Vergangenheit und Zukunft der Heidelberger Schlossruine
100 Jahre nach dem Ende des Denkmalstreits
Kolloquium im Heidelberger Schloss, 8. und 9. Juni 2005
Die erbitterte Diskussion um die Wiederherstellung des Heidelberger
Schlosses wurde 1901 auch zur nationalen Frage. Gleichzeitig kam die bisher
übliche Praxis der historisierenden Wiederherstellung von Baudenkmälern auf
den Prüfstand. Ergebnis: Die weitere Rekonstruktion des Schlosses
unterblieb.
Sein Ende fand der Schlossstreit 1905: Den VI. Tag für Denkmalpflege in
Bamberg dominierten die Gegner des Wiederaufbaus und Georg Dehio formulierte
seine berühmte Empfehlung, "...daß man sich jetzt begnügen möge mit
denjenigen Schutzmaßregeln [...], welche ganz sicher eine Fortdauer des
Gebäudes ohne schwere Schädigungen auf eine absehbare Zeit hin, sagen wir
auf 50, sagen wir auf 100 Jahre garantieren - und dann wollen wir eine neue
Heidelberger Debatte anfangen."
Nach 100 Jahren ist es also an der Zeit, sich erneut mit dem Heidelberger
Schlossstreit und seinen Folgen zu beschäftigen. Die noch bis zum 17. Juli
2005 geöffnete Ausstellung zeichnet - parallel zum Kolloquium - den Verlauf
des Schlossstreites nach, fragt nach Voraussetzungen und Ursachen, aber auch
nach den Folgen, den resultierenden Baumaßnahmen und dem aktuellen Zustand
des Schlosses. Eine erstmals gezeigte Auswahl an Plänen der bedeutenden
Bauaufnahme von Koch und Seitz, zahlreiche Originalschriften, Zeichnungen
von Carl Schäfer, bemerkenswerte Skulpturen und das große, 1902/03 zur
Veranschaulichung der Planung angefertigte große Schlossmodell werden
präsentiert.
"Konservieren, nicht restaurieren" - dieses einprägsame, durch Dehio populär
gewordene Diktum beherrscht bis heute das Bewusstsein und Handeln der
staatlichen Denkmalpflege, wobei sich Anspruch und Realität aber oftmals wie
"Traum und Wirklichkeit" verhalten. Das Kolloquium soll die am Heidelberger
Schloss seit einem Jahrhundert durchgeführten und gegenwärtig vorbereiteten
Maßnahmen beleuchten, auch in kritischem Bewusstsein der gegenwärtigen,
historisch bedingten denkmalpflegerischen Grundsätze.
Veranstalter:
Referat Denkmalpflege im Regierungspräsidium Karlsruhe,
in Verbindung mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart
Anmeldung:
Regierungspräsidium Stuttgart
Landesamt für Denkmalpflege
Öffentlichkeitsarbeit
Berliner Str. 12
73728 Esslingen a. N.
Fax 0711 / 664 63-444
Eine Anmeldung ist erforderlich. Der Tagungsbeitrag von 50,00 Euro
beinhaltet Abendvortrag, Ausstellungs- und Schlossführungen, sowie
Kaffeepausen.
Zu Ausstellung und Kolloquium: http://www.traum-und-wirklichkeit.de
<http://www.traum-und-wirklichkeit.de/>
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PROGRAMM:
Mittwoch, 8. Juni 2005
Ab 12.00 Uhr: Anmeldung im Tagungsbüro
13.00 - 14.30: Führung durch die Ausstellung
14.30
Begrüßung der Teilnehmer
15.00
Dr. Johannes Wilhelm, Karlsruhe
Einführung in das Kolloquium
15.30
Dipl.-Ing. Christoph Schwarzkopf, Weimar und Karlsruhe
Kritische Anmerkungen zum Schlossstreit
16.00
Dr. Clemens Kieser, Karlsruhe
Die Ruine im heutigen Verständnis
16.30: Kaffeepause
17.00
Dr. Wolfgang Seidenspinner, Karlsruhe
Zum Problem der Authentizität
17.30
Dr. Michael Goer, Stuttgart
Dehios Forderungen im Spiegel der Gegenwart
Öffentlicher Abendvortrag im Königssaal des Schlosses:
19.15 - 20.15 Uhr
Dr. Wolfgang Wiese, Bruchsal
Der Friedrichsbau - zur Musealisierung des Schlosses
Donnerstag, 9. Juni 2005
9.00
Dr. Melanie Mertens, Freiburg
Alltag einer Ruine: Sicherungsmaßnahmen und Umbauten der letzten 100 Jahre
9.30
Dipl.-Ing. Peter Thoma, Mannheim
Aktuelle Baumaßnahmen: Pflege, Zwänge, Möglichkeiten
10.00
Prof. Augusto Romano Burelli, Udine
Mors et renovatio der Antike. Das Heidelberger Schloss
10.30 - 11.00: Kaffeepause
11.00h - 11.30h
Otto Teschauer, Karlsruhe
Das Baubüreau des Heidelberger Schlosses 1883-1889: Ziele und Ergebnisse
11.30
Dr.-Ing. Claudia Mohn, Stuttgart
Aktuelle Bauforschung am Gläsernen Saalbau
12.00
Dr. Hartmut Schäfer, Stuttgart
Über den Umgang mit Befunden
12.30 - 13.30: Mittagspause
13.30 - 15.00
Thematische Schlossführungen
15.00
Dipl.-Ing. Siegfried Kendel, Mannheim
Kritische Sicht auf Vermarktung und Tourismus
15.30
Dr. Hermann Diruf, Karlsruhe
Denkmalpflegerische Praxis an der Schlossruine
16.00
Abschlussdiskussion
Dr. Clemens Kieser
Regierungspräsidium Karlsruhe
Denkmalpflege, Ref. 25
76247 Karlsruhe
Tel. 0721 / 926-4866 - Fax 0721 / 926-4800
clemens.kieserrpk.bwl.de <mailto:Clemens.Kieserlda.bwl.de>
Reference:
CONF: Heidelberger Schlossruine (8/9 Juni 2005, Heidelberg). In: ArtHist.net, Apr 21, 2005 (accessed Jul 6, 2025), <https://arthist.net/archive/27121>.