ÜBER WASSER / UNTER STROM
Die Elbe in Wissenschaft, Film und Literatur
Begleitprogramm zur Ausstellung "ALLES IM FLUSS. Ein Panorama der Elbe" im
Altonaer Museum
donnerstags, 19 Uhr, Forum Altonaer Museum
Eintritt: 4,- ¤, erm. 2,- ¤
Das Programm Februar und März 2007
Donnerstag, 1. Februar 2007, 19 Uhr
Filmvorführung in Kooperation mit CineGraph: "Liebe 47" (Dtld. 1948/49)
Gast: Michael Töteberg
Eine freie Verfilmung von Wolfgang Borcherts Stück “Draußen vor der Tür³:
Dem Verzweifelungsschrei eines Kriegs-Heimkehrers gab Regisseur W.
Liebeneiner eine positive Wendung, in dem er Beckmann (Karl John) eine junge
Frau (Hilde Krahl) an die Seite stellte. Zwei verlorene Seelen retten sich
gegenseitig und gewinnen so Lebenszuversicht. In einer eigentümlichen
Mischung aus Zeitstück und Liebesromanze, surrealen Traumszenen,
Studioszenen und überhöhten Realismus ist der 1949 uraufgeführte Film ein
Dokument, nicht zuletzt durch eindringliche Bilder von der Hamburger
Trümmerlandschaft und dem Glockenfriedhof im Hafen.
Michael Töteberg, Lektor im Rowohlt Verlag, ist Filmhistoriker und bereitet
eine Neuedition von Wolfgang Borcherts Gesamtwerk vor
Donnerstag, 8. Februar 2007, 19 Uhr
Vortrag
Prof. Dr. Uwe M. Schneede: Der Elbschlick, die Kunst und ein Skandal. Beuys'
Spülfeldprojekt
Joseph Beuys wurde 1983 von der Freien und Hansestadt Hamburg eingeladen,
ein künstlerisch-ökologisches Projekt zu planen. Ausgehend vom Spülfeld in
Altenwerder, dem Teile des Dorfs hatten weichen müssen und das er durch
einen symbolischen Akt zur “Kunstzone³ erklären wollte, entwarf er die Idee
von einer beispielhaften Koalition aller an ökologischen Problemen
interessierten Gruppen und Parteien, die den Hamburger Umweltproblemen
beikommen sollten. Als die Hamburger Politik das Vorhaben untersagte, kam es
zum öffentlichen Skandal.
Uwe M. Schneede war von 1991 bis 2006 Direktor der Hamburger Kunsthalle. Er
hat zahlreiche Bücher zur Kunst des 20. Jahrhunderts, unter anderem auch zu
Joseph Beuys, publiziert
Donnerstag, 15. Februar 2007, 19 Uhr
Vortrag
Prof. Dr. Günther Miehlich: Schlick und anderer Hamburger Schiet. Eine
"Kulturgeschichte" Hamburger Schlämme
Kultur ist dem lateinischen cultura (Ackerbau) entlehnt und genau damit hat
Hamburger Schlick viel zu tun. Er bildet die Basis für die Kultur der
Hamburger Elbmarsch. Zum für Hamburg extrem teuren Problemstoff wurde der
Schlick erst durch die Einleitung von Schadstoffen. Auch die Erfindung des
Wasserklosetts ist eine Kulturleistung. Selbst der Kronprinz hat 1895 das
Hamburger Siel befahren. Durch schieren Geiz hat sich Hamburg dadurch die
Cholera an den Hals geholt, nicht so das kluge Altona.
Günther Miehlich ist emeritierter Professor für Bodenkunde der Universität
Hamburg, er war Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften und von 2000-2003
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats Bodenschutz am
Bundesumweltministerium
Donnerstag, 22. Februar 2007, 19 Uhr
Vortrag
Sylvia Necker M.A.: Ein Wolkenkratzer für das Dritte Reich. Die
Elbuferplanungen des Hamburger Architekten Konstanty Gutschow von 1939-1944
Hamburg sollte unter nationalsozialistischer Herrschaft neben vier anderen
Städten zur “Führerstadt³ umgebaut werden. Der Architekt Konstanty Gutschow
wurde für diese Aufgabe ausgewählt und legte umfangreiche Planungen zur
Neugestaltung des Elbufers vor. Der Vortrag gibt einen Einblick in die
Vorschläge zur Neugestaltung, die nie zur Durchführung kamen, und verortet
die Bedeutung Gutschows für die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Sylvia Necker ist Historikerin und arbeitet an einer Dissertation über
"Bauen und Ordnung. Stadtbaukonzepte und Ordnungsvorstellungen des
Hamburger Architekten Konstanty Gutschow im Spannungsfeld von Stadt und
Natur" an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg
Donnerstag, 1. März 2007, 19 Uhr
Filmvorführung in Kooperation mit CineGraph: "Desperado City" (BRD 1980/81)
Gast: Vadim Glowna
Glownas erfolgreiches Regie-Debüt zeichnet ein ungewöhnliches, raues Bild
mit düsteren Hinterhöfen, vergammelten Treppenhäusern und nächtlichen
Irrfahrten im Taxi durch Altona, Eimsbüttel und St. Pauli. “Desperado City³
ist in Film über Außenseiter und Aussteiger. Doch hier gewinnt die Elbe
symbolische Qualität: In zwei Szenen, gedreht auf dem Dach zwischen
Palmaille und Großer Elbstraße, öffnet sich der Blick auf die Elbe Richtung
See, ein Bild der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Vadim Glowna, geboren 1941, ist Schauspieler und Regisseur. Einem breiten
Publikum ist er aus Spielfilmen wie “Steiner das eiserne Kreuz³ (1977) und
“Der alte Affe Angst³ (2003) sowie Fernsehserien wie “Derrick³ oder “Tatort³
bekannt. Für sein Regie-Debüt “Desperado City³ erhielt er 1981 die Goldene
Palme bei den Filmfestspielen in Cannes.
