CFP 17.06.2005

JT d. Europ. Totentanzvereinigung (Bern 28.-30.04.06)

CFP: Makabre Erotik von Niklaus Manuel bis in die Gegenwart, Bern 2006

Deadline: 15. Dezember 2005

Die Europäische Totentanz-Vereinigung trifft sich vom 28. bis zum 30.
April 2006 zu ihrer 12. Jahrestagung in der schweizerischen
Bundeshauptstadt Bern. Gastgeber ist das Historische Museum, das in
seinen Räumen die ältesten Kopien des Totentanzes präsentiert, den
Niklaus Manuel Deutsch 1516/17 auf die Friedhofsmauer des Berner
Dominikanerklosters gemalt hat. Die Bilderfolge, die auf 80 Metern in 24
Szenen Vertreter aller Stände vom ranghöchsten Kirchenfürst bis zu den
Ungläubigen in Begleitung des Knochenmanns darstellt, wurde 1660
zerstört. Doch die 1649 von Albrecht Kauw angefertigten Gouachen
vermitteln sinnfällig, was damals zu sehen war.

Da Moralvorstellungen und Sittenkritik im Werk von Niklaus Manuels eine
herausragende Rolle spielen, wird der Tagungsschwerpunkt der makabren
Erotik gewidmet sein. Schon im Zeitalter der Reformation liebkosen
Gerippe scheinbar unschuldige Jungfrauen, bedrängen sie schamlos, greifen
ins Dekolleté oder gar unter den Rock. Eros und Thanatos sind nahe
verwandt, nicht nur in der antiken Mythologie, sondern auch in der
christlichen Kunst. Theologen und Künstler greifen dabei gleichermaßen
auf den biblischen Sündenfallbericht zurück. In spät- und
nachmittelalterlicher Zeit hat sich der Tod und das Mädchen als eines der
erfolgreichsten Einzelmotive aus der Totentanzthematik emanzipiert. Es
begegnet in Handschriften und Drucken, in Gemälden, Liedern und Dramen
bis hin zu Comic und Film. Dabei mag es überraschen, dass die
Todeskandidatin oft so gar nichts Kindlich-Naives an sich hat. Die Rollen
sind vielfältig: vom mehr oder weniger wehrhaften Opfer über die
abgestrafte Verführerin zur gebärfreudigen Siegerin, die den Fortbestand
des Lebens gewährleistet. Im Totentanz ist bis hin zur Pornographie fast
alles möglich: Es gibt Kaiserinnen und von Geschlechtskrankheiten
gezeichnete Huren, Nonnen und freudig erregte Bräute, dämonische
Schönheiten, Trauernde und Greisinnen, die sich längst ihrem Schicksal
ergeben haben.

Willkommen sind Beiträge zur makabren Kunst aus den Fächern Kultur-,
Literatur-, Film- und Theaterwissenschaft, Theologie, Volkskunde, Musik-,
Tanz-, Medizin- und natürlich Kunstgeschichte. Pro Referat sind 20
Minuten zuzüglich 10 Minuten Zeit zur Diskussion vorgesehen. Die
Veröffentlichung erfolgt in "L'art macabre", dem Jahrbuch der
Europäischen Totentanz-Vereinigung.

Informationen zum Ablauf der Tagung erteilt:

Europäische Totentanz-Vereinigung, Dr. Uli Wunderlich, Marienstraße 25,
D-40212 Düsseldorf, Telefon +49 211 8549005, Fax +49 211 8693790, Mail:
webmastertotentanz-online.de

Tagungsinformationen und Meldeformulare für Referenten finden Sie im
Internet unter

http://www.totentanz-online.de/tagungen/ankuendigung.htm

Quellennachweis:
CFP: JT d. Europ. Totentanzvereinigung (Bern 28.-30.04.06). In: ArtHist.net, 17.06.2005. Letzter Zugriff 28.01.2025. <https://arthist.net/archive/27303>.

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