unserer Tagung
ihre Forschungsergebnisse zur Diskussion.

Donnerstag, 14. Februar 2008

15:00-15:30 Uhr - Begrüßung durch Sprecher des Forschungskollegs und
der Nachwuchsforscher
15:00-15:30 Uhr - Einführung Jochen Venus: Mikro Makro Medium.
16:00-16:30 Uhr - Panel 1 Henriette Heidbrink / Jürgen Sorg: Mediale
Form als Dimension des Dazwischen
Kaffeepause
17:00-18:45 Uhr - Panel 1 (Forts.) Silke Roesler: Medium.
Map. Mobility. Sebastian Gießmann: Ganz klein, ganz groß. Das
Netzwerkdiagramm

Freitag, 15. Februar 2008

10:00-11:00 Uhr - Keynote Erhard Schüttpelz: Kontroversen in Flatland.
Die Globalisierungsgeschichte der Immutable Mobiles Kaffeepause
11:30-13:00 Uhr - Panel 2 Barbara Hollendonner: Der Blick nach Innen
Anne-Katrin Weber: Edisons Telephonoscope – Eroberung von Raum und Zeit
Mittagspause
14:30-16:00 Uhr - Panel 3 Jens Schröter:
MikroMakroMedienÄsthetik Katja Hoffmann: Medium Kunstausstellung –
Medium Bild Kaffeepause
16:30-18:00 - Panel 4 Florian Hoof: Film - Labor - Flow-Charting
Kirstin Schwidrowski, Stefan Freischlad: Lernfördernde
Medien

Samstag, 16. Februar 2008

09:30-12:00 - Panel 5 Axel Volmar: Signale, Pulse, Laufzeiten. Zur
Mikrozeitlichkeit akustischer Medien Gregor Schwering: Michel Foucault
und das Netzwerk einer Mikrophysik der Macht Kai Schubert: Navigieren
und Lokalisieren - ein medienhistorischer Vergleich Tagungsausklang

Siehe: www.mikromakromedium.de

Reference:
CONF: Mikro Makro Medium (Siegen, 14-16 Feb 08). In: ArtHist.net, Jan 24, 2008 (accessed May 10, 2025), <https://arthist.net/archive/29996>.

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