Donnerstag, 8. März 2007
Vortrag
Dr. Norbert Fischer: Das wilde und das gezähmte Wasser über Deiche,
Schleusen und Stackwerke an der Niederelbe
Die Geschichte der Niederelbe ist die Geschichte ihrer Zähmung. Den von der
Nordsee einströmenden Fluten wurden von Menschenhand gebaute Deiche und
Schleusen, Stack- und Sperrwerke entgegengesetzt. Dennoch brach sich das
"wilde Wasser" durch Strömungsverlagerungen und Sturmflutkatastrophen immer
wieder seine Bahn und zeitigte bis in die Gegenwart teils verheerende
Folgen.
Norbert Fischer, Sozial- und Kulturhistoriker, Privatdozent an der
Universität Hamburg, forscht zur Regional- und Landschaftsgeschichte
Norddeutschlands
Donnerstag, 15. März 2007, 19 Uhr
Vortrag
Prof. Dr. Achatz von Müller: Der Fluss der Geschichte. Erkundung eines
imaginären Raumes
Welt und Paradiesströme durchziehen ältere Geschichtsvorstellungen. Aber es
ist die Geschichte selbst, die vermeintlich fließt als Strom des
unaufhörlichen Wandels der Dinge und des Gedächtnisses. Geschichte ist eine
imaginäre Flusslandschaft zwischen Erinnerung und Vergessen. Von hier führt
ein direkter Weg zur Flussassoziation universalistischer
Weltherrschaftsträume Europas und in das ersehnte Reich der
Geschichtslosigkeit als Blick auf zwei Flusslandschaften: den Menschen im
Banne seiner Blutflüsse und der big currency des Geldes.
Achatz von Müller ist Ordinarius für Geschichte des Mittelalters an der
Universität Basel und Mitglied im Stiftungsrat des Altonaer Museums
Donnerstag, 22. März 2007, 19 Uhr
Vortrag
Dr. H. Helene Kranz: Von Stören, Lachsen und Aalen. Geschichten zur
Fischerei in der Elbe
In der Elbe zwischen Altona und Schleswig-Holstein werden seit jeher vor
allem Wanderfische gefangen. Die einen ziehen zur Eiablage den Fluss hinauf,
die anderen schwimmen zum Laichen ins Meer. Im 19. Jahrhundert fing man hier
reichlich Stör und Lachs, heute noch Stint und den immer seltener werdenden
Aal.
Helene Kranz ist Biologin in Hamburg. Sie hat u.a. 2005 für das Jenisch Haus
die Ausstellung “Das Museum Godeffroy" und für die laufende Elbe-Ausstellung
den Abschnitt "I" Fluss" kuratiert.
Donnerstag, 29. März 2007, 19 Uhr
Lesung
Stefan Beuse: "Wasserspiele"
Der aus Westfalen zugezogene Hamburger Stefan Beuse liest eine
Elbe-Geschichte aus der "Gebrauchsanweisung für Hamburg", befasst sich mit
dem tierischen Meerbewohner "Der Wal" und entführt uns an einen See mit
einem Auszug aus dem Erzählband "Wir schießen Gummibänder zu den Sternen".
Stefan Beuse, geb. 1967 in Münster, lebt als freier Autor in Hamburg.
Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. "Kometen" (2000), “Gebrauchsanweisung
für Hamburg³ (2001), “Die Nacht der Könige³ (2002) und “Lautlos³ (2004). Er
erhielt 1999 den Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
in Klagenfurt und den GWK-Literaturförderpreis. 2005 war er Writer in
residence an der Cornell University in Ithaca, New York.
ALLES IM FLUSS
Ein Panorama der Elbe
Altonaer Museum
Öffnungszeiten: Di So von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr
Eintritt: 6 Euro / erm. 4 Euro / Familienkarte 10 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt
Die Ausstellung thematisiert am Beispiel des Elbabschnitts zwischen Altona
und Schulau die kunst- und kulturgeschichtliche sowie die wirtschafts- und
naturhistorische Entwicklung dieser Region in den vergangenen 250 Jahren. In
fünf Raumeinheiten auf insgesamt 1.200 Quadratmetern wirft die Ausstellung
einen multiperspektivischen Blick auf den Fluss und sein Verhältnis zur
Region Altona.
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Altonaer Museum Hamburg
Matthias Seeberg
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Museumstraße 23
22765 Hamburg
E-Mail: matthias.seebergaltonaermuseum.de
<mailto:matthias.seebergaltonaermuseum.de>
Quellennachweis:
ANN: Ueber Wasser/Unter Strom (Hamburg, Feb-Mar 07). In: ArtHist.net, 22.01.2007. Letzter Zugriff 13.05.2025. <https://arthist.net/archive/28941>.