CFP Dec 13, 2004

IFK_Akad. 2005: Dienst am Geheimnis (Wien 21.-27.08.05)

Eva Cescutti

CALL FOR PAPERS

IFK_Akademie 2005: Dienst am Geheimnis

21.-27. August 2005
Einreichfrist: 4. März 2005

Zielsetzungen:

Mit den seit 2003 jährlich stattfindenden Akademien will das IFK folgende
Ziele realisieren:

- Stärkung kulturwissenschaftlicher Verfahren und Perspektiven in den
Humanwissenschaften

- Nachwuchsförderung im Wege einer intensiven Zusammenarbeit von jungen
und bereits arrivierten ForscherInnen

 

IFK_faculty:

Leitung:

Prof. Dr. Joseph Vogl, Fakultät Medien, Bauhaus Universität Weimar

Weitere Mitglieder:

Prof. Dr. Hans Belting, IFK Internationales Forschungszentrum
Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Helmut Müller-Sievers, Department of German, Northwestern
University

Prof. Dr. Bernhard Siegert, Fakultät Medien, Bauhaus Universität
Weimar

Prof. Dr. Juliane Vogel, Institut für Germanistik, Universität Wien

 

Rahmenthema: Dienst am Geheimnis

 

Die Zirkulation von Geheimnissen bestimmt den Aufbau kulturellen Wissens
ebenso wie die Vollzugsweisen sozialer Kommunikation. Hat Georg Simmel
das Geheimnis einmal eine der „größten Errungenschaften der Menschheit“
genannt, so ist damit nicht zuletzt die Struktur symbolischer Ordnungen
gemeint, die sich um ein Wechselspiel von Geheimnis und Offenbarung, von
Verbergen und Enthüllen organisieren. Das Geheimnis ist mit markanten
Grenzziehungen und Exklusionen verknüpft, und als andere Seite eines
Willens zum Wissen eröffnet es ein Problemfeld, das in dreifacher
Hinsicht zum Gegenstand der IFK_Akademie 2005 werden soll. So geht es
erstens um verschiedene Variationen des Geheimen und Geheimnisvollen, die
vom Mysteriösen bis zum Arkanum, von der Intimität bis zur heimlichen
Machenschaft, von Figuren des Rätsels und der Verschlüsselung bis hin zum
Insistieren unbewußter Sinnlagen reichen. Neben diesen verstreuten
Objekten stehen zweitens verschiedene Methoden und Praktikenzur Debatte,
die die Fabrikation des Geheimen durch Strategien der Verheimlichung und
der Verstellung, durch die Organisation von Schwellen und
Zugangsbedingungen für entrückte Wissenskomplexe garantieren. Drittens
schließlich ist die kulturelle Logik von Geheimnissen nicht von jenen
Schauplätzen und Szenen, Ereignissen und Eklats zu trennen, die das
Verborgene ans Licht, das Versteckte an den Tag bringen und somit
spezifische Enthüllungsprotokolle definieren.

Die IFK_Akademie soll die kulturelle Funktion des Geheimnisses historisch
wie systematisch sondieren.

 

Subthemen:

 

Im einzelnen sollen folgende Aspekte und Problemstellungen in den
Mittelpunkt gestellt werden:

1. Politik des Geheimnisses (Joseph Vogl): Diverse Praktiken führen zu
der Erzeugung jener verschlossenen Räume, in denen sich Arkanwissen und
die politische Dimension von Geheimnissen formiert. Vom mystischen Kern
souveräner Repräsentation bis zum geheimen Staatsarchiv, vom
alteuropäischen Sekretär bis zum Secret Service, von bürokratischen
Verdunkelungen bis zu Fragen verschlüsselter Information in der
Kryptologie läßt sich eine Verschränkung von Geheimhaltung und
politischen Strategien verzeichnen. Dabei geht es auch um die
vielfältigen Figuren politischer Macht, deren Geschichte, deren Diskurs
und deren Vollzugsweise sich über die Referenz an ein systematisches
Verbergen konstituiert.

2. Verrat und Verschwörung (Helmut Müller-Sievers): Der moderne Staat und
seine Kultur sind zusammen mit Geheimgesellschaften und verschwörerischen
Gruppierungen aus der Taufe gehoben worden (Reinhart Koselleck). Seitdem
ist die Verschwörung das dunkle Gegenstück zur rationalen Transparenz,
schleicht sie mit ihrem Drang zur Theorie und zur systematischen
Geschlossenheit neben den Wissenschaften, den Philosophien und selbst den
Romanen des 19. und 20. Jahrhunderts einher. Abseits von den ihr eigenes
Geheimnis erzeugenden Verschwörern steht der Verräter, der einsame Held
einer ungeheuren Tat, die sich im Moment des Eklats erschöpft und stets
das Selbst ihres Urhebers erfaßt und verzehrt.

3. Kulturen der Intimität (Juliane Vogel): Kulturen der Intimität werden
generell mit der Entwicklung bürgerlicher Lebensformen in Zusammenhang
gebracht. Sie gestalten eine vor dem Zugriff des Staates auch rechtlich
gesicherte Privatsphäre. Dabei regeln sie nicht nur Praktiken der
Diskretion und der Abschirmung, sondern auch Praktiken der Ausstellung,
der Inszenierung und der Selbstpreisgabe. Indem sie dem Einzelnen ein
Geheimnis - des Herzens oder der Sexualität - unterstellen, verführen sie
ihn zugleich zu dessen Mitteilung. Im Namen der Intimität aktivieren sie
Mitwisser und Vertraute, stellen sie Medien und Codes der
Selbstaussprache zur Verfügung und offerieren Situations- und
Rollenmuster.

4. Verhüllungen (Hans Belting): Das Geheimnis wird vom Bildermachen
bedroht und angezogen zugleich. Es hat zu Bilderverboten eingeladen oder
Anlaß dazu gegeben, Bilder zum Gebrauch für Eingeweihte zu verschlüsseln.
In der Spannung zwischen Ostension und Verbergen sind Bilder Gegenstände
kultischer wie ästhetischer Prozeduren, in denen sich das verhüllte Bild
um jene Verhüllungen verdoppelt, die sich im Bild selbst zeigen. Sei es
Maske, Schleier, Vorhang, Mimikry oder bloßer Schein: die Erscheinung im
Bild ist mit einer Logik des Sichtbaren verknüpft, die – bis hin zu
technischen und wissenschaftlichen Bildgebungen – vom Insistieren eines
Unsichtbaren oder Unentdeckten zehrt.

5. Das Obskure (Bernhard Siegert): Aufklärungstechniken erzeugen – -
philosophisch wie militärisch – das Obskure als ihren Schatten. Während
man seit Descartes die Ideen nach Begriffen des Klaren und Dunklen, des
Distinkten und Verworrenen sortiert, geht es hier um eine Kultur- und
Mediengeschichte des Obskuren in seinem Verhältnis zu Techniken der
Erhellung und Beleuchtung. Dunkel ist der Sinn wirrer Grafiken, verworren
die Wahrnehmung von Vielheiten, während der Wald etwa als das Außen der
Zivilisation zum Inbegriff des Dunkel-Verworrenen wird. Gerade seit dem
19. Jahrhundert aber gerät das Obskure und Konfuse auf verschiedenen
Gebieten zum Angelpunkt des Wissens selbst: Wolken werden zu Daten und
Daten zu Wolken.

 

TeilnehmerInnen:

DoktorandInnen und PostdoktorandInnen, die nicht älter als 35 Jahre sind
und ein zentrales Interesse am Projekt der Kulturwissenschaften und
Cultural Studies haben.

 

Arbeitsablauf:

Die verschiedenen Subthemen werden in einzelnen Blöcken mit Referaten
verhandelt. Die TeilnehmerInnen verpflichten sich zur Übernahme eines
Arbeitsthemas. Um eine intensive Diskussion und einen ausgeglichenen
Wissensstand der StipendiatInnen zu garantieren, wird die Lektüre von
grundlegenden Texten bzw. Dokumenten, die als Arbeitsunterlagen im voraus
zugesandt werden, vorausgesetzt.

 

Arbeitssprache:

Deutsch. Bewerbungen aus dem nicht-deutschsprachigen Raum sind
willkommen.

 

Bewerbungsunterlagen:

1) Datenblatt (siehe Antragsformular auf http://www.ifk.ac.at)

2) Tabellarischer Lebenslauf und Lichtbild

3) Tabellarischer Bildungsgang (Schule, Universität, etc.), Kopie des
letzten akademischen Abschlußzeugnisses; gegebenenfalls Liste der
wissenschaftlichen Veröffentlichungen

4) Interessenskizze (maximal 1 Seite) und/oder konkreter Themenvorschlag
zu einem der fünf Subthemen (maximal 1 Seite).

 

Ende der Bewerbungsfrist: 4. März 2005

 

Auswahl der TeilnehmerInnen:

Die Auswahl der TeilnehmerInnen erfolgt durch die IFK_faculty Mitte
April 2005.

Im Mai 2005 nehmen die Mitglieder der IFK_faculty mit den StipendiatInnen
Kontakt auf, um die einzelnen Beiträge für die Akademie sowie die weitere
Vorgangsweise zu vereinbaren.

 

Stipendienumfang:

Alle ausgewählten BewerberInnen, insgesamt maximal 20 Personen, erhalten
vom IFK ein Stipendium, das Unterbringung im Einzelzimmer und Verpflegung
sowie die Bereitstellung der Arbeitsunterlagen beinhaltet.


Die Reisekosten sind selbst zu tragen.

Die Verständigung über die erfolgreiche Bewerbung erfolgt Ende April
2005. Zu diesem Zeitpunkt werden auch die organisatorischen Details
bekannt gegeben.

 

Ort und Zeit der Akademie:

St. Wolfgang, 21.–27. August 2005

 

 

Der Antrag ist per Post bis spätestens 4. März 2005 (Fax oder E-Mail
nicht zulässig; es gilt das Datum des Poststempels) zu senden an:

 

IFK

Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften

zu Hd. Dr. Lutz Musner

Reichsratsstraße 17

1010 Wien

Österreich

Tel.: (+43-1) 504 11 26-29

Fax: (+43-1) 504 11 32

E-Mail: musner@ifk.ac.at

http://www.ifk.ac.at

 

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Dr. Eva Cescutti
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
Reichsratsstraße 17
A-1010 Wien
Tel.: (+43-1) 504 11 26-28
Fax: (+43-1) 504 11 32
<mailto:cescutti@ifk.ac.at> cescutti@ifk.ac.at
<http://www.ifk.ac.at/> http://www.ifk.ac.at

Reference:
CFP: IFK_Akad. 2005: Dienst am Geheimnis (Wien 21.-27.08.05). In: ArtHist.net, Dec 13, 2004 (accessed Dec 17, 2025), <https://arthist.net/archive/26866>.

